Exklusiv: Fredi Bobic vom VfB ist Einzelhandelskaufmann, der Mainzer Christian Heidel war Chef eines Autohauses, Horst Heldt aus Schalke ist KfZ-Mechaniker: Um dieses Durcheinander zu regeln will die DFL einen Ausbildungsplan für die sportlich Verantwortlichen in den Clubs entwerfen – mit gewissen Kriterien.

Stuttgart - Willkommen beim Beruferaten! Die formale Aufklärung: Fredi Bobic vom VfB Stuttgart ist Einzelhandelskaufmann. Der Mainzer Christian Heidel war Chef eines Autohauses. Horst Heldt aus Schalke hat eine Ausbildung als KfZ-Mechaniker. Der Wolfsburger Klaus Allofs ist Versicherungskaufmann, Rudi Völler aus Leverkusen ist Bürokaufmann. Michael Zorc von Borussia Dortmund und Oliver Kreuzer aus Hamburg fallen raus. Sie haben keinen Abschluss. Und so weiter. Alle haben was gemeinsam: sie arbeiten nicht in ihrem Job – sondern?

 

Die wirkliche Aufklärung: sie sind Manager bei einem Bundesligaverein – ein Beruf, den bisher jeder frei von Schranken und von Vorkenntnissen ausüben kann.

Die Trainer brauchen einen Trainerschein, die Schiedsrichter eine Schiedsrichterlizenz und die Spielerberater eine Agentenbescheinigung – nur Manager brauchen nichts. Aber ändert sich das bald? Die Verantwortlichen in der Deutschen Fußball-Liga (DFL) beschäftigen sich mit diesem Thema, das in den Clubs kontrovers diskutiert wird. „Was wäre für uns eine vernünftige Ausbildung?“, sagt Bobic.

Eine abschließende Antwort hat auch Heribert Bruchhagen noch nicht gefunden. Der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Eintracht gehört zum Vorstand des Ligaverbands. Es sei schwierig, einen allgemein gültigen Lehrplan zu formulieren, sagt Bruchhagen. Denn dazu stelle sich die Situation in den Vereinen zu unterschiedlich dar. „Die einen haben einen Stollenschuhmanager mit einem perfekten Apparat hinter sich. Dann kann das funktionieren. Aber wenn dieser Apparat nicht da ist, geht es schief“ – mit dem reinen Stollenschuhmanager, meint Bruchhagen, womit sich die Exprofis angesprochen fühlen dürfen, die in fast jedem Verein mit am Ruder sind.

Auf die Tätigkeit vorbereitet

Nicht jeder von ihnen ist den Weg von Bobic gegangen, der vor seinem Einstieg beim VfB auf freiwilliger Basis zumindest ein paar Erfahrungen in diesem Metier sammelte – etwa durch Hospitanzen bei der DFL oder bei einem Fernsehsender. So hat er sich auf seine Tätigkeit vorbereitet – im Gegensatz zu Kollegen, die wie beispielsweise einst Horst Heldt beim VfB von einem Tag auf den anderen zum Manager geworden sind. Doch kann man diesen Beruf überhaupt erlernen? Und wenn ja, wie?

Die DFL steht vor der Herausforderung, dass sich die Szenerie heterogen darstellt. So schwankt allein das Umsatzvolumen der 18 zudem auch noch unterschiedlich strukturierten Bundesligisten – die einen firmieren als Kapitalgesellschaften, die anderen als eingetragene Vereine – zwischen 15 Millionen Euro (Braunschweig) und 400 Millionen Euro (FC Bayern). Dabei ist das Anforderungsprofil an denjenigen, der 15 Millionen zu verwalten hat, zwangsläufig ganz anders als bei 400 Millionen. Bei einem kleineren Club muss der Manager ein Allrounder sein, bei einem großen benötigt man Spezialisten. So haben die Bayern ihren Vorstand kürzlich auf fünf Personen erweitert.

Daraus leitet sich für die DFL das kaum lösbare Grundsatzproblem ab, welche Lizenz gegebenenfalls ausgerufen werden soll – eine für den 15-Millionen-Euro-Mann oder eine für den 400-Millionen-Euro-Mann?

Einheitlicher Ausbildungsplan

Das bedeutet, dass ein einheitlicher Ausbildungsplan von der Stange kaum sinnvoll erscheint. Aber das Ziel ist klar und in einer Gleichung formuliert: Ein besseres Management führt im internationalen Vergleich auch zu besseren sportlichen Leistungen. Deshalb sind aktuell Überlegungen im Gange, sich für innovative Ideen zu öffnen. Ein Ansatz sieht so aus, dass demnächst eventuell fachspezifische Fortbildungen für bestimmte Bereiche angeboten werden könnten – etwa zum Kapitel Personalführung oder zur Medienarbeit oder zum Vertragswesen oder ein Kurs in BWL. „Man muss als Manager zwar kein Akademiker sein, doch betriebswirtschaftliche Kenntnisse halte ich für unabdingbar“, sagt Bruchhagen. Darin ist er sich im Übrigen mit Bobic einig.

Eine weitere mögliche Variante sieht so aus, dass erfahrene Leute als eine Art Ratgeber für die Manager in die Weiterbildung mit eingebunden werden könnten – unabhängige Kapazitäten wie zurzeit Jupp Heynckes, Felix Magath oder Wolfgang Holzhäuser. Das wären kompetente Anlaufstellen, um fundierte Hilfestellungen zu geben. Dass da Bedarf besteht, zeigt die Reaktion von Bobic. Auf die Frage, an wen er sich wenden würde, wenn er auf seinem Gebiet mal Sorgen hätte, erwidert er: „Da fällt mir spontan keiner ein.“