Erst trifft sich Molkerei-Mogul Theo Müller mehrere Male mit AfD-Chefin Alice Weidel und steht öffentlich dazu. Dann posiert Influencer Jeremy Fragrance mit rechtspolitischen Granden. Nach öffentlicher Kritik an ihm reagiert Fragrance nun.

Digital Desk: Sandra Hartmann (shm)

Auf einer Gala des rechten „New York Young Republican Club“ hielt Donald Trump am Samstag eine Rede – sozusagen als Einstimmung auf den US-Präsidentschaftswahlkampf im kommenden Jahr.

 

Unter den illustren Zaungästen sollen sich unter anderem der AfD-Europaabgeordnete Maximilian Krah und der finanzpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Kay Gottschalk, befunden haben – aber auch Prominente wie etwa der selbst ernannte Parfüm-Influencer Daniel Schütz, vor allem bekannt unter seinem Künstlernamen Jeremy Fragrance, der auf seinen sozialen Kanälen mehrere Millionen Anhänger hinter sich vereint – allein auf TikTok sind es über 7 Millionen.

@jeremyfragrance Great Fragrances #jeremyfragrance #influencer #fyp #whitelook #me #tiktoker #whiteoutfit #selfie #elegant ♬ Originalton - Jeremy Fragrance

Ein von ihm gepostetes Tik-Tok-Video zeigt Fragrance auf der Veranstaltung mit dem Mitgliederbeauftragten der Jungen Union (JU), Fabrice Ambrosini. Dieser war vor zwei Jahren wegen eines heiklen Videos in den Fokus gerückt: Ambrosini sang damals mit drei Männern die Nationalhymne, einer hob die rechte Hand zum Hitlergruß. Ambrosini streckte zum Liedtext „Einigkeit und Recht und Freiheit“ für einige Sekunden den linken Arm aus – erklärte jedoch damals, er habe nicht den Hitlergruß gezeigt, sondern „nur kurz den linken Arm gehoben“.

Unlängst ist Fragrance öffentlich in die Kritik geraten, weil er auf einem seiner Instagram-Posts einen Sticker der Medienagentur von Alexander Malenki Kleine in die Kamera hielt. Kleine ist ein bekanntes Gesicht der deutschen so genannten „Identitären Bewegung“ – eine Gruppe Rechtsextremer, die auch vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft wurde. Ein weiteres Foto schoss Fragrance mit David Bendels. Er ist Chefredakteur und Herausgeber des AfD-nahen Onlinemagazins Deutschland-Kurier. Auch mit Gerald Grosz ließ er sich ablichten, einem österreichischen rechtspopulistischen Politiker.

Für die großen Nachrichtenportale ist die Sachlage aufgrund der Postings von Jeremy Fragrance klar. So schreibt der Spiegel: „Parfüm-Influencer Jeremy Fragrance wirbt für Rechtsextreme.“ Ähnlich meldet der Stern: „Jeremy Fragrance lässt sich mit Rechtsextremen fotografieren.“

Fragrance selbst erklärte gegenüber dem „Business Insider“ zum Foto mit Grosz, dass dieser ihn um ein Foto gebeten habe und er grundsätzlich Fotos mit Menschen mache, die ihm sympathisch seien. „Ich wusste nicht, wofür er steht.“ Die anderen Fotos habe er unkommentiert gelassen.

Öffentlicher Sturm der Entrüstung blieb weitestgehend aus

In den sozialen Kanälen wie Twitter blieb der mediale Aufschrei erstaunlicherweise relativ leise. Es gab Kopfschütteln, aber auch diverse achselzuckende Kommentare frei nach dem Motto: Gemeinsame Sache mit rechtspopulistischen Politikern? So what?

Diverse User erinnern in diesem Zusammenhang auch an die vor kurzem veröffentlichten Treffen zwischen Theo Müller und AfD-Chefin Alice Weidel. Auch hier blieb der öffentliche Sturm der Entrüstung weitestgehend aus, nachdem sich Theo Müller öffentlich dazu bekannt hatte, dass es mehrere gemeinsame Essen mit Weidel gab, um sich politisch auszutauschen.

Ein X-User weist auf die Gefahr derartiger Postings von Influencern wie Fragrance hin, die einen großen Einfluss auch auf viele junge, politisch unerfahrene Nutzer haben:

Mittlerweile gab es die ersten Konsequenzen für den Social-Media-Star. Der TV-Sender Sky distanzierte sich „klar von jeglichen rechtsextremen Inhalten oder Äußerungen«, sagte ein Sky-Sprecher am Montag gegenüber dem Nachrichtenmagazin SPIEGEL. Die Reality-Doku „Jeremy Fragrance – Power, Baby!“ werde bis morgen aus allen Sky-Angeboten genommen.

Auch der Buchverlag Heel trennte sich nun angeblich aufgrund der Berichterstattung des SPIEGEL von dem Parfümtester, wie der „Business Insider“ berichtet. Eine Sprecherin erklärte, dass der Verlag „sich in keinster Weise mit rechtsextremem Gedankengut identifiziert und wir mit Entsetzen zur Kenntnis genommen haben, dass Jeremy Fragrance mit diesen Rechtsextremen sympathisiert“.

Wir haben Jeremy Fragrance unter anderem gefragt, wo er sich politisch verorten würde, ob er Mitglied einer Partei, ein Anhänger der AfD und/oder ein Sympathisant der Politik des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump ist. Fragrance hat mittlerweile auf Instagram ein Bild von sich mit einem CDU-Schriftzug gepostet.

Darunter steht unter anderem: „Ich stehe für Jesus Christus und somit am ehesten Für Die CDU aufgrund des Namens. Ich grüße alle, die das lesen und die das Richtige tun.“