Der neue französische Premier Manuel Valls bringt einige nützliche Eigenschaften für sein schwieriges Amt mit. Er hat sogar Chancen, das politische Erbe von Präsident Francois Hollande anzutreten.

Paris - Der oberste Polizist des Landes soll es nun richten. Manuel Valls, der an der Spitze des Innenministeriums ähnlich hemdsärmelig zu Werke ging wie einst an gleicher Stelle Nicolas Sarkozy, ist Frankreichs neuer Premier. Er hat sozialliberale Reformen voranzutreiben, Sparprogramme durchzusetzen, die dagegen aufbegehrende Parteilinke zu bändigen – kurz: Der neue Hausherr des Regierungspalasts Matignon soll bewerkstelligen, was Hollande bisher nicht zuwege gebracht hat.

 

Das Zeug, um sich an so einer „mission impossible“ zu versuchen, hat der 51-Jährige. Schon vom Äußeren passt es. Schmale Lippen, markante Stimme, markante Gesichtszüge und Sturmhaarfrisur signalisieren: Hoppla, hier komme ich! Mut hat Valls auch. Er hat ihn zur Genüge bewiesen. Ob er nun den Genossen eröffnete, dass er von der ihnen kostbaren 35-Stunden-Woche überhaupt nichts hält, oder mit der einst Sarkozy angekreideten Rücksichtslosigkeit Roma-Lager räumen ließ: der in den achtziger Jahren eingebürgerte Sohn eines katalanischen Malers hat sich nie gescheut anzuecken, zu provozieren.

Valls war schon immer ein Sozialdemokrat

An Ehrgeiz, dieser im politischen Geschäft nicht unwichtigen Antriebskraft, fehlt es Valls ebenfalls nicht. Spötter sagen ihm nach, er habe schon davon geträumt, Premier zu werden, als er noch in Barcelona in der Wiege lag und auf den Namen Manuelito hörte. Hinzu kommt, dass auch die politische Überzeugung stimmt. Valls muss sich nicht verbiegen, um Unternehmern entgegenzukommen, ohne die der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit nicht zu gewinnen ist.

Valls war schon immer, was Hollande jetzt gern ein bisschen mehr wäre – ein Sozialdemokrat. Der rechte Flügel der Partie Socialiste (PS) ist die politische Heimat des neuen Premiers, was ihm so manche Anfeindung des linken eingetragen hat und noch eintragen wird. Parteiinterne Widersacher würden den Rabiaten am liebsten ins Lager der rechtsbürgerlichen UMP abschieben, wo Valls in der Tat hoch angesehen ist. „Persönlich empfinde ich Sympathie für ihn“, hat der Oppositionsführer und UMP-Chef Jean-François Copé dem Magazin „L’Express“ anvertraut. Und die konservative frühere Hochschulministerin Valérie Pécresse attestiert dem neuen Regierungschef, dass er „Größe hat und sich traut, gewisse Dinge zu sagen“.

Gute Chancen bei den Frauen

Wobei Valls es bei Frauen ohnehin leicht hat. Meinungsforscher haben erkundet, dass sich jede fünfte Französin zwischen 20 und 40 Jahren vorstellen könnte, mit ihm eine Affäre zu haben. Seine zupackende, geradlinige Art kommt generell an. Als Innenminister hat er es zum beliebtesten französischen Politiker gebracht. Keinem anderen Minister war dies während seiner Amtszeit vergönnt.

Schon wird darüber spekuliert, dass Valls eines Tages Hollande politisch beerben könnte. Ob es so weit kommt, wird auch davon abhängen, wie sich Super-Manuel nun im Matignon schlägt.