Schon einmal habe man die Rechten unterschätzt, warnen die Macher des Films über den Widerstandskämpfer Fritz Elsas. Ein klares Statement gegen die AfD feiert im Atelier am Bollwerk Premiere – und gibt der Fritz-Elsas-Straße, an der das Kino liegt, ein Gesicht.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Die Fritz-Elsas-Straße führt vom Berliner Platz zur Theodor-Heuss-Straße. Etwa in der Mitte davon liegt das Atelier am Bollwerk. Besser könnte der Ort nicht passen für eine filmische Dokumentation, die nach jahrelanger Arbeit, nach der oft schwierigen Suche nach finanzieller Unterstützung, nun vor einem begeisterten Publikum Premiere gefeiert hat. Denn in den Film geht es um den Mut von Fritz Elsas.

 

Der Autor Wilhelm Reschl, der viele Jahre das Haus des Dokumentarfilms geleitet hat, und der Produzent Volker Lang, bekannt als Miterfinder von Äffle und Pferdle, haben nicht locker gelassen, damit der Widerstandskämpfer Fritz Elsas als großer Sohn von Stuttgart fast 80 Jahre nach seinem Tod endlich gebührend gewürdigt wird. Günter Moritz, der Chef von Teamwerk, hat ihnen dabei geholfen.

Gerade junge Leute sollten sehen, was für Helden es im Nazi-Reich gab, finden die Macher der Dokumentation. Ihr Film „Fritz Elsas – Ein Liberaler im Widerstand“ führt eindrucksvoll vor, wie in den 30ern die Gefahren von rechts unterschätzt worden sind. Dass die Nazis tatsächlich an die Macht kämen, dachten damals nur wenige. „Dies darf sich heute nicht wiederholen“, sagt der 89-jährige Volker Lang, „die Demokratie ist kein Selbstläufer.“ Man müsse deshalb alles tun, damit die AfD nicht noch stärker wird, fordert er.

Fritz Elsas, der im Alter von 55 Jahren ermordete Liberale mit jüdischer Herkunft, der während des Studiums zum evangelischen Glauben konvertierte, wäre Leiter der Reichskanzlei geworden, wäre das Attentat auf Hitler nicht fehlgeschlagen. Carl Friedrich Goerdeler, der frühere Leipziger OB, hätte Reichskanzler werden sollen. Nach dem Scheitern des Attentats im Juli 1944 versteckte Elsas den Weggefährten Goerdeler in seinem Berliner Haus. Ein Nachbar sah ihn und meldete dies der Polizei. Die beiden wurden von der Gestapo verhaftet, gefoltert und hingerichtet.

Seine Frau Marie, sein Sohn und die beiden Töchter von Fritz Elsas wurden in den Lagern Buchenwald und Ravensbrück in Sippenhaft genommen, der Nachlass wurde konfisziert. Die Ehefrau musste nach dem Krieg jahrelang um eine Entschädigung kämpfen. Sie starb 1968 im Alter von 82 Jahren. Auf ihrem Grabstein auf dem Stuttgarter Pragfriedhof wurde auch der Name ihres Mannes eingraviert. Im August 1945 hatte die Elsas-Tochter Hanne ihren Mann Ernst Ludwig Heuss geheiratet, den Sohn des späteren Bundespräsidenten Theodor Heuss.

Volker Lang kannte Hans-Ludwig Enderle, den Großneffen von Fritz Elsas, sehr gut. Die beiden hatten zusammen Filme gedreht. Für seine Idee, eine Dokumentation über den Widerstandskämpfer zu erstellen, konnte er Wilhelm Reschl rasch überzeugen, der als Autor und Regisseur mitgemacht hat. Über eine Crowdfunding-Aktion im Internet haben die beiden Senioren Geld gesammelt für ihr Projekt, auch verschiedene Stiftungen sowie die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg sowie der Verein Pro Alt-Cannstatt unterstützten die Arbeit an der Dokumentation finanziell.

In dem Film sind Archivschätze zu sehen sowie Besuche an Orten, an denen der gebürtige Cannstatter tätig war. Zeitzeugen und Historiker werden befragt. Die Dokumentation soll nun unter anderem in Schulen gezeigt werden, damit junge Menschen erkennen, wie wichtig der Kampf um den Erhalt der Demokratie ist. In den Film wird das Leben von Fritz Elsas als Familienvater und Politiker in den Mittelpunkt gestellt, zeigt seinen Weg in den Widerstand auf, um an sein Vermächtnis und seine Entschlossenheit zu erinnern. Die Premierengäste (darunter Entertainer Michael Gaedt, der Autor Goggo Gensch, die Schauspielerin Monika Hirschle) waren tief berührt.