Prinz Harrys Freundin Cressida Bonas ist hübsch, klug, reich – und sogar adelig. Jetzt wartet Großbritannien auf die Verlobung im Hause Windsor. Doch die Queen hat auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Royalisten in aller Welt verlieren langsam die Geduld. Sie wollen in London wieder die Hochzeitsglocken läuten hören. Diesmal gehört die Aufmerksamkeit Harry und Cressida Bonas, mit der der Prinz seit zwei Jahren zusammen ist. Zweimal kurz nacheinander sind die beiden bei öffentlichen Veranstaltungen zusammen aufgetreten. Wettbüros und Hofberichterstatter wittern jetzt, dass bald die Verlobung bekannt gegeben wird.

 

In Wirklichkeit aber scheint Cressida Bonas mit ihrer Entscheidung zu zögern. Die 25-jährige Tänzerin, Musikstudentin und Marketing-Praktikantin sei noch nicht bereit, ihre Unabhängigkeit einer Rolle bei Hofe zu opfern, meldet der in solchen Dingen meist gut informierte Londoner „Daily Telegraph“. Freunden zufolge ärgert sich Bonas über den Druck und die wachsenden Erwartungen. Sie wolle noch gar nicht heiraten, soll sie ihrem Prinzen gesagt haben. Der 29-jährige Harry hat ihr angeblich versichert, er werde eben warten.

Cressidas Einfluss ist groß: Harry hat aufgehört zu rauchen

So viel Geduld und Verständnis hätten die wenigsten Briten dem Wildfang der Windsors zugetraut. Es ist ja nicht lange her, dass der Rotschopf nackt in Las Vegas Furore und Schlagzeilen machte. Nach jenem Zwischenfall, hört man, habe Bonas Harry beiseite genommen und ihm ins Gewissen geredet. Sie sei überhaupt sehr streng mit dem Vierten der Thronfolge. So sei es ihr gelungen, ihm das Rauchen abzugewöhnen. Sie stoppe ihn auch, wenn er genug getrunken habe.

Kennengelernt haben sich die beiden 2012 durch Harrys Cousine, Prinzessin Eugenie, die mit Bonas befreundet ist. Bonas hat zu diesem Zeitpunkt eine Tanz- und Musikausbildung absolviert. Um ein bisschen Auslandserfahrung zu sammeln, hatte sie zwischendurch in einer Bar in Australien gearbeitet. Wie Spötter meldeten, fand sie es schwierig, beim Abräumen vier Teller aufeinanderzustapeln – weshalb sie fortan hinter der Theke eingesetzt wurde.

Der Familienstammsitz ist ein Schlösschen

Bedienungstalente gehören in der Tat nicht zu den herausragenden Eigenschaften der Bonas-Familie. Cressidas Vater, der Unternehmer Jeffrey Bonas, und ihr späterer Stiefvater, ein exzentrischer Finanzier namens Christopher Shaw, waren zur Zeit ihrer jeweiligen Ehe mit Cressidas Mutter Multimillionäre. Die Mutter, Lady Mary-Gaye Georgina Lorna Curzon, brachte das blaue Blut mit in diese Verbindungen. Lady Mary-Gaye ist die Tochter des Grafen von Howe, eines Patensohns König Edward VII. Stammsitz der Familie ist Penn House, ein Schlösschen aus dem 16. Jahrhundert in der Grafschaft Buckinghamshire. Letztlich können die Curzons, wie die Windsors und übrigens auch wie einst Lady Diana Spencer, auf eine Abstammung in direkter Linie von Charles II. verweisen.

Ein Mädchen aus sehr gutem Hause

Unterdessen ist Lady Mary-Gaye aber nicht nur als Aristokraten-Spross und Bankenerbin bekannt. Sie machte sich schon in den sechziger Jahren als Mannequin einen Namen und gehörte zu den Titelbild-Schönen der britischen Illustrierten. Ein Foto von ihr – barbusig und mit Maschinenöl beschmiert, um an die Rennfahrer-Tradition der Curzons zu erinnern – wird heute gern noch als Ausweis ihrer „wilden Jugend“ zitiert. Mit vier (gescheiterten) Ehen und fünf Kindern von drei Vätern wird Lady Mary-Gaye von konventionell gestimmten Landsleuten mit Argwohn betrachtet.

Die Middletons, die Eltern von Catherine, entsprechen sehr viel mehr dem bürgerlichen Ideal familiärer Solidität und kommerzieller Ambition. Schon hat man begonnen, der disziplinierten, immer perfekt gekleideten Kunsthistorikerin und künftigen Königin Kate die tanzende und singende Cressida gegenüberzustellen. Dass „Cressie“ keine Lust hat, ihre wilde Mähne zu bändigen, dass sie gern Sportschuhe trägt und sich zum Ausgehen schrill anzieht, dass sie Räucherkerzen und Rum liebt und natürlich Harry und Wicky Biccie Chocolate Cake – das alles passt ins Bild der lebenslustigen High-Society-Tochter, wie es sich die heimische Presse von ihr macht. Dabei ist Bonas keineswegs eine so schlichte Figur, wie manche Schlagzeile vermuten lässt. Bisher verhindert offenbar ihre Hoffnung auf eine echte Bühnenkarriere den Sprung in die große Windsor Soap Opera. Schon in der Schule spielte sie Laura in Tennessee Williams’ „Glasmenagerie“ und Strindbergs Miss Julie. Ihr Lieblingsstück, sagt sie, sei Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“. Und ihre liebste Fernsehserie ist „The West Wing“, eine reichlich anspruchsvolle Sendung.

Eine junge Frau mit Anspruch

Mit Spannung wartet die Nation jetzt darauf, wie sich die Beziehung entwickelt. Immerhin hat Harry seine Kriegseinsätze schon mal gegen einen Bürojob bei den Streitkräften in London eingetauscht. Bonas wiederum besitzt einen Sicherheitspass, der ihr freien Zugang zum Kensington-Palast verschafft, wo außer William, Kate und dem kleinen George auch Harry neuerdings seine Basis hat. Der Queen ist „Cressie“ allerdings noch nicht vorgestellt worden. Und vor diesem Tässchen Tee mit Ihrer Majestät gehört sie nicht voll dazu.