Der Elektronikkonzern TDK will Teile der Produktion von Heidenheim nach Ungarn und China verlagern. Der Anteil der Arbeitsplätze, die wegfallen sollen, schockiert Betriebsrat und Gewerkschaft.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Die Nachricht hat Mitarbeiter und Betriebsrat schockiert: In den nächsten zwei Jahren sollen beim Elektronikkonzern TDK in Heidenheim 300 der derzeit 540 Arbeitsplätze wegfallen. Dies hat die Geschäftsleitung den Beschäftigten bei einer internen Versammlung angekündigt.

 

Der Schwerpunkt des Abbaus soll in den Jahren 2025 und 2026 stattfinden. „Diese Entscheidung bedeutet mehr als die Halbierung des Standortes“, zeigte sich Betriebsratsvorsitzende Marion Beylschmidt entsetzt. Weder IG Metall noch Betriebsrat seien im Vorfeld hinzugezogen worden, um alternative Wege zu finden.

Der Schock sitzt tief und löste in der Belegschaft Tränen und Entsetzen aus. „Hinter jedem Beschäftigten stehen Familien und Existenzen“, sagte Tobias Bucher von der IG Metall Heidenheim.

„Bedauern, diesen Schritt gehen zu müssen“

Nach Angaben des Unternehmens ist aufgrund der weiterhin schwachen Konjunktur, steigender Fertigungskosten und des extrem verstärkten internationalen Wettbewerbs vor allem aus Asien eine Neuausrichtung des Standorts erforderlich. TDK stellt in Heidenheim unter anderem Elektronikteile für Autos her. Von derzeit 21 Fertigungslinien für so genannte induktive Bauelemente – sie stellen den Datenaustausch zwischen den elektronischen Systemen im Fahrzeug sicher – sollen 13 schrittweise nach China und Ungarn verlagert werden, drei Linien laufen aus, vier sollen erhalten bleiben, samt einer Linie für Prototypenfertigung.

„Wir bedauern sehr, diesen Schritt gehen zu müssen, aber es gibt dazu für uns leider keine Alternative“, so Standortleiter Thomas Dörken. Heidenheim soll seinen Angaben zufolge zu einem Kompetenzzentrum für Produkt- und Prozesstechnologie umstrukturiert werden.

Laut Arbeitnehmervertretern gibt es seit langer Zeit Hinweise aus der Belegschaft, dass der Ausschuss viel zu hoch sei. Das Management habe dies abgetan und nicht genügend unternommen, um den hohen Ausschuss zu verringern. Auch gibt es den Vorwurf, dass die Geschäftsleitung nicht genügend getan habe, um zukunftsfähige Produkte nach Heidenheim zu holen und diese wirtschaftlich herzustellen, trotz eines extrem hohen Automatisierungsgrades, wie Gewerkschafter Bucher sagte.

Mutterkonzern sitzt in Japan

Anfang April sollen die Verhandlungen zwischen Gewerkschaft, Betriebsrat und Arbeitgeber beginnen. „Wir werden bis zum Schluss alles geben, um Arbeitsplätze und Existenzen zu sichern und zu halten“, sind sich die Arbeitnehmervertreter einig.

TDK Electronics beschäftigt in Deutschland rund 1440 Mitarbeiter und gehört zum japanischen Elektronikkonzern TDK mit Sitz in Tokio, der weltweit mehr als 100 000 Beschäftigte hat und im Geschäftsjahr 2023 umgerechnet rund 14,9 Milliarden Euro Umsatz machte.