„Reichsbürger“ hängen einer irren Illusion an und bleiben einem mythischen Vorgestern verhaftet. Sie verweigern sich auch den Regeln der Rechtsstaats und bewaffnen sich, um gegen diesen aufzubegehren. Damit haben sie jeden Anspruch auf Toleranz verwirkt, meint StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Das Aktenzeichen 2St E17/22 verweist auf die Geschichte eines gefährlichen Irrsinns. Es steht für einen Prozess, der jetzt vor dem Oberlandesgericht Stuttgart verhandelt wird. Eigentlich hätte der Mann, über den der 7. Strafsenat dort zu richten hat, allen Grund, an sich selbst zu verzweifeln. Dafür sprechen der Tatvorwurf des mehrfachen Mordversuchs an Polizisten, der Umstand, dass er sein Leben scheinbar schon zuvor verpfuscht hatte – aber vor allem die Tatsache, dass er in einem realen Gefängnis zur Untersuchungshaft einsitzt, dass leibhaftige Richter über ihn urteilen werden, die im Dienste eines Staates Recht sprechen, den es nach Ansicht des Angeklagten gar nicht gibt. Der Mann aus Boxberg hält sich für einen „Reichsbürger“. Damit beginnt der ganze Irrsinn und auch das Verbrechen, weswegen er angeklagt ist.