Vor dem Landgericht Stuttgart muss sich ein 29-jähriger Mann verantworten, der vermutlich psychisch krank ist. In einem Pflegeheim in Murrhardt soll er plötzlich eine Pflegerin sexuell angegriffen haben.

Der Mann auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts steht erkennbar unter der Wirkung von Medikamenten. Seine Antworten sind stets kurz, seine ganzen Reaktionen wirken verlangsamt und gebremst. Er ist derzeit vorläufig im Zentrum für Psychiatrie in der Weissenau untergebracht. Nach dem Willen der Staatsanwaltschaft soll er dort längerfristig bleiben, sie hält ihn in seinem derzeitigen Zustand für gefährlich für die Allgemeinheit.

 

Die Hilferufe der Pflegerin werden gehört

Anlass für eine längerfristige Unterbringung könnte die Anklage sein, die seit Freitag vor der 7. Großen Strafkammer des Landgerichts Stuttgart verhandelt wird, es geht unter anderem um sexuelle Nötigung. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ist der 29-Jährige am ersten Adventssonntag des vergangenen Jahres in ein Pflegeheim der Erich-Schumm-Stiftung in Murrhardt gekommen, in dem an diesem Nachmittag ein Tag der offenen Tür stattfand. Er soll eine Pflegerin von hinten gepackt und auf ein Sofa gedrückt haben. Dabei habe er ihr von hinten an die Brüste gegriffen und ihr die Hose heruntergezogen. Als er versucht haben soll, auch seine eigene Hose auszuziehen, seien auf die Hilferufe der Pflegerin hin Menschen gekommen, die den Angeklagten von ihr weggezogen hätten. Die Frau erlitt bei dem Vorfall Kratzer an Armen und am Gesäß. Die Anklage lautet auf sexuelle Nötigung und Körperverletzung.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte im Zustand der verminderten Schuldfähigkeit gehandelt hat, da er unter einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis leidet.

Der Angeklagte erklärte, er sei in Gambia geboren, aber bereits im Alter von drei Jahren mit der Familie nach Frankreich gezogen und in der Nähe von Paris aufgewachsen. Zeitweise habe er bei einer Pflegefamilie gelebt. Im vergangenen Jahr ist der 29-Jährige nach seinen Angaben über Amsterdam nach Frankfurt gekommen. Von dort führte sein Weg nach Murrhardt.

Für den Prozess sind drei weitere Verhandlungstage vorgesehen. Das Urteil soll nach derzeitiger Planung am 27. Mai verkündet werden.