Die Karnevalisten der Gesellschaft Engelberg stürmen das Rathaus und klagen den OB unter anderem wegen zuviel Schmutz in der Stadt an

Leonberg - Er hat sich nach Kräften gewehrt. Doch kaum im Amt, ist Leonbergs OB auch schon wieder entmachtet. Aber dank der kurzen Saison ist das Rathaus nur für wenige Tage in der Hand der Karnevalisten der Gesellschaft Engelberg rund um die Vorsitzende Monika Raffler.

 

Doch leicht hat es Martin Kaufmann den Narren gemeinsam mit seinem Feldmarschall Rainer Weller nicht gemacht. Den ersten Ansturm der Kindergarde können die beiden ganz leicht mit einem Gummibärchen-Regen aus dem Rathausfenster heraus abwehren. „Ihr Narren kommt nicht weiter“, feixt Kaufmann, „ich habe gute Mitarbeiter. Die Kasse wollt ihr und die Macht, das habt ihr euch fein ausgedacht. Doch werde ich nie im Leben, euch beides übergeben“. Da müssen die Leonberger Karnevalisten schon ihre Prinzengarde aufbieten.

Doch auch die wird ganz locker mit einigen Goldtalern abgelenkt. Schließlich muss Monika Raffler einen Boten in den Wald schicken, um die Waldhexen aus ihren Höhlen zu locken.

Ein buntes und schräges Spektakel

Doch bevor das Rathaus endgültig in Angriff genommen wird, machen sich die Narren Mut zusammen mit vielen Guggenmusikern, die auf den Marktplatz gekommen sind. Außerdem dabei: die Leonberger Kindergarde, die Juniorengarde, die Prinzengarde und Tanzmariechen, die Putzi Girls und die Lewenbercher. Zur Verstärkung angerückt sind der Ehrenpräsident und der Ehrenvizepräsident der Renninger Schlüsselgesellschaft, Albert Kaspari und Klaus Peter Schmöle.

Zum Sturm auf das Rathaus blasen die Leo Valentinos, die Renninger Sotanos, die Göppinger Voodoo Guggen und die Gugga vom Riegelberg. Es ist ein buntes, schräges Spektakel und nichts für empfindsame Ohren. Die Stimmung auf dem Leonberger Marktplatz ist ausgelassen.

Bis die Hexen anrücken, wird der Oberbürgermeister erst einmal vor das Narrentribunal gestellt. Kaufmann wird vorgeworfen, dass ihm die Tiefgarage im neuen Rathaus zu klein sei, das Tor zu schmal, der Raum zu nieder für einen Flugzeughangar. Kaufmann bekennt sich zu seinen Plänen: „Was keiner weiß, kurze Wege find’ ich fein, eine Start- und Landebahn vor dem Rathaus, wie schön das wär, wenn Leonberg bekommt Luftverkehr“. Und selbst Monika Raffler findet die Idee gut: „Dann könnten wir wegfliegen, wenn wir die S-Bahn nicht mehr kriegen“.

Kaufmann will einen Frühjahrsputz starten

Und für die Stadtkasse hat Kaufmann noch andere gute Ideen: Statt des Stuttgart-21-Kunstwerks aus Baumstämmen auf dem alten Golfplatz will er die dort liegenden Schienen lieber für eine Golfplatzeisenbahn nutzen: „Es sollen zur Aufstellung dienen, für die Kunst, gebrauchte Schienen. Die wurden jetzt auch schon gebracht, das Kunstwerk ist noch nicht vollbracht. Ich kann die Sehnsucht gut verstehen, schon bald werden wir Runden drehen. Den Kollegen Brenner wies ich an: ‚Bauen Sie eine Schmalspurbahn!’“

Doch Engelberg-Präsidentin Raffler hat noch mehr Anklagepunkte auf ihrer Liste: „In Leonberg gibt es oft viel Schmutz, man denkt, hier haust die Wutz.“ Hier verspricht Kaufmann Abhilfe und will schnell einen Frühjahrsputz starten.

Die größte Schuld Kaufmanns aber ist, dass im Marktbrunnen heute statt Bier nur Wasser fließt. Und so ist schnell klar, welches Urteil zu fällen ist: Freibier für die Prinzessin, das Hohe Gericht, die Waldhexen und den Elferrat. Aber zunächst muss das Rathaus gestürmt werden.

Das wäre beinahe noch schiefgegangen, denn als die Waldhexen endlich anrücken, stellen sie fest, dass sie in der Eile ihren Rammbock vergessen haben. Kurzerhand wird eine der Hexen zum Rammbock umfunktioniert und letztlich machen die Waldhexen kurzen Prozess mit der Rathaustür. Das närrische Volk stürmt hinein.

Drinnen empfängt sie ein bestens gelaunter Martin Kaufmann. Seine goldene Amtskette hat er aber vorher sicherheitshalber gegen eine Kette aus Karamellbonbons getauscht.