Rebenschnittkurs des OGWV in den Weinbergen – mit guten und schlechten Nachrichten.

Leonberg - Es ist ein sonniger Tag in den Weinbergen des Ehrenbergs. Zwar ist es kalt, aber das stört beim Rebschnitt nicht. Ein idealer Tag für den Schnittkurs, zu dem der Obst-, Garten- und Weinbauverein Eltingen-Leonberg eingeladen hat. Rund zwanzig Teilnehmer sind gekommen und stehen jetzt gemeinsam mit dem Winzermeister Heiko Fink und dem Geologen Thomas Friedrich im Weinberg.

 

Beide sind Mitglieder des Vereins. Geschnitten wird ab November, sobald das Laub weg ist und bis März, so lange die Rebe nicht wächst und die Knospen nicht austreiben. Beim Schnitt ist es wichtig, das alte Holz vom Vorjahr zu erkennen, das muss weg. Zwei schöne junge Ruten bleiben stehen, manchmal auch eine dritte, sogenannte Frostrute. „Die lassen wir zur Sicherheit, falls Frost kommt wie letztes Jahr. Dann kann eine weitere Rute als Ersatz für abgefrorene junge Knospen dienen, muss es aber nicht, letztes Jahr hat das leider auch nicht viel genutzt“. Nach einem extrem starken Frost am 19. April waren einige frühe Sorten erfroren. Der Kerner zum Beispiel oder auch der Dornfelder. Die späten Burgundertrauben sind verschont geblieben.

Aber auch Fäulnis durch Regen und die Kirschessigfliege haben sich im Vorjahr in den Weinbergen breit gemacht. Deshalb haben etliche Wengerter vor allem im Eltinger Ehrenberg und in der Eltinger Feinau bereits im September geherbstet. Besser wäre eine Ernte ab Oktober wegen der Öchsle, dem Zuckergehalt der Trauben. Nur im sonnigen Gebiet Lange Furche auf Leonberger Gemarkung blieben sie länger hängen und haben bis zu 100 Grad Öchsle erreicht. Noch ist der letztjährige Wein in den Kellern, klar ist aber, die Menge ist deutlich weniger.

Im Frühjahr bluten die Ruten

Jetzt beim Schnitt für die neuen Trauben wird darauf geachtet, dass nur Ruten mit gesunden Augen stehen gelassen werden. An einigen Stellen sind die im Vorjahr erfroren Knospen zu erkennen. Diese Ruten kommen jetzt raus. Angebunden werden die Ruten erst im Frühjahr, wenn sie anfangen zu „bluten“. „Man erkennt das, weil an den Schnittenden Pflanzensaft austritt“, erklärt Thomas Friedrich. Er bindet gerne an feuchten Tagen oder nach dem Regen, „dann sind die Ruten elastischer und brechen nicht. Das ist vor allem beim Lemberger wichtig, der ist sehr spröde.“

Neben Wetter und Kirschessigfliege machen den Wengertern in Eltingen und Leonberg aber auch die zahlreichen Wildschweine zu schaffen. Derzeit durchwühlen die Schweine die Erde in den Weinbergen und hinterlassen eine Kraterlandschaft, die dann schwer zu bewirtschaften ist. Bei Tag sind sie nicht zu sehen, in der Nacht machen sie sich dann im Herbst über die Trauben her. „Die Schweinchen sind schlau“, erzählt Wengerter Martin Hartmann. „Wenn Trauben am Stock hängen, rammen sie einfach den Weinstock, schütteln so die Trauben ab und fressen dann ganz bequem die auf dem Boden liegenden Früchte.“ Dabei ist es ihnen egal, ob die Trauben reif sind. Auch grüner Riesling mundet ihnen. Was lustig klingt, ist für die Wengerter ein ernstes Problem. „Sie reißen dabei auch die jungen Triebe ab und bei mir im Weinberg haben sie eine Wasserleitung abgeknickt,“ beklagt Hartmann.

Drückjagd ist nicht möglich

Im Ehrenberg gibt es ein großes Problem mit den Wildschweinen, weil es keine Zäune gibt. In der Eltinger Feinau sieht es etwas besser aus, da sind viele Weinberge eingezäunt. Aber auch dort gibt es offene Türen oder Lücken in den Zäunen, durch die die Wildschweine eindringen und Schaden anrichten. Eine Drückjagd auf die Wildschweine ist in Leonberg wegen der naheliegenden Autobahn nicht möglich.