Petra Opalla steht an der Spitze des Reit- und Fahrvereins Leonberg, dessen Vorstand zu drei Vierteln weiblich ist.

Leonberg - Gerissen hat sich Petra Opalla um den Chefposten im Reit- und Fahrverein (RFV) Leonberg nicht. „Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man da nebenher quasi ein mittelständisches Unternehmen führt“, erzählt die 52-Jährige. Man trage Verantwortung für Tiere, Kinder und Erwachsene. Auch ihr erster Reflex war es, Nein zu sagen, als sie von verschiedenen Seiten angesprochen wurde, ob sie sich nicht vorstellen könne, neue Vorsitzende des RFV Leonberg zu werden. „Ich habe mich dann doch dazu hinbewegen lassen“, sagt Petra Opalla rückblickend, die im September vergangenen Jahres bei der Mitgliederversammlung in der Großen Reithalle gewählt wurde.

 

Die Neuwahlen waren nötig, da sich der komplette RFV-Vorstand unter dem alten Vorsitzenden Dieter Berg nach sechs Jahren an der Spitze zurückgezogen hatte. „Bis auf den Schatzmeister sind alle Positionen neu besetzt worden“, erklärt Petra Opalla. Im neuen Vorstand ist mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Ferdinand Heider nur noch ein Mann vertreten. Schriftführerin Lea Baron und Sportwartin Viviane Böpple vervollständigen das zu drei Vierteln von Frauen besetzte Gremium. „Irgendwie muss es ja weitergehen, und im Team verteilt sich die Arbeit auf viele Schultern“, sagt Petra Opalla.

Anteil von Frauen und Mädchen liegt bei 75 Prozent

Nach ihrer Ansicht spiegelt das Geschlechterverhältnis im Vorstand auch das in den Reitställen wieder. „Auch da beträgt der Anteil der Frauen und Mädchen inzwischen 75 Prozent“, meint sie. Der Reitsport habe sich in den vergangenen Jahren extrem gewandelt und sei zu einem echten Frauen-Sport geworden. „Beim Nachwuchs mache ich mir um die Männer langsam Sorgen“, sagt die Versicherungsspezialistin, die im Außendienst tätig ist und bei der Einteilung ihrer Arbeitszeit eine gewisse Flexibilität mitbringt.

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Petra Opalla weiß, wovon sie spricht. Die Feuerbacherin hat seit ihrem achten Lebensjahr mit Pferden zu tun und war schon in diversen Reitvereinen in der Region Mitglied. Vor fünf Jahren schloss sich die ehemalige S-Klasse-Dressurreiterin dem RFV Leonberg an, bei dessen Turnieren sie regelmäßig am Start war – zuletzt bei den Leonberger Reiterspielen im September vergangenen Jahres, wo sie die L-Dressur gewann.

In der Coronapandemie gehen die Mitgliederzahlen zurück

Nicht nur Jungen und Männer, sondern ganz allgemein wieder mehr Mitglieder für den Verein zu gewinnen, bezeichnet sie als eine ihrer Hauptaufgaben. „Unsere Mitgliederzahlen waren im vergangenen Jahr leicht rückläufig, was auch, aber nicht nur mit Corona zu tun hat“, erläutert sie.

So hätten unter anderem Schulpferde gefehlt, um alle Nachfragen von Kindern zu erfüllen. Interessenten mussten mit einem Platz auf der Warteliste vorliebnehmen. „Jetzt ist es uns aber gelungen, drei neue Schulpferde zu erwerben. Damit wird der Schulbetrieb wieder anziehen“, ist sich Petra Opalla sicher. Auch das zweite Angebot für den Nachwuchs, den Pony-Miniclub, wolle der Verein wieder beleben.

Einer der drei größten Reitvereine im Bundesland

Trotz der leicht rückläufigen Zahlen gehöre der RFV Leonberg noch immer zu den drei größten Reitvereinen in Baden-Württemberg. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die 500er-Marke in diesem Jahr wieder knacken werden“, sagt Petra Opalla. Um sich in der Reiterszene wieder in Erinnerung zu bringen, sollen in diesem Jahr auch wieder mehr Turniere ausgerichtet werden. „Das bringt uns wieder mehr in den Fokus“, glaubt die 52-Jährige.

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Als ein Handicap könne es sich jedoch erweisen, dass der Verein als einer der letzten die Turniere noch auf einem Rasenplatz austrage. „Viele Spezialisten wollen das nicht mehr“, berichtet Petra Opalla. Dabei seien die Bedingungen für Pferde und Reiter optimal: „Unser Rasen muss in Sachen Pflege den Vergleich mit einem Golfplatz nicht scheuen“, meint die neue Vorsitzende augenzwinkernd.