Bobbycars faszinieren Klein und Groß. Während Kleinkinder damit erste Fahrversuche unternehmen, jagen jung gebliebene Erwachsene mit getunten Kunststoffvehikeln aberwitzigen Rekorden nach. Auf dem Hockenheimring ist jetzt ein neuer Bobbycar-Weltrekod aufgestellt worden.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Der Fuldaer Student Marcel Paul hat auf dem Hockenheimring einen Geschwindigkeitsweltrekord für Bobbycars mit E-Antrieb aufgestellt. Er erreichte am Donnerstagabend (10. August) ein Spitzentempo von 148,45 Stundenkilometern, wie eine Sprecherin des Rekord-Instituts für Deutschland (RID) am Abend sagte.

 

Wie schnell war der bisherige Spitzenreiter?

Damit übertraf er die Vorgaben des Guinnessbuchs der Rekorde (Guinness World Records) und des RID von mindestens 70 Kilometern pro Stunde deutlich. Das Institut orientiert sich nach eigenen Angaben mit dieser Marke an einem auf Youtube veröffentlichten inoffiziellen Weltrekord dieser Größenordnung, der aber nicht von abhängiger Seite bestätigt worden sei.

Wie viele Versuche hatte der Rekordjäger?

Der Rekord sei im ersten Versuch gebrochen worden, erklärte die Sprecherin. „Auf voller Linie ein Erflog für den Fahrer.“ Der 31-jährige Student aus Hessen hatte drei Versuche mit dem getunten Mini-Gefährt, das seit mehr als 50 Jahren Generationen junge und ältere Menschen fasziniert.

Beim zweiten Durchgang habe es jedoch Probleme mit einem Messgerät gegeben.

Beim dritten Versuch lag Paul laut der Sprecherin etwas unter seiner Bestzeit.

Marcel Priebe rast auf seinem modifizierten E-Bobbycar dem Weltrekord entgegen. Foto: dpa/René Priebe

Jetzt ist es offiziell: 148,5 Stundenkilometer – neuer Bobbycar-Weltrekord. Foto: dpa/René Priebe

Der Klassiker: das feuerrote Bobbycar mit dem BIG-Stier-Logo an der Vorderseite. Foto: Imago/IRolf Poss

Bobbycars gibt es in verschieden Versionen: So auch als „Lastesel“ mit Anhänger für künftige Lkw-Fahrer. Foto: Imago/IPhotothek

Was ist das Besondere am Rekord-Bobbycar?

as ursprünglich für die langsame Fortbewegung von Kleinkindern gedacht war, raste bei dem Rekordversuch als 70 Zentimeter langer und 30 Kilo schwerer Bolide mit Metallboden, Motor und Spezialreifen über die ebene Teststrecke.

Bei der Konstruktion wurde der aus dem hessischen Gedern stammende Paul von seinem Kommilitonen David Reimund (23) unterstützt.

Wer ist der neue Rekordhalter?

Marcel Paul studiert an der Hochschule Fulda Elektrotechnik. Seinen Angaben zufolge erreicht er mit seinem Modell auf einer Strecke von gut einem Kilometer nach 600 Metern die Höchstbeschleunigung und bremst anschließend. Zum Schutz trug er Motorradkluft und einen Helm.

Für Paul sind Spitzenwerte nichts Neues: Mit einem klassischen Bobbycar erreichte er auf abschüssiger Strecke 2022 gut 106 Stundenkilometer und mit einem eigens für den Rennsport umgebauten Bobbycar sogar knapp 133 Kilometer.

Info: Kult-Gefährt Bobbycar

Spielauto
Bobbycar – auch Bobby-Car geschrieben – ist für viele der Inbegriff der Kleinkind-Zeit. Es symbolisiert den ersten Schritt in die Welt der Fortbewegung auf vier Rädern. Kaum eine Nachbarschaft, die nicht durch frühmorgendliches „Attacke“-Geschrei von kindlichen Bobbycar-Fahrern aus dem Schlaf gerissen wurde.

Markenname
Bobbycar ist der geschützte Markenname des bekanntesten Rutschautos auf dem Planeten. Es handelt sich spieltechnisch um eine spezielle Form eines Spielautos für Kleinkinder ab einem Alter von zwölf Monaten.

Design
Das Bobbycar ist in der Classic-Ausführung ein rotes, knapp 60 Zentimeter langes und etwa 40 Zentimeter hohes vierrädriges Auto aus Kunststoff ohne Pedale. Kleine Kinder können sich Kinder durch Abstoßen mit den Füßen fortbewegen.

Geschichte
Das Kult-Gefährt wird von dem Unternehmen BIG-Spielwarenfabrik seit 1972 in Deutschland (bis 1998 in Fürth, wo es von Ernst Bettag erfunden wurde, und seit 1998 in Burghaslach) produziert. Nach dem Tod Ernst A. Bettags 2003 übernahm die Simba-Dickie-Group 2004 das Unternehmen. Seit 2010 wird die Marke Bobby-Car durch die Lizenzagentur g-l-a-m in München vermarktet. 2005 erweiterte BIG die Palette um die sogenannte New-Bobby-Car-Reihe, deren Design dem Automobildesign des 21. Jahrhunderts angepasst ist.