Wie können Eltern ihren Kindern die Passions- und Ostergeschichte erzählen – auch wenn sie selbst mit Religion nur wenig am Hut haben? Das erklärt hier die Religionspädagogin Eva-Maria Spiegelhalter von der Pädagogischen Hochschule Freiburg.

Werden Kinder gefragt, was an Ostern passiert, lautet die Antwort häufig: Der Osterhase versteckt Geschenke, nach denen sie suchen dürfen. Jesus, der am Kreuz stirbt, ins Grab gelegt wird und sich drei Tage später wieder quicklebendig seinen Anhängern zu zeigen, rückt angesichts von Schokoeiern und Spielzeugschnell in den Hintergrund – vor allem in Familien, die sich selbst als nichtgläubig bezeichnen. Dabei kann Kindern sehr wohl die Passions- und Ostergeschichte erzählen, auch wer selbst mit Religion nur wenig am Hut hat. Wie – das erklärt hier die Religionspädagogin Eva-Maria Spiegelhalter von der Pädagogische Hochschule Freiburg.

 

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Wie lässt sich Kindern erklären, was Jesus Böses getan hat, dass er dafür getötet wurde? Jesus lebte vor 2000 Jahren in dem Gebiet, wo jetzt Israel liegt. Er zog als Wanderprediger durch das Land und erzählte vielen Menschen von Gott. Außerdem kümmerte er sich um alle, die in der damaligen Gesellschaft nicht besonders hoch angesehen waren. Das gefiel nicht jedem. Die religiösen Experten begannen sich mit Jesus zu streiten, und auch die römischen Herrscher fühlten sich von Jesus und seinen Anhängern bedroht. Es kam zu Konflikten – Jesus wird schlussendlichzum Tod verurteilt und gekreuzigt. Seine Anhänger flohen aus Angst, ebenfalls verurteilt zu werden. Der Plan der Gegner scheint aufzugehen: Jesus war tot und auch seine Botschaft, die vielen ein Dorn im Auge war, wurde so verdrängt. Die Gruppe von Menschen, die von Jesus und seiner Botschaft begeistert war, zerstreute sich in alle Winde. Doch dann passierte etwas Unvorhergesehenes: Entgegen allen Erwartungen treffen sich die Menschen wieder, die Jesu vor seinem Tod gefolgt sind. Und sie erinnern sich an die Begegnungen und seine Worte und beginnen, gemeinsam zu feiern, wie Jesus zuvor mit ihnen gefeiert hat.

Wie gelingt eine kindgerechte Darstellung der Kreuzigung?

Für die frühen Christen war der qualvolle Tod nicht so entscheidend, sondern die Botschaft von der Auferstehung. Erst im Mittelalter bildet sich eine Leidensmystik aus, bei der sich Menschen sehr mit der Situation Jesu vor seinem Tod identifizieren. Eine besonders qualvolle oder brutale Darstellung würde ich daher für Kinder – und auch für Erwachsene – nie in den Vordergrund stellen.

Was genau hat es mit der Auferstehung Jesus auf sich? Gläubige Christen gehen davon aus, dass Jesus auferstanden ist, also von Gott aus dem Tode in ein neues, ewiges Leben auferweckt wurde. Anschließend ist Jesus noch einmal Menschen begegnet, die ihm sehr nahestanden. Diese Erfahrungen hat bei seinen Freundinnen und Freunden die Überzeugung ausgelöst, dass Jesus nicht tot ist, sondern für immer leben wird. Von dieser Erfahrung haben sie anderen berichtet. Dann ist Jesus ist zu Gott gegangen, erzählt die Bibel.

Ein Mensch, der von den Toten auferweckt wird – das klingt gruselig statt kindgerecht. Wie gelingt die pädagogische Erklärung? Was nach dem Tod Jesu passiert ist, ist schwierig zu beschreiben. Sicher ist jedenfalls, dass die Freunde von Jesus nach seinem Tod am Kreuz eine besondere Erfahrung gemacht haben. Irgendetwas ist nach der Kreuzigung geschehen, sodass die Freunde von Jesus sicher waren, dass der Tod nicht das letzte Wort hat und Jesus lebt. Diese Erfahrung war so stark, dass die Freunde wieder angefangen haben, von Jesus zu erzählen. Außerdem haben sie sich getroffen, um wie Jesus gemeinsam das Brot zu brechen. Aus dieser Bewegung ist in vielen Jahrhunderten die Kirche entstanden.

Warum wird Ostern im Frühjahr gefeiert? Religionen haben bestimmte Zeiten, an denen gefeiert wird. Das Judentum feiert im Herbst die großen jüdischen Festtage, für muslimische Gläubige ist der Ramadan und das Opferfest eine besonders wichtige Zeit. Für Menschen, die dem christlichen Glauben angehören, ist die Zeit im Frühjahr besonders: Hier wird das Osterfest gefeiert. Christen erinnern sich an Ostern daran, dass Jesus den Tod besiegt hat und dass das Unmögliche wahr werden kann. Deshalb ist Ostern ein Fest, dass den Menschen Hoffnung gibt.

Und wie passt der Osterhase in die Geschichte von Jesu Tod und Auferstehung? Der Osterhase kommt in der biblischen Ostergeschichte überhaupt nicht vor. Und warum es den Osterhasen gibt, ist bis heute nicht genau geklärt. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass im Frühjahr die Hasen Nachwuchs bekommen und so auch hier neues Leben entsteht. Aber das Ei ist schon im 4. Jahrhundert zu einem Symbol für die Auferstehung geworden. Im 17. Jahrhundert entsteht die Vorstellung, dass der Osterhase die Eier bemalt und versteckt.

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Es verhält sich mit dem Osterhasen so ähnlich wie mit dem Weihnachtsmann: Beide haben mit dem christlichen Fest nichts zu tun. An Weihnachten wird Jesus geboren, an Ostern feiern Christen die Auferstehung Jesu. Da aber auch viele Menschen Weihnachten und Ostern feiern, die nicht gläubig sind, ist der Osterhase genauso wie der Weihnachtsmann weit verbreitet.

Buchtipps zum Thema Ostergeschichte

Sachbuch
Roland Rosenstock: Frag doch mal ... die Maus!: Fragen zu Gott, der Welt und den großen Religionen; Carlsen Verlag GmbH 2020, 15 Euro; Ebenfalls für Kinder im Grundschulalter geeignet ist das Buch von Julia Knop: Rund um den Glauben – 99 Fragen und Antworten; Verlag Herder 2019, 18 Euro

Bilderbuch
Die biblische Geschichte von Jesus Einzug nach Jerusalem bis hin zu seiner Auferstehung als Bilderbuch gibt es von dem Benediktinermönch Anselm Grün OSB: Die Ostergeschichte; Verlag Herder 2022, 15 Euro