Robert Plant, Sänger und ikonischer Frontmann der Rockband Led Zeppelin, feiert an diesem Montag seinen 70. Geburtstag – und wirkt kein bisschen müde.

Stuttgart - Wenn die Rockmusik Götter hatte, war Robert Plant einer von ihnen. Ende der 60er verkörperte er idealtypisch den wilden Traum von Freiheit, Rock’n’Roll und prallem Leben. Gesegnet mit einer feurigen Stimme bis in höchste Lagen, zog er bei der englischen Band Led Zeppelin die Blicke auf sich als Hippie mit Ritterstatur, offen ausgestellter Männerbrust und blonder Lockenmähne, die er gerne mondän schaukelte wie seine schmalen Hüften. Wie Mick Jagger schöpfte Plant tief aus dem Repertoire der Afroamerikaner, doch es steckte mehr Urgewalt darin, wenn er „Baby, Baby, Baby“ röhrte oder „Oooh, Yeah!“ – um dann das Mikrofon gen Himmel zu recken.

 

Der Gitarrist Jimmy Page holte den 20-Jährigen 1968 in eine der größten Rockbands aller Zeiten. Page galt neben Jimi Hendrix, Eric Clapton und Jeff Beck schon als Gitarrengott, der Schlagzeuger John Bonham veranstaltete unerhörten Donner, der Bassist John Paul Jones war ein genialer Arrangeur. Plant kam schnell auf Augenhöhe. Bald schrieb er selbst Texte, oft über Liebe, unverhohlen körperlich wie in „Whole lotta Love“ (1969), dem Hit mit dem markanten Gitarrenriff, aber auch emotional: In „What is and should never be“ (1969) verarbeitete er eine Affäre mit der Schwester seiner Frau. Zum sonnigen Fingerpicking in „Going to California“ (1971) huldigte er der kanadischen Sängerin Joni Mitchell, die es ihm angetan hatte. Nicht immer waren Plants Texte leicht zu entschlüsseln – bis heute bietet der spirituell aufgeladene Hit „Stairway to Heaven“ (1971) Raum für Interpretationen.

Plant hat viele Rocksänger beeinflusst

Led Zeppelin spielten wilderen Rock’n’Roll in Songs wie „Heartbreaker“ (1969) oder „Black Dog“ (1971), sie zeigten in der psychdelischen Geisterbahnfahrt „Dazed and confused“ (1969), dass auch weiße Jungs den Blues haben, oder in „Since I’ve been loving you“ (1970), dem Zeugnis eines romantisch Verstörten. Die Band flößte dem Folk neue Vitalität ein in Titeln wie „That’s the Way“ (1970) und „Hey hey what can I do“ (1970), sie nahm den Metal vorweg in „Immigrant Song“ (1970) und schuf mit dem bombastischen „Kashmir“, in dem ein Dreiviertel- einen Viervierteltakt überlagert, ein Meisterwerk des Progressive Rock.

Immer im Zentrum stand neben Pages Gitarrenspiel die durchdringende Stimme des Sängers, die jederzeit in schwindelerregende Höhen ausbrechen konnte. Plants Gesangsstil und seine Bühnenpräsenz beeinflussten Sänger wie Freddie Mercury (Queen), Bon Scott (AC/DC), Steven Tyler (Aerosmith) und Geddy Lee (Rush). David Coverdale, der 1973 bei Deep Purple einstieg, hat stets dementiert – auch wenn er 1987 mit Whitesnake den eindeutig zeppelinesken Song „Still of the Night“ vorlegte. Als Coverdale 1993 ein Album mit Jimmy Page machte, gab Plant ihm einen Spitznamen: „David Coverversion“.

In den 90ern spielte er noch einmal mit Jimmy Page

Für Page jedenfalls ging die Sache auf, 1994 machte Plant wieder mit ihm gemeinsame Sache – erstmals seit Bonhams Tod und der Auflösung von Led Zeppelin 1980. Während Page nie von seiner Band loskam, gelang Plant eine Solokarriere mit Alben wie „The Principle of Moments“ (1983). 1994 veröffentliche das Duo das Live-Album „No Quarter – Unledded“, auf dem marokkanische und ägyptische Musiker alten Zeppelin-Songs und neuen Stücken Frische einhauchten und Plant eine gut gereifte Männerstimme präsentierte. 1998 ging der Sänger wieder eigene Wege mit verschiedenen Bands und nahm mit der US-Country-Sängerin Alison Krauss das gefeierte Album „Raising Sand“ (2007) auf.

An diesem Montag wird Robert Plant 70, und sein größtes Geschenk ist wohl seine anhaltende Kreativität: In aktuellen LiveVideos, die im Netz kursieren, wirkt er neugierig wie immer und kein bisschen müde.