Husten, schnäuzen, niesen: Die Zahl der Atemwegserkrankungen steigt laut Robert-Koch-Institut (RKI) deutlich an. Insbesondere Kinder seien von RSV-Infektionen betroffen. Wie ist die Lage in den Kinderkliniken in Stuttgart und Esslingen?

Ob Corona, Erkältung, Grippe oder RS-Virus: Derzeit erkranken in Deutschland wieder viele Menschen. Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) hat nun ganz klar die Saison der Atemwegserkrankungen begonnen. Die Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) etwa steigen kontinuierlich: „Insbesondere Kinder unter zwei Jahren sind von einer Krankenhauseinweisung betroffen“, beschreibt das RKI die derzeitige Lage.

 

Stationäre Fälle nehmen zu

Auch in Stuttgart und der Region nimmt die Welle an Fahrt auf. „Die stationären Fälle mit der Diagnose RSV nehmen in unserer Kinderklinik deutlich zu“, teilt Anja Dietze, Sprecherin des Klinikums Esslingen, auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Verlegungen von anderen Kinderkliniken nach Esslingen – und umgekehrt von Esslingen in andere Kliniken – habe es „aufgrund von temporären Engpässen“ in den vergangenen Tagen immer mal wieder gegeben. Zudem komme es vereinzelt zu Engpässen bei Medikamenten, „aber nicht gravierend“. Die Lage sei generell „noch nicht dramatisch“, so die Sprecherin weiter.

Lage noch nicht so dramatisch wie 2022

Im Olgahospital des Klinikums Stuttgart, Deutschlands größtem Kinderkrankenhaus, spürt man den Beginn der Welle ebenfalls. Ende November und Anfang Dezember seien über den Zeitraum von zwei Wochen zehn kleine Patienten mit RSV stationär aufgenommen worden, berichtet Friedrich Reichert, Ärztlicher Leiter der Kindernotaufnahme im Klinikum Stuttgart am Mittwoch: „Letzte Woche ist die Zahl der RSV-Fälle noch mal etwas gestiegen.“ Die Situation sei im Olgäle aber nicht so dramatisch wie im vergangenen Winter. „Bisher sind die RSV-Zahlen niedriger. Wie heftig es wird, können wir aktuell aber noch nicht sagen“, so Reichert weiter.

Die RSV-Welle komme jedes Jahr: „Meist startet sie im November und nimmt im Februar wieder ab. Wir sind also vorbereitet, wenngleich uns das jedes Jahr vor große Herausforderungen stellt“, erklärt Reichert. 2022 sei es außergewöhnlich früh losgegangen: „Ein großes Problem war zudem das gleichzeitige Auftreten von RSV und Influenza.“

Erste Anlaufstelle ist der Kinderarzt

Mit dem RS-Virus können sich auch Erwachsene infizieren. Die Erkrankung kann aber besonders für Frühgeborene, Säuglinge und Kleinkinder gefährlich sein, etwa durch schwere Lungenentzündungen. Was also tun, wenn Symptome wie Husten, Schnupfen, Fieber auftreten? „Wenn die Eltern besorgt sind und der Zustand des Kindes sich verschlechtert, ist eine Vorstellung in der Notaufnahme verständlich“, heißt es aus dem Klinikum Esslingen. Zu den Praxiszeiten sei aber der Kinderarzt die erste Anlaufstelle.

In den vergangenen beiden Wintern war problematisch, dass Säuglinge und Kleinkinder pandemiebedingt weniger Kontakte hatten und dadurch nicht die normale und wichtige Entwicklung ihrer Immunabwehr durchlaufen hatten. Für diesen Winter erwarten Fachleute wieder eine normalere Welle.

Welche Symptome das RS-Virus verursacht

Infektion
Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RS-Virus oder RSV, ist ein häufiges, weltweit vorkommendes und hoch ansteckendes Virus. Eine Ansteckung führt zu akuten Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege. Infizieren können sich alle Altersgruppen. Man kann sich mit RSV auch immer wieder anstecken, denn der Körper entwickelt keine langfristige Immunität.

Übertragung
Übertragen wird RSV hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion, also von erkrankten Personen, die husten und niesen. Aber auch Schmierinfektionen sind möglich, etwa über kontaminierte Oberflächen.

Symptome
Hat man sich infiziert, sind die Symptome ähnlich wie bei einer Erkältung – Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, Erschöpfung, Appetitlosigkeit, teils Fieber. Meist dauert die Erkrankung drei bis zwölf Tage, wobei der Husten auch wochenlang anhalten kann.

Verlauf
Meist bleibt es bei einem recht milden Krankheitsverlauf, vor allem bei älteren Kindern und Erwachsenen. Bei Babys und kleineren Kindern kann es anders aussehen: Etwa zwei Prozent der Betroffenen haben einen so schwereren Verlauf, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Eltern sollten deshalb aufmerksam bleiben, wenn ihr Baby oder Kleinkind Anzeichen für eine RSV-Infektion zeigt. Risikopersonen sind auch Senioren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.