Personelle Engpässe, Hallen als Notunterkünfte, Auswirkungen auf Betreuungsstandards: Bürgermeister aus dem Kreis Ludwigsburg appellieren an die Bürger, geduldig, großmütig und solidarisch zu sein. Nur gemeinsam lasse sich die Versorgung der geflüchteten Ukrainer bewältigen.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

In einer gemeinsamen Erklärung wenden sich 15 Oberbürgermeister, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Landkreis Ludwigsburg an die Bewohner – dass nicht mehr dabei sind, liegt nicht an einem Dissens, sondern daran, dass sich diese Kommunen seit Corona in einem eigenen Kommunikationskreis für kurze Absprachewege zusammengeschlossen haben, wie der Schwieberdinger Bürgermeister Nico Lauxmann berichtet. Weil in den kommenden Tagen mit sehr viele Menschen aus der Ukraine im Landkreis gerechnet wird, wohl bald Hallen und andere kommunale Gebäude für die Unterbringung gebraucht werden und Kinder in Betreuungseinrichtungen und Schulen untergebracht werden müssen, sind, schreiben die Verwaltungschefs, Solidarität und Verständnis dringend nötig.

 

Kommunen haben (zu) wenig Personal

Nach zwei Jahren Pandemiebekämpfung sei jetzt eine neue, „noch viel intensivere Aufgabe“ zu bewältigen. Die Situation, deren Folgen man aktuell noch gar nicht wirklich absehen könne, bringe Herausforderungen in den kommunalen Einrichtungen mit sich, die flexibel gelöst werden müssten. Auswirkungen auf den bisherigen Betreuungsstandard seien nicht ausgeschlossen. Verwaltungen stünden vor gewaltigen Aufgaben, „und da uns nur sehr begrenzte personelle Ressourcen zur Verfügung stehen und wegen des Fachkräftemangels Stellen nicht besetzt sind, wird das auch Auswirkungen auf die Arbeit der Verwaltungen haben“, schreiben die Verwaltungschefs. „Die nun auf uns zukommenden Auswirkungen des Krieges sind in keiner kommunalen Planung vorgesehen und müssen nun zusätzlich übernommen werden, um Menschen in Not zu helfen.“

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Die Situation werde auch geplante Vorhaben beeinträchtigen: „ Mit unseren kommunalen Gremien werden wir deutliche Priorisierungen vornehmen müssen. Bereits begonnene Projekte werden abgeschlossen, neue werden nicht begonnen werden können, so wünschenswert sie sein mögen.“

Eindringlicher Appell an Bürger

Man stehe in großer Solidarität zur Ukraine, sei in Gedanken bei den Menschen, die um ihr Leben kämpften, ihre Existenz verloren hätten, flüchten müssten – und auch bei den Amtsträgern und Verantwortlichen, „die so heldenhaft um ihre Selbstständigkeit kämpfen“. Die unterzeichnenden Städte und Kommunen – Asperg, Hemmingen, Eberdingen, Ludwigsburg, Möglingen, Sachsenheim, Tamm, Ditzingen, Gerlingen, Korntal-Münchingen, Markgröningen, Oberriexingen, Schwieberdingen, Sersheim und Vaihingen – appellieren, jetzt trotz der Zermürbungen durch Corona zusammenzustehen: „Solidarität ist nicht termingebunden, wir müssen sie gemeinsam erbringen, wenn sie notwendig ist. Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Zeigen wir als Städte und Gemeinden mit großer Eintracht, dass wir diese Herausforderungen meistern werden.“

„Mit der Erklärung wollen wir einfach die Menschen darum bitten, dass sie uns den Rücken stärken“ sagt Nico Lauxmann. „Keiner weiß im Moment wirklich, was auf uns zukommt, wie lange der Krieg dauert, wie es danach in der Ukraine aussehen wird, ob und wann die Menschen in ihre Heimat zurückkönnen.“ Die Kommunen müssten derzeit mit einem Dutzend Bälle jonglieren, „und auf jedem steht ein Fragezeichen“.