Die bisherigen Räume im Rathaus entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Und insgesamt 58 angeschriebene Fachärzte haben kein Interesse signalisiert, sich in dem Neubau anzusiedeln.

Rutesheim - Die Polizei in Rutesheim passt sich wohl dem demografischen Wandel an. Sie zieht hier nicht in die Nähe des Jugendhauses oder sonstiger Stätten, wo gelegentlich Jugendliche mal über die Stränge schlagen könnten, sondern sie bezieht ein neues Domizil im Ortskern – im betreuten Wohnen, wo eigentlich verschiedene Fachärzte residieren sollten.

 

Doch der Umzug hängt nicht damit zusammen, dass hier einmal mit rabiaten Bewohnern gerechnet wird, es hat vielmehr ganz praktische Gründe. Der gegenwärtige Posten im benachbarten neuen Rathaus entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Die bisherigen, seit dem Bezug des Rathauses im Jahr 1977 genutzten Räume sind veraltet. Sie genügen nach fast 40 Jahren nicht mehr den gegenwärtigen Sicherheitsanforderungen und können den Daten- und Persönlichkeitsschutz etwa bei Zeugenaussagen oder Vernehmungen nicht mehr gewährleisten.

Den aus fünf Beamten bestehenden Rutesheimer Polizeiposten leitet seit Jahresanfang Heiko Roscher. Der Polizeihauptkommissar war davor Dienstgruppenleiter auf dem Leonberger Revier.

Eigentlich sollten Ärzte in die restlichen Räume

In bester zentraler Lage entstehen im Neubau beim Rathaus seit September die neue Arztpraxis für den HNO-Arzt Igor Lissakowitsch, ein Ladengeschäft für Lindacher Hörgeräte Akustik, eine selbstständige Tagespflege, betreut durch die Sozialstation Rutesheim, dazu 28 betreute Seniorenwohnungen sowie 21 private Eigentumswohnungen und sieben Sozialwohnungen, die an ältere Menschen mit Wohnberechtigungsschein vermietet werden. Aber es bleiben immer noch einige Räumlichkeiten übrig. Und so hat sich die Verwaltung Gedanken gemacht, wie die genutzt werden könnten. Ursprünglich war nämlich gedacht, hier weitere Fachärzte unterzubringen.

„Die Stadt hat sich intensiv um die Ansiedlung weiterer Fachärzte bemüht“, sagt der Bürgermeister Dieter Hofmann. „Vor allem hätten wir gern einen Augenarzt, einen Kinderarzt und einen Orthopäden“, erläutert der Verwaltungschef. Dazu wurden 58 Fachärzte angeschrieben, das Projekt und die Möglichkeit vorgestellt, hier eine Zweigpraxis eröffnen zu können. Dazu kam das Angebot der Stadt, die Miete ganz erheblich zu subventionieren. „Leider ist unser Bemühen ohne Resonanz geblieben“, bedauert Hofmann. „Nunmehr hieß es über die vorliegenden anderweitigen Anfragen zu entscheiden“, erläutert der Rathauschef.

Der Gemeinderat hat nun in seiner jüngsten nicht öffentlichen Sitzung beschlossen, die noch freie rund 200 Quadartmeter große Fläche im nördlichen Erdgeschoss sowie zwei Tiefgaragenstellplätze an das Land Baden-Württemberg zu vermieten. Das kann hier künftig den Polizeiposten Rutesheim unterbringen. Der Mietvertrag läuft zunächst über zehn Jahre mit zwei Optionen für jeweils fünfjährige Verlängerungen. Die umfangreichen polizeispezifischen Ausstattungen bezahlt das Land Baden-Württemberg.

Stadt wirbt weiterhin um Mediziner

„Die Stadt wird sich auch weiterhin intensiv für die Ansiedlung weiterer Fachärzte einsetzen und dafür in zukünftigen Neubauten im Stadtkern bei Bedarf geeignete Räume vorsehen“, verspricht der Rutesheimer Bürgermeister Dieter Hofmann.

Die von Frühjahr 2017 an im neuen Rathaus frei werdenden Räume des Polizeipostens sollen für eine befristete Zeit vermietet werden. „Langfristig können sie einmal bei Bedarf als Büros für die Stadtverwaltung genutzt werden“, meint der Bürgermeister.