Seit Januar mussten S-Bahn-Fahrgäste doppelt so viele Tage mit großer Verspätung ertragen wie im Vorjahr. Auch am Mittwoch gibt es Probleme, am Donnerstag und Freitag streiken Bus- und Stadtbahnfahrer. Und dann ist da noch das Frühlingsfest.

Das Stuttgarter S-Bahn-Chaos ist zurück. Der Dienstag war bereits der dritte „Chaostag“ im April und auch am Mittwoch läuft es alles andere als rund. Die S-Bahn meldete am Vormittag über X (vormals Twitter), dass „dringliche Reparaturarbeiten an Gleisen an der Station Feuerbach“ zu Verspätungen und Ausfällen auf den Linien S 4, S 5, S 6 und S 60 führen. Eigentlich hätten die Bauarbeiten der Bahn-Infrastrukturtochter DB InfraGo in der Nacht beendet werden sollen, das gelang aber laut S-Bahn Stuttgart erst gegen 10:30 Uhr.

 

Pendler bekamen das am Mittwochmorgen deutlich zu spüren. Zwischenzeitlich war jeder dritte Zug mehr als sechs Minuten verspätet. Das geht aus Daten des Portals „S-Bahn-Chaos“ hervor, die unsere Zeitung regelmäßig auswertet. Am Vormittag entspannte sich die Lage zwischenzeitlich. Wie es aktuell aussieht, zeigt das folgende Live-Schaubild:

Die Monate zwischen September und Dezember 2023 waren für viele Kunden der S-Bahn Stuttgart mehr als ärgerlich. An insgesamt 26 „Chaostagen“ wurde bei mindestens jedem fünften Zug eine Verspätung von mehr als sechs Minuten gezählt. Seit Januar gab es bereits 13 weitere solcher Tage mit besonders starken Verspätungen. Der April liegt mit seinen bislang drei „Chaostagen“ insofern im Schnitt des laufenden Jahres.

Zum Vergleich: im November wurden bis zur Monatsmitte bereits sechs „Chaostage“ gezählt. Beunruhigend ist, dass die S-Bahn laut der von ihr selbst veröffentlichten Pünktlichkeitsstatistik im Januar und Februar noch nie unpünktlicher war als 2024. Im Monatsschnitt kamen nur rund 89 Prozent aller Züge mit weniger als sechs Minuten Verspätung an. 2023 waren es noch 93 beziehungsweise 90 Prozent, in den Jahren davor mindestens 95 Prozent. Zwischen Januar und Mitte April 2023 wurden sechs „Chaostage“ gezählt – also halb so viel wie im laufenden Jahr.

Wie geht es also im Frühjahr weiter? Bereits am Montag und Dienstag war es aufgrund von Oberleitungsstörungen zu Verspätungen und Ausfällen bei der S-Bahn Stuttgart gekommen. Die Störungen sind mittlerweile behoben. Dafür könnte der SSB-Streik am Donnerstag und Freitag zu einem erhöhten Fahrgastaufkommen führen. Bekanntlich ist das Netz wegen der dicht getakteten S-Bahnen schon heute regelmäßig überlastet. Wenn wegen zusätzlicher Fahrgäste das Ein- und Aussteigen noch länger dauert als sonst, bauen sich in der Hauptpendlerzeit schnell starke Verspätungen auf.

Frühlingsfest und Baustellen der S-Bahn Stuttgart

Am Samstag beginnt zudem das Frühlingsfest. Es läuft bis 12. Mai und bedeutet zahlreiche weitere Fahrgäste. Die S-Bahn Stuttgart schreibt, dass sie mit längeren Zügen 450.000 zusätzliche Sitzplätze schafft. Für das letzte Festwochenende ist allerdings wegen Bauarbeiten ein „besonderes Fahrplan- und Ersatzverkehrskonzept“ angekündigt.

Einige der auf der S-Bahn-Website angekündigten Baustellen dienen der Instandhaltung, einige sind Teil der Umbaumaßnahmen zum „Digitalen Knoten Stuttgart“, der laut S-Bahn in wenigen Jahren zu deutlich mehr Effizienz im Netz und damit weniger Verspätungen führen soll. Bis dahin müssen Fahrgäste etliche Einschränkungen hinnehmen. Verschärft wird die Situation durch Probleme mit den neuen S-Bahn-Zügen und Personalmangel.

Über aktuelle Verspätungen informieren neben der S-Bahn selbst oder der VVS-App das Portal „S-Bahn-Chaos“. Unsere Zeitung analysiert seit Frühjahr 2023 die sich zuspitzenden Probleme bei der Pünktlichkeit im S-Bahn-Netz.