In den kommenden Jahren wird der Weinberg an der Neuen Weinsteige in Stuttgarter Süden saniert und auf Bio umgesattelt.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Als braunes ödes Feld sticht der städtische Weinberg an der Neuen Weinsteige jetzt heraus. Die Trollinger Trauben sind lange schon verschwunden. Denn gerodet wurden die Weinstöcke bereits im Frühjahr 2017. Nun hat die Sonne noch die letzten Grashalme versengt. Auf der 0,85 Hektar großen , steilen Fläche müssen die Trockenmauern saniert werden. Sie drohten einzustürzen, seien eine Gefahr bei der Ernte und für den Autoverkehr, sagt der Leiter des Städtischen Weinguts, Timo Saier.

 

Resistente Rebsorten kommen

Es sei nicht einfach gewesen, Fachleute aufzutun, die noch eine Trockenmauer reparieren können. Mit den Arbeit soll nun im Frühjahr 2019 begonnen werden. Sie wird in vier Bauabschnitten vorangehen, und Saier plant, die einzelnen Abschnitte nacheinander zu bepflanzen. Es wird noch einige Jahre dauern, bis der Weinberg wieder hergestellt ist, wie Saier erläutert: Immer, wenn ein Abschnitt hergerichtet ist, müsse ein Jahr ins Land gehen, bevor neue Rebstöcke gepflanzt werden könnten. Dann erst komme der nächste Bauabschnitt an die Reihe.

Die in ihrer Bewirtschaftung aufwendige und teure Fläche soll als Experimentierfeld dienen, erklärt der Diplom-Önologe. „Wir wollen hier eine Bio-Fläche mit verschiedenen resistenten weißen Rebsorten.“ Saier will beobachten, wie die Pflanzen gedeihen, sich die Trauben entwickeln und der Wein schmeckt. Möglicherweise kann die Neue Weinsteige ja als Blaupause dienen für andere Flächen. „Das Ganze ist ein Versuchsprojekt. Und eine Frage ist natürlich auch, wie sich der Wein vermarkten lässt.“ Nur wenige Kunden seien vertraut mit den Namen pilzresistenter Rebsorten wie etwa Souvignier gris, eine Sorte,die erst vor 35 Jahren gezüchtet wurde. Ob sie sich verkauft, wolle er testen.

Lagebezeichnung stirbt aus

Die Weinsteige ist Namenspatin für die Großlage, die sämtliche Stuttgarter Weinberge umfasst. Zu ihr gehört nicht nur Anbaufläche in Stuttgart, sondern auch in Esslingen, Fellbach und Gerlingen. Unter der Bezeichnung „Weinsteige“ werden allerdings heute kaum noch Weine angeboten, denn die Erzeuger des Gebietes füllen entweder unter Angabe von Einzellagen ab oder verzichten ganz auf Lagenbezeichnungen. Das Weingut der Stadt Stuttgart verwendete bislang die Bezeichnung Stuttgarter Weinsteige noch für diejenigen Weine, die tatsächlich direkt an der Neuen Weinsteige wachsen.