Am Zustand der Natur in Baden-Württemberg lässt sich laut den „Umweltdaten 2018“ noch viel verbessern. Vor allem der Klimaschutz brauche noch politische Schützenhilfe, meint Umweltminister Untersteller.

Stuttgart - Bei der Vorstellung des alle drei Jahre erscheinenden Berichts über die Umweltdaten des Landes hat das zuständige Fachministerium eine besorgte Bilanz gezogen. Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) und Eva Bell, Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, sagten: „Die aktuellen Daten zeigen, dass wir unsere Anstrengungen auf allen Ebenen intensivieren müssen, um das Klima zu schützen und die Vielfalt unserer Umwelt zu erhalten.“ Sie stellten aber auch positive Trends fest.

 

Klima Der Klimawandel macht vor dem Südwesten nicht halt. „Neun der zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen traten hier im Land nach dem Jahr 2000 auf“, zitiert Untersteller aus dem 171-Seiten-Bericht. Diese Entwicklung setzte sich 2018 fort. Die Probleme mit der Trockenheit seien „alarmierend“, das Thema Klimawandel bleibe auf der politischen Agenda, sagt der Minister: „Das erwarte ich auch vom Bund und der EU.“ Die letzten 30 Jahre zeigten eine Vorverlegung der Apfelblüte sowie eine Verlängerung der Vegetationsperiode im Südwesten um etwa acht Tage. Die Jahresmitteltemperatur ist von 1881 bis 2017 um 1,4 Grad angestiegen.

Luft Die Treibhausgase – allen voran Kohlendioxid, aber auch Methan und Lachgas – sanken im Vergleich zu 1990 um zwölf Prozent. Aber sie stiegen laut Bericht 2016 wieder um etwa 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wegen der sich abzeichnenden „Klimaschutzlücke“ des Bundes von acht Prozent für 2020 werde auch Baden-Württemberg seine Ziele um 2,3 bis 6,7 Prozentpunkte verfehlen, heißt es. Schuld daran sei, dass der Bund beim Klimaschutz „hinter seinen Möglichkeiten“ blieb sowie der schleppende Netzausbau und der darniederliegende Handel mit CO2-Emissionswerten. Nicht nur bei der Lärmbelastung, auch bei den Luftschadstoffen Stickstoffdioxid und Feinstaub sei der Straßenverkehr im Südwesten „der Hauptverursacher“, sagt Eva Bell. Insgesamt sei aber in Straßennähe und in Städten „ein leicht abnehmender Trend der Immissionsbelastung“ festzustellen. Bei klassischen Luftverschmutzern wie Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Benzol und Blei liegen die Konzentrationen weit unter den Grenzwerten.

Boden Hier sieht das Ministerium einen positiven Trend. Die ökologisch bewirtschafteten Flächen (10,7 Prozent der gesamten Agrarfläche) nehmen in Baden-Württemberg stetig zu und liegen über dem Bundeswert. Auch habe sich der Waldzustand 2017 leicht verbessert gegenüber 2016. Insgesamt gibt es noch gut 18 000 mit Schadstoffen (Altlasten) verseuchte Flächen im Land, bei 2100 Flächen konnte in den letzten drei Jahren Entwarnung gegeben werden. Mit einem Moorkataster wird jetzt der Wasserstand von Sümpfen untersucht – Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Wasser Im Grundwasser ist das Nitrat der größte Verschmutzer, allerdings ist seit 20 Jahren sein Eintrag – meist über Dünger aus der Landwirtschaft – rückläufig. 2017 ist der Schwellenwert von 50 Milligramm pro Liter an 9,8 Prozent aller Messstellen überschritten worden. 70 Prozent des Trinkwassers stammen aus Grundwasser. Landesweit werden jährlich vier Milliarden Kubikmeter Wasser aus Seen, Flüssen und dem Grundwasser entnommen – der Wert hat sich seit den 80er Jahren halbiert, da die Energiewirtschaft wassersparende Kühlungstechniken nutzt.

Landschaft Rund 17 Prozent der Fläche des Landes bilden sogenannte Natura-2000-Gebiete, in denen Flora, Fauna und Biotope geschützt sind. Aber die Hälfte dieser Lebensräume und Arten seien in einem „ungünstigen Erhaltungszustand“, heißt es. Mit einem Brutvogelmonitoring wird das Schicksal von 30 Vogelarten analysiert. Es zeigt, dass in Feld und Flur die Bestände vieler Arten zurückgehen – etwa bei der Goldammer, dem Feldsperling oder der Feldlerche. Gut geht es hingegen dem Weißstorch, der sich von seinem drastischen Rückgang Anfang der 60er Jahre erholt hat. Über 900 Storchenpaare brüten (2016) wieder im Land. Die sehr streng geschützten Naturschutzflächen haben 2014 durch den Nationalpark Schwarzwald zugelegt: Ihr Anteil an der Landesfläche macht nun 2,7 Prozent aus. Energie Auch hier kleine Erfolge: Seit Mitte der 2000er Jahre nimmt der Endenergieverbrauch der Privathaushalte tendenziell ab. Gleichzeitig wächst der Anteil von Solar-, Windkraft und Biomasse am Energiemix. 2016 wurden 62,7 Terrawattstunden Strom erzeugt, davon entfielen 35,4 Prozent auf Kohle, Gas oder Öl, 34,6 auf Atomkraft und 25,3 Prozent auf Erneuerbare. Positiv vermerkt werden die gestiegenen Werte für die Energie- und Rohstoffproduktivität, die sagen, wie das Verhältnis von Bruttoninlandsprodukt zum Einsatz von Energieträgern oder Rohstoffen ist.