Die Schickhardt Gesamtschule im Süden liegt zentral und ist gut erreichbar. Vielleicht bewilligt ihr das Land als einzige von acht Gesamtschulen in der Stadt eine gymnasiale Oberstufe. Sie würde dann auch Räume in der ehemaligen Heusteigschule mitnutzen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Bislang müssen die Schüler der Schickhardt Gemeinschaftsschule die Schule wechseln, wenn sie das Abitur ablegen wollen; nach der zehnten Klasse ist Schluss. Die Stadt will nun zum Schuljahr 2021/22 eine gymnasiale Oberstufe einrichten und hat einen entsprechenden Antrag ans Land gestellt. Das Konzept wurde kurz vor der Sommerpause im Bezirksbeirat Süd vorgestellt. Bezirksvorsteher Raiko Grieb begrüßte das Vorhaben als „Leuchtturm, der über die Bezirksgrenze hinwegstrahlen“ werde.

 

Die Schickhardt Gemeinschaftsschule wäre die erste der insgesamt acht Gemeinschaftsschulen in Stuttgart, an der den Schülern der direkte Weg zum Abitur ermöglicht würde. Fünf gymnasiale Gemeinschaftsschulen gibt es bereits in Baden-Württemberg, die nächste in Tübingen. Außer Stuttgart haben sich noch Esslingen, Karlsruhe und Schwäbisch Gmünd beim Land um die Einrichtung beworben, berichtete Bezirksvorsteher Grieb. Da Kultusministerin Susanne Eisenmann davon gesprochen habe, dass es insgesamt zehn gymnasiale Gemeinschaftsschulen geben solle, habe man also gute Chancen, einen Zuschlag zu erhalten.

Schule an zwei Standorten

Die gymnasiale Oberstufe stünde dann allen offen, nicht bloß den Schülern der Schickhardt Gemeinschaftsschule: „Wir haben einen Fokus darauf gelegt, dass die Schüler von unterschiedlichen Schulen kommen – von der Realschule oder vom allgemeinbildenden Gymnasium“, berichtete die Schulleiterin Sandra Vöhringer. Eine zweite Fremdsprache wäre nicht Voraussetzung. Die elfte Klasse wäre noch Gemeinschaftsschule, die zwölfte und dreizehnte im Kurssystem. Um die schulische Erweiterung auch räumlich stemmen zu können, soll das Heusteigschulgebäude mitgenutzt werden, sodass sich die Schule auf zwei Standorte verteilen würde. Die nötigen baulichen Maßnahmen werden derzeit geprüft.

Eng ist es an der Schickhardt Schule mit ihren aktuell 427 Schülern schon jetzt: Die Gemeinschaftsschule war aus der Realschule hervorgegangen und residiert bislang ausschließlich in deren Räumen, obwohl die auf Inklusion und Ganztagsschule ausgerichtete Schule auch noch mehr Fläche vorsieht. Langfristig sollen zudem beide Schulgebäude den neuen Anforderungen baulich angepasst werden. Im Bezirksbeirat warfen die zwei Standorte an der Heusteig- und der Schickhardtstraße Fragen auf. „Dass die so weit auseinander liegen, finde ich ein bisschen gruselig“, kommentierte die SPD-Bezirksbeirätin Ulrike Holch. Schulleiterin Vöhringer beruhigte: „Die Schüler werden nicht pendeln“, die Lehrer aber schon.

Bezirksbeirat Jens Hermann von den Stadtisten äußerte die Befürchtung, dass ein nicht zu bewältigender „Run“ auf die neue gymnasiale Oberstufe einsetzen könnte, und Hans-Dieter Meißner von den Freien Wählern, dass „andere Gymnasien wie das Schickhardt Gymnasium ausblutet und dicht gemacht“ würden. Für eine dreizügige gymnasiale Oberstufe an der Schickhardt Gemeinschaftsschule gebe es ein Schülerpotenzial von 170 bis 260 Schülern, erläuterte Sebastian Bickel, der Leiter Abteilung Schulentwicklungsplanung. „Wir brauchen jedes Gymnasium. In der Innenstadt haben wir eine starke Nachfrage.“

Konzept stammt von allen

In der Entscheidung für die Schickhardt Gemeinschaftsschule haben die zentrale Lage und die gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln wichtige Rollen gespielt, denn sie soll für die Schüler aller Stuttgarter Gemeinschaftsschulen eine Option sein. Es war auch die einzige der acht Gemeinschaftsschulen, an der die räumlichen Anforderungen kurz- bis mittelfristig erfüllt werden können. Das pädagogische Konzept für die dreijährige gymnasiale Oberstufe haben alle Stuttgarter Gemeinschaftsschulen zusammen entwickelt, betont Schulleiterin Vöhringer. „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich acht Schulen auf den Weg machen für eine Schule“, hatte die geschäftsführende Schulleiterin der Sekundarstufe-1-Schulen, Barbara Koterbicki, die Zusammenarbeit anschließend gelobt.