Wächst Konkurrenz für OB Frank Nopper beim Fassanstich heran? Wirtschaftsbürgermeister Thomas Fuhrmann hat nur zwei Schläge gebraucht, um die Saison im Biergarten von Sonja Merz zu eröffnen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Seit Frank Nopper (CDU) als Rathauschef von Backnang nach Stuttgart gekommen ist, eilt ihm ein Vorurteil voraus: Der Oberbürgermeister feiere leidenschaftliche gern und liebe an seinem Amt vor allem eines: Dass er Fässer anstechen darf. Jetzt wächst ihm Konkurrenz aus dem eigenen Rathaus heran: Wirtschaftsbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) hat bereits das Frühlingsfest auf dem Wasen mit nur zwei Schlägen eröffnet – und diese Zahl hat er am Montag auch im Schlossgarten geschafft, als er am Saisonstart des Biergartens von Sonja Merz in schlagkräftiger Funktion auf der Bühne tätig war.

 

OB Frank Nopper kam erst nach dem Fassanstich

Vorbei sind die Zeiten, da Manfred Rommel mit 25 und mehr Schlägen eine Show mit viel Schaum hinlegte und sich deshalb gern über sich selbst lustig machte. Auch der frühere Erste Bürgermeister Michael Föll fand nichts dabei, erst nach 20 Schlägen das Bier aus dem Fass herauszulassen. Heute geht das viel schneller, was auch daran liegen dürfte, dass Brauereien gute Vorarbeit leisten, also den Zapfhahn schon vorab gefügig machen. Spötter behaupten, unter diesen Voraussetzungen dürfe niemand mehr als drei Schläge brauchen.

OB Frank Nopper hat am Montag im Schlossgarten mitgefeiert – kam aber erst, nachdem sein Wirtschaftsbürgermeister mit dem Fassanstich fertig war. Er will wohl nicht, dass man ihn nur als Feier-Schultes wahrnimmt und überlässt den Hammer nun, so oft wie geht, Thomas Fuhrmann, der diesen Job zweifelsohne beherrscht.

Seit 25 Jahren ist Sonja Merz Pächterin des Biergartens im Schlossgarten. Die Zusammenarbeit mit ihr, sagt Hofbräu-Chef Martin Alber im Gespräch mit Moderator David Rau von „Stuggi.TV“, sei so schön, „wie man es nur einmal im Leben erlebt“. Denn sie arbeite mit ganz viel Herz.

Alber kann sich freuen, dass die Durststrecke nach Corona überwunden ist und dass er sein Bier seit zwei Jahren in den Schlossgarten liefern kann. Davor gab es – seit 1996 – an diesem zentralen Ort von Württemberg ausschließlich das badische Bier von Eichbaum.

Der in Mannheim geborene Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder hatte diesen Deal eingefädelt. Der Vertrag mit Eichbaum war dann aber ausgelaufen, und Sonja Merz erhörte im Konkurrenzkampf der Brauereien, der in der Pandemie härter denn je war, das Werben von Hofbräu.

Im Biergarten gibt es Wein aus Rotenberg

Seit zehn Jahren ist der Biergarten beeinträchtigt von den Bauarbeiten für Stuttgart 21. „Wir hatten empfindliche Umsatzrückgänge“, sagt Sonja Merz. Der geplante Zeitplan für den Umbau des Bahnhofs konnte nicht eingehalten werden. Die Zugänge haben sich nun aber verbessert. Anziehend wirkt der Umbau des Biergartenhauses. Sonja Merz hat zwei Millionen Euro investiert, um ein neues Schmuckstück zu schaffen – mit den schönsten Toiletten der Stadt, wie es heißt. Neuerdings hilft auch eine Maschine beim Bierzapfen.

Ihre Tochter Katharina Renz hat beim Saisonstart, der mit Partyband und vielen tanzenden Gästen vor der Bühne gefeiert worden war, ordentlich zugelangt – schließlich will sie ihre Mutter einmal beerben. Noch ist diese aber so fit, dass die Übergabe wohl noch lange auf sich warten lässt.

Halbfinale des VfB wird am Mittwoch im Biergarten übertragen

Etliche Stadtpromis feierten am Montag mit. Auch Jungwinzer Thomas Diehl aus Rotenberg war dabei. Denn im Biergarten gibt es nun auch Wein – nämlich seinen. Am Mittwoch dürfte es voll werden bei Sonja Merz: In ihrem Biergarten wird das DFB-Halbfinale des VfB in der längst ausverkauften Mercedes-Benz-Arena auf einer Großleinwand übertragen – für alle, die keine Karten mehr bekommen haben.