Abplatzende Fliesen haben beim vier Jahre alten Oskar-Frech-Seebad in Schorndorf großen Schaden ausgelöst. In naher Zukunft muss umfangreich saniert werden.

Schorndorf - Das vier Jahre alte Oskar-Frech-Seebad muss in naher Zukunft für etliche Monate geschlossen und umfänglich saniert werden. Die Ursache sind abplatzende Fliesen, ein Vorgang der laut Aussage der Stadtwerke bereits vor knapp zwei Jahren begonnen hat und nach Ablauf der Garantiezeit im März in ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren mündete. Der Stadtwerkechef Andreas Seufer sagte, er gehe davon aus, dass die gesamten Fliesen im Badbereich und der Sauna ausgetauscht werden müssten. Zudem müsse eine undichte Stelle im Boden des Saunabereichs behoben werden, durch die täglich an die 50 Liter Wasser in den Keller liefen. Für die Dauer von voraussichtlich sechs Monaten muss das Bad daher geschlossen werden. Das soll nach den Vorstellungen der Stadtwerke möglichst im Sommer 2013 während der nächsten Freibadsaison geschehen. Man rechne mit Kosten von 1,5 Millionen Euro sowie mit Einnahmeausfällen, sagte Andreas Seufer.

 

Für die Badegäste selbst sind die Schäden erst seit einigen Wochen augenfällig, seit in zwei Becken mehrere Quadratmeter Fliesen am Beckengrund fehlen. Eine Verletzungsgefahr für die Badegäste besteht den Stadtwerken zufolge nicht. Bisher sei bei solchen Schäden der Fliesenleger gerufen worden, der sie auf Basis der Gewährleistung in den Abendstunden behoben habe, sagt der stellvertretende Bäderleiter Alexander Huschka. Inzwischen haben Seufer zufolge Versuche gezeigt, dass auch bei neu aufgeklebten Fliesen nach kurzer Zeit dieselben Schäden auftreten wie bei den älteren. Es sei daher davon auszugehen, dass es sich um ein strukturelles Problem handele, an dessen Ursache mehrere Komponenten beteiligt seien: möglicherweise die Zusammensetzung des Estrichs, der Fliesenkleber oder die Fliesen selbst.

Inzwischen haben die Stadtwerke einen Experten von der Weimarer Bauhaus-Universität, Professor Rolf Gieler, mit einer Schadensanalyse beauftragt, im Boden des Bades wurde gebohrt und ein Bohrkern entnommen. Die beteiligten Firmen seien zudem zu einem Ortstermin erschienen, der jedoch nur gegenseitige Schuldzuweisungen erbracht habe. Im Gemeinderat wurde die Vermutung laut, die Fliesenlegerfirma sei bereits in der Insolvenz.

Der Schorndorfer Stadtwerkechef nennt den Schaden „äußerst ärgerlich“.

Der Vorfall schädige den Ruf des Seebades, obwohl weder den Bädermitarbeitern noch der Geschäftsführung irgendwelche Fehler vorzuwerfen seien. Bisher habe nichts darauf hingedeutet, dass in der Bauzeit des Bades, als Seufer die Führung der Stadtwerke übernommen hatte, Fehler gemacht worden seien. Ein Gutachter habe seinerzeit das Fliesenlegen überwacht, in dessen Protokollen fänden sich jedoch keine Auffälligkeiten. Fliesenschäden seien etwas, was beim Bäderbau immer wieder vorkäme. „Wir können froh sein, dass es während der Gewährleistungszeit begonnen hat“, erklärte Seufer im Gemeinderat.

Vonseiten der Ratsmitglieder, die bereits nichtöffentlich eingeweiht waren, wurden keine Vorwürfe gegenüber den Stadtwerken laut. Matthias Härer (CDU) forderte, die Schließzeiten gering zu halten, weil man sonst Badegäste in andere Bäder in der Region verliere. Der Vorschlag des Grünen-Sprechers Werner Neher, den Gemeinderat in die Wahl des Fliesenklebers einzubeziehen, stieß bei seinen Ratskollegen auf Widerspruch. „Der Gemeinderat muss wissen, für was er zuständig ist, und die Verwaltung muss wissen, für was sie zuständig ist“, hielt SPD-Fraktionschef Karl-Otto Völker dagegen.