Kosovarische Sicherheitskräfte liefern sich Schüsse mit uniformierten Maskenträgern. Ein Polizist kommt dabei ums Leben. Präsident Kurti verdächtigt Serbien als Drahtzieher dieser Attacke.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

In den fast ausschließlich von Serben bewohnten Norden des Kosovo ist eine militärisch ausgerüstete Kampftruppe eingedrungen. Bei den rund 30 schwer bewaffneten und uniformierten Maskenträgern, die sich am Sonntag unweit des Dorfs Banjska heftige Schusswechsel mit kosovarischen Sicherheitskräften lieferten, handle es sich um „professionelle Angehörige der Polizei oder Armee“, erklärte der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti am Sonntag auf einer Pressekonferenz in Pristina. Für ihn gibt es keine Zweifel, dass Serbien hinter der jüngsten Eskalation der Gewalt steht.

 

In dem Dorf Banjska bei Zvecan hatten die Angreifer frühmorgens eine Straßensperre errichtet. Daraufhin kam es zu einem Gefecht mit Polizisten, bei dem ein albanischer Angehöriger der Kosovo-Polizei erschossen sowie ein weiterer verletzt worden ist. Das Dorf wurde daraufhin von kosovarischen Sicherheitskräften abgeriegelt.

Die bewaffneten Eindringlinge sind im Garten eines Klosters

Gegen Mittag veröffentlichte das serbisch-orthodoxe Bistum Prizren eine Erklärung, dass maskierte Bewaffneter in Geländefahrzeugen mit verdunkelten Scheiben und ohne Kennzeichen sich Zugang zu der Klosteranlage in Banjska verschafft hätten. Das Bistum erklärte, die „offene Gewalt auf das schärfste zu verurteilen“. Außer den Mönchen sei derzeit auch eine Besuchergruppe von rund 50 Gläubigen aus Novi Sad in dem Kloster eingeschlossen, während die bewaffneten Eindringlinge sich im Garten des Klosters befinden würden und wiederholt Schüsse zu hören seien.

Wer die maskierten Bewaffneten sind, ist unklar

Die Identität der bewaffneten Männer war am Sonntagnachmittag noch unklar. Doch egal ob es sich um serbische Sicherheitskräfte oder um frühere serbische Angehörige der Kosovo-Polizei handelt, die möglicherweise von russischen oder serbischen Geheimdienstkreisen ausgerüstet worden sind: Der serbischen Position in der seit Monaten schwelenden Krise in Nordkosovo haben die Bewaffneten einen Bärendienst erwiesen.

Während die EU und USA die Gewalteskalation und den Tod des kosovarischen Polizisten scharf verurteilten, blieb am Sonntag eine Reaktion in Belgrad zunächst aus. Erst in der letzten Woche hatten sich Serbiens Präsident Aleksandar Vucic und Kosovos Premier Kurti zu einem Krisengipfel in Brüssel getroffen, ohne sich auf eine Entspannung der Lage verständigen zu können.