Dem Hollywoodstar kann laut einem Geschworenengericht keine sexuelle Belästigung nachgewiesen werden – aus Mangel an Beweisen. Doch reicht das, um seinen Ruf wiederherzustellen?

Freispruch. Kevin Spacey wird ein Stein vom Herzen gefallen sein, als die Jury in New York ihr Urteil fällte. Fotos zeigen, wie er mit zufriedenem Gesichtsausdruck das Gerichtsgebäude verlässt. Seit Jahren gibt es schwere Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen den Hollywoodstar. In dem Zivilprozess wurde er nun entlastet – aus Mangel an Beweisen.

 

Ob dies reicht, um seinen Ruf zu reparieren? Ob seine einst steile Karriere nun wieder Fahrt aufnimmt? Zumindest in finanzieller Hinsicht ist das Urteil ein Erfolg für den 63-Jährigen: Der einstige „House of Cards“-Hauptdarsteller muss dem Schauspieler Anthony Rapp (50) keinen Schadenersatz in Millionenhöhe zahlen.

Vorfall aus dem Jahr 1986

Das Geschworenengericht urteilte am Donnerstag nach anderthalb Stunden Beratung, Rapp, unter anderem aus der Serie „Star Trek: Discovery“ bekannt, habe nicht nachweisen können, dass Spacey ihn vor 36 Jahren belästigt habe. Der Vorfall soll sich Rapp zufolge 1986 bei einer Party in New York zugetragen haben. Rapp beschuldigte Spacey, der damals 26-Jährige habe ihn nach der Party in seiner Ein-Zimmer-Wohnung in Manhattan an den Hintern gefasst, ihn auf ein Bett gehoben und sich auf ihn gelegt. Zu diesem Zeitpunkt war Rapp 14. Mit seiner Zivilklage wollte er 40 Millionen Dollar (knapp 41 Millionen Euro) erstreiten.

Nach Meinung der elfköpfigen Jury konnte der Schauspieler nicht beweisen, dass seine Schilderungen der Wahrheit entsprachen. Er habe sich immer wieder in Widersprüche verstrickt. Spacey hatte die Vorwürfe stets bestritten, auch vor Gericht noch einmal. Rapp hingegen hatte ausgesagt, was Spacey ihm angetan habe, sei das „traumatischste Erlebnis“ seines Lebens gewesen.

Karriereende für Spacey

2017 war Rapp, der vor Gericht mit seinem Verlobten erschien, im Zuge der Metoo-Debatte erstmals an die Öffentlichkeit gegangen. Der Fall zog viele weitere, ähnlich gelagerte Vorwürfe gegen Spacey nach sich. Er führte auch dazu, dass sich der Schauspieler als homosexuell outete.

Mehrere Personen gingen vor Gericht, einige Klagen wurden zurückgezogen oder wegen Verjährung abgewiesen. Auch zwei Crewmitglieder der Netflix-Serie „House of Cards“ warfen Spacey Belästigungen vor. Daraufhin kündigte der Streamingdienst die Zusammenarbeit mit ihm auf. Seine Karriere war jäh beendet.

Weiterer Prozess in London

Wie es nun weitergeht? Seit Juni muss sich der zweifache Oscar-Preisträger („Die üblichen Verdächtigen“, „American Beauty“) in Großbritannien vor Gericht verantworten. Laut Staatsanwaltschaft in London soll er zwischen 2005 und 2013 bei drei Männern übergriffig geworden sein. Auch diese Vorwürfe bestreitet Spacey. Seine Anwältin Jennifer Keller gibt sich zuversichtlich: „Als Nächstes wird Kevin Spacey für alles, was ihm vorgeworfen wurde, die Unschuld nachgewiesen werden.“