Der Landrat Richard Sigel eröffnet den aufwendig sanierten Sitzungssaal des Landratsamts in Waiblingen – und nutzt den Anlass zu einem deutlichen Appell.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Das kulturelle Erbe bewahren und in die Zukunft transponieren – so beschreibt Hellmut Schiefer vom Stuttgarter Büro a+r seinen architektonischen Auftrag. Nicht nur der Landrat Richard Sigel sieht die Umsetzung offenkundig als gelungen an. Am Donnerstagabend ist im Waiblinger Landratsamt die Wiedereröffnung des Westflügels der Behörde gefeiert worden.

 

Teil der Immobilienkonzeption

Der Ende der 1950er Jahre erstellte Gebäudeteil am Alten Postplatz in Waiblingen ist aufwendig energetisch saniert, modernisiert und an die Anforderungen des Brandschutzes angepasst worden. Rund 8,5 Millionen Euro hat die Kreisbehörde insgesamt dafür investiert. Der Landrat spricht von einem „weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einer effizienten, zukunftsfähigen, bürgerfreundlichen, attraktiven und klimaneutralen Kreisverwaltung“. Im Rahmen seiner Immobilienkonzeption ist in unmittelbarer Nachbarschaft erst vergangene Woche das Richtfest für einen Neubau des Landratsamts gefeiert worden, das neue Gesundheits- und Ordnungsamt an der Rötestraße hat bereits im vergangenen Jahr seinen Betrieb aufgenommen.

Nun können nach zweieinhalb Jahren interimsweisen Nomadentums die Ausschüsse des Kreistags wieder an ihrem angestammten, wenn auch grundlegend veränderten Ort tagen. Der neue Sitzungssaal beherbergt standardmäßig 38 Plätze sowie eine Verwaltungsbank und kann mit der Öffnung eines von insgesamt sieben Besprechungsräumen um weitere 15 Sitzplätze erweitert werden. Zudem bietet eine Empore Platz für 16 Gäste.

Der Sitzungssaal und die Besprechungsräume sind zudem technisch so ausgestattet, dass sie in einem Katastrophenfall auch als modernes Lagezentrum genutzt werden können. Ein Notstromaggregat, eine Antennenanlage und Übertragungsnetze sollen im Fall der Fälle dafür unabhängige Strukturen ermöglichen.

Valentin Vitanov (2.v.l.) hat Bilder der Altlandräte Johannes Fuchs (l.) und Horst Lässing (2.v.r.) gemalt. Rechts: der amtierende Landrat Richard Sigel. Foto: Frank Rodenhausen

Zieren wird den Raum künftig eine neu aufgelegte Galerie mit Porträts der ehemaligen Kreisverwaltungschefs. Der in Fellbach lebende Künstler Valentin Vitanov hat sie gestaltet, die Altlandräte Johannes Fuchs und Horst Lässing haben ihre Konterfeis am Donnerstagabend persönlich enthüllt. „Ich bin damit sehr zufrieden“, befand Letzterer auf Nachfrage.

Appell zur Bewahrung der Demokratie

Der amtierende und in der Galerie noch nicht verewigte Landrat Richard Sigel hat die Einweihung des „Herzstücks des Landratsamts und der Demokratie“, wie er den Sitzungssaal selbst bezeichnete, für einen Appell „aus aktuellem Anlass“ genutzt. „Unser Sitzungssaal steht symbolisch für die freiheitlich demokratische Grundordnung, für Menschenwürde und unseren Rechts- und Sozialstaat“, betonte Richard Sigel. „Wir stehen als Landkreis für ein diskriminierungsfreies und friedliches Miteinander aller Menschen ein.“ Eine sachliche und kritische Auseinandersetzung, gerade im politischen Diskurs, sei wichtig und gut. Die Grundregeln des gesellschaftlichen Miteinanders hingegen seien nicht verhandelbar. Sigel: „Ausgrenzung, Hass auf Menschen mit Migrationsgeschichte und Re-Migrationspläne haben bei uns keinen Platz.“