Das Italien-Tief, das derzeit für heftigen Regen und Unwetter sorgt, führt in Österreich und in Slowenien zu großen Überschwemmunen. Vor allem in Österreich spitzt sich die Unwetterlage derzeit dramatisch zu.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Bei Überschwemmungen und Erdrutschen im Nordosten und im Zentrum Sloweniens sind drei Menschen ums Leben gekommen. „In den vergangenen 24 Stunden sind drei Menschen bei wetterbedingten Vorfällen gestorben“, teilt Polizeisprecherin Maja Adlesic am Freitag (4. August) mit.

 

In einer Bergregion wurden demnach nach einem Sturm die Leichen von zwei niederländischen Touristen gefunden. Außerdem sei eine Frau in einem Überschwemmungsgebiet ums Leben gekommen.

Dramatische Lage in weiten Teilen Sloweniens

Das Hochwasser habe Brücken und Häuser zerstört, berichtet die Nachrichtenwebsite „N1 Info“. In rund 16 000 Haushalten sei der Strom ausgefallen. „Einige Gebiete sind vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten und die Kommunikation ist auch schwierig“, teilte Zivilschutz-Vertreter Srecko Sesta mit.

Das Nachbarland Kroatien versetzte seine Einsatzkräfte wegen befürchteter Ausweitung der Überschwemmungen in Alarmbereitschaft. Im Norden des Landes stiegen die Wasserstände der Flüsse stark an. In Kroatien war es Mitte Mai zu katastrophalen Überschwemmungen infolge schwerer Unwetter gekommen.

Tornado fegt über Slowenien hinweg

Erst am Dienstagabend (1. August) war ein Tornado mit Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometer über Teile Sloweniens hinweggefegt, Die Windhose traf die Ortschaft Koseze bei Ilirska Bistrica besonders schwer. Die Gemeinde liegt auf der Urlaubsroute vieler Kroatien-Urlauber. In Koseze wurden zahlreiche Dächer abgedeckt und Gebäude beschädigt.

Auf unserer Karte sehen Sie, welche Gebiete in Slowenien und Österreich betroffen sind:

Slowenien: Ljubljana, Maribor, Celje, Ravne na Koroskem

In der Hauptstadt Ljubljana und in den Städten Maribor und Celje ertönten Sirenen, nachdem die Umweltbehörde des EU-Landes wegen heftiger Regenfälle, die in der Nacht einsetzten, die höchste Alarmstufe rot ausgerufen hatte. Die Armee unterstützte die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei bei den Rettungs- und Bergungseinsätzen.„Die Lage ist ernst“, erklärte Verteidigungsminister Marjan Sarec.

In Ravne na Koroskem, rund 60 Kilometer nordöstlich von Ljubljana, wurden weite Teile der Stadt komplett überflutet.

Ravne na Koroskem ist von den Wassermassen überflutet worden Foto: AP/dpa/Gregor Ravnjak

Bergunje

Im nordslowenischen Begunje nahe der Grenze zu Österreich wurde ein psychiatrisches Krankenhaus evakuiert, weil dort Keller und Erdgeschoss überflutet worden waren. Die Patienten mussten in umliegende Einrichtungen untergebracht werden.

Seebergsattel, Raunjak, Loiblpass

Eisenbahnstrecken und Autobahnen wurden überflutet. Katastrophenschützer mussten Menschen vor den Fluten retten, zum Teil mit Hilfe von Helikoptern. Zahlreiche Grenzübergänge, etwa der Seebergsattel, Raunjak und der Loiblpass, sind wegen Überflutungen oder Murenabgängen gesperrt. Eine Autobahn aus Ljubljana in den Norden des Landes ist wegen den Überschwemmungen derzeit nicht befahrbar.

Skofia Loka, Gorenjska

In Skofja Loka, 20 Kilometer nordwestlich von Ljubljana, sind ahlreiche Gebäude überflutet worden. Straßen stehen unter Wasser und sind unpassierbar. In der gesamten Region Gorenjska (Oberkrain), die im Norden an Österreich grenzt, ist es zu Überschwemmungen gekommen, so dass Straßensperren errichtet werden mussten.

Nazarje, Ljubno ob Savinji

Der Haushaltsgerätehersteller Hisni Aparati in Nazarje, 70 Kilometer nordöstlich von Ljubljana, musste wegen der Überflutung seines Betriebsgeländes die Produktion unterbrechen. Der Gewerbepark im nahe gelegenen Ort Ljubno ob Savinji ist praktisch zerstört worden, nachdem die Savinja, ein Nebenfluss der Save, aus ihren Ufern getreten war und das gesamte Gelände überflutet hatte.

Österreich: Kärnten

Nach den  Überschwemmungen durch anhaltende heftige Regenfälle im Süden Österreichs ist auch dort keine Entspannung in Sicht. Im Gegenteil: Die Lage spitzt sich dramatisch zu. Es ist zu Überflutungen sowie Schlamm- und Gerölllawinen gekommen. Die Straßenverbindungen zu einigen Ortschaften im Bundesland Kärnten sind unterbrochen, wie örtliche Behörden mitteilten.

Wolfsberg: In St. Paul im Bezirk Wolfsberg in Kärnten erwarteten die Behörden am Samstag (5. August) eine weitere Hochwasserwelle. Vorsorglich wurden am Freitagabend 70 Haushalte evakuiert. „Die Prognose ist so hoch, dass wir mit einer weiteren Hochwasserwelle rechnen müssen“, warnt der Bezirkshauptmann von Wolfsberg, Georg Fejan. 
Die Behörden rechnen zudem wegen der Überschwemmungen mit Chaos im Urlaubsverkehr an der österreichisch-slowenischen Grenze.

Völkermarkt: Besonders betroffen ist der Bezirk Völkermarkt im Bundesland Kärnten. Ein Campingplatz würde komplett überflutet. Die Behörden haben dort die Menschen aufgerufen, nur unbedingt notwendige Fahrten mit ihren Autos zu erledigen. Angesichts der Wassermassen ist die Hilfe des österreichischen Bundesheeres angefordert worden.

St. Paul im Lavanttal, Loibach: ln Kärnten wurde für neun Gemeinden eine Zivilschutzwarnung herausgegeben. In den Gemeinden St. Paul im Lavanttal und Loibach gab es Zivilschutzalarm. Im ersten Teil der Nacht fiel der Regen dann allerdings nicht ganz so stark aus wie befürchtet. Insgesamt wurden im südlichsten österreichischen Bundesland 1100 Feuerwehreinsätze gezählt. In St. Paul sind die Bürger aufgerufen worden, nicht in die Keller zu gehen, sich in oberen Stockwerken aufzuhalten und Brücken zu meiden. 

Loiblpass: Nach Angaben des Autofahrerclubs ÖAMTC sind zahlreiche Grenzübergänge zwischen Österreich und Slowenien wegen Überflutungen und Schlamm- und Gerölllawinen gesperrt, darunter der Loiblpass. Als Ausweichroute steht nur der Karawankentunnel zur Verfügung.

Viktring: Kritisch ist die Lage auch in Viktring, einem südlichen Vorort der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee. Dort musste die Feuerwehr am Abend ein Rückhaltebecken auspumpen, das überzulaufen droht.

Lavamünd: In Lavamünd in Kärnten mussten Häuser evakuiert werden, nachdem es dort Hangrutsche gegeben hat. 

Österreich: Burgenland

Jennersdorf: Im Bundesland Burgenland sind im Bezirk Jennersdorf über Nacht 70 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen worden. Feuerwehren rückten aus, um Wasser abzupumpen und umgestürzte Bäume zu beseitigen.

Österreich: Steiermark

Deutschlandsberg, Leibnitz, Südoststeiermark: Laut dem Versorger Energie Steiermark waren rund 4000 Haushalte ohne Strom. Für die Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark wurde Zivilschutzwarnung gegeben, in fünf Gemeinden gab es Katastrophenalarm. In der Nacht auf Samstag musste auch ein Seniorenheim in Leibnitz evakuiert werden. Insgesamt 27 Bewohner seien in Notunterkünfte gebracht worden. .