Freiwilliges Soziales Jahr oder Bundesfreiwilligendienst? Was sind die Unterschiede, welche Voraussetzungen muss man mitbringen, wie bewirbt man sich und was bringt das Engagement? Eine kleine Orientierungshilfe.

Die Schule ist zu Ende, der Abschluss in der Tasche und was jetzt? Wie wäre es mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder der Arbeit als Bufdi beim Bundesfreiwilligendienst? Beides bietet die Chance, etwas Sinnvolles für sich und andere zu tun. Die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten können einem Praxistest unterzogen, Kompetenzen und Persönlichkeit weiterentwickelt werden. Ein FSJ oder die Zeit als Bufdi können somit innehalten lassen, um zu sehen, wohin die Reise für einen geht. Für die Entscheidungsfindung können die folgenden Fakten eine Hilfe sein.

 

Inhaltsverzeichnis:

FSJ oder BFD – was sind die Unterschiede?

Der einzige echte Unterschied zwischen den beiden Diensten ist, dass sie aus unterschiedlichen Töpfen bezahlt werden. Den BFD bezuschusst der Bund, das FSJ finanzieren teils die Bundesländer. Was für die Bewerbenden aber wenig relevant ist. Ansonsten sind die Unterschiede gering.

Unterschiede bei der Einsatzstelle

Beim FSJ kann man für einen sozialen Dienst eingesetzt werden, aber auch in den Bereichen Kultur, Sport und Denkmalpflege. Beim BFD sind soziale Dienste, aber auch Verwaltungs-, Hausmeister- oder Fahrdienste möglich. Wem es darum geht mit und für Menschen zu arbeiten, findet demnach bei beiden Freiwilligendiensten die passende Stelle. Im Arbeitsalltag macht es keinen Unterschied, ob man FSJler oder Bufdi ist. Zudem haben beide 25 Seminartage und 26 Tage Urlaub und bekommen in manchen Fällen Essen und einen Schlafplatz umsonst.

Unterschiede beim Einsatzalter

Das FSJ und auch den BFD kann man nach Ende der Schulpflicht machen, also ab zirka 16 Jahren. Beim BFD gibt es kein Höchstalter. Das FSJ kann bis zum 27. Lebensjahr absolviert werden. Nachdem bisher Menschen über 26 Jahre den Bundesfreiwilligendienst auch in Teilzeit mit mindestens 20 Stunden in der Woche absolvieren konnten, ist dies nun auch für unter 27-Jährige möglich – allerdings gibt es darauf keinen Rechtsanspruch. Aber Achtung: Die beiden Dienste können nicht hintereinander gemacht und auch nicht beliebig oft wiederholt werden.

Unterschiede bei der Einsatzdauer

Beide Freiwilligendienste dauern normalerweise zwölf Monate. Diese Zeit sollte man einplanen, um die Erfahrung voll auszukosten. Es sind aber prinzipiell Einsätze zwischen sechs und 24 Monaten möglich.

Unterschiede bei der Bezahlung

Bei beiden Freiwilligendiensten bekommt man ein Taschengeld. Dazu kommt das Kindergeld bis 26 Jahre. Außerdem gibt’s Kost und Logis frei. Man ist kranken-, renten-, arbeitslosen-, unfall- und haftpflichtversichert – genau wie ein normaler Arbeitnehmer. Am Ende bekommt jeder FSJler und Bufdi ein Zeugnis, das einen Ehrenplatz in der Bewerbungsmappe verdient hat.

In welchen Branchen kann man ein Freiwilliges Soziales Jahr machen?

Ein FSJ kann absolviert werden:

  • In der Kinder- und Jugendarbeit.
  • In der Gesundheits- und Altenpflege.
  • In einem Sportverein.  
  • In einer kulturellen Einrichtung oder Schule.
  • In Umwelt- und Naturschutz-Verbänden.
  • In der Landschafts- und Denkmalpflege.

Wie bewirbt man sich für ein FSJ?

Die Unterlagen für ein FSJ sind aufgebaut wie eine klassische Bewerbungsmappe. Diese sollte daher auf jeden Fall die folgenden Dokumente enthalten:

  • Ein Deckblatt mit Passfoto
  • Einen tabellarischen Lebenslauf
  • Ein aussagekräftiges Anschreiben beziehungsweise Motivationsschreiben
  • Den ausgefüllten Bewerbungsbogen der Einrichtung (nur wenn gefordert)
     

Tipps fürs Vorstellungsgespräch

Nach der erfolgreichen Bewerbung für ein FSJ oder den BFD wird man zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Glückwunsch! Beim Gespräch geht es ums gemeinsame Kennenlernen, um festzustellen, ob es passt. Die folgende Liste kann bei der Vorbereitung für das Gespräch helfen. Freilich ist es dennoch gut, sich eigene Fragen zu überlegen und diese vorab zu notieren.

Persönliche Vorstellung

  • Was möchte ich von der Einrichtung wissen?
  • Kennenlernen der Einsatzstelle
  • Absprachen zwischen Bewerber und Einsatzstelle
  • Wie geht es nach dem Vorstellungsgespräch weiter? 
  • Wer bin ich (Alter, Wohnort, Hobbys…)
  • Meine Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen
  • Warum ich meinen Freiwilligendienst hier machen möchte
  • Was ich schon über die Einrichtung weiß, gehört habe
  • Wie groß ist die Einrichtung?
  • Welche Arbeitsbereiche gibt es?
  • Welche Menschen betreue ich hier?
  • Was erwartet mich?
  • Welche Fähigkeiten brauche ich?
  • Wie sehen mein Arbeitsplatz und Arbeitsalltag aus? 
  • Regelungen für Dienstplan, Pausen, Urlaub?
  • Wo werde ich eingesetzt? Für welche Aufgaben?
  • Können wir einen Rundgang machen?
  • Beginn und Ende der Freiwilligendienstes – mögliche Vertragsdauer
  • Wie werden meine Arbeitszeiten aussehen?
  • Wie viele Urlaubstage gibt es?
  • Wer übernimmt die Anleitung und Begleitung während des Freiwilligendienstes für mich?
  • Wie gut kann die Einsatzstelle mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden?
  • Wie ist die Erstattung der Fahrtkosten geregelt?
  • Wie war das Gespräch für mich?
  • Kann ich mir meinen Freiwilligendienst hier vorstellen?
  • Welche Informationen brauche ich noch, um mich entscheiden zu können?

Was sind die Voraussetzungen für ein Bufdi oder FSJ?

Voraussetzung für ein FSJ ist, dass man mindestens 15 und maximal 26 Jahre alt st, seinen Lebensmittelpunkt in Deutschland hat oder einen Großteil seines Lebens in Deutschland gelebt hat. Freiwilligendienste im Ausland sind ab 18 Jahren möglich. Wer älter ist, kann einen Bundesfreiwilligendienst leisten.

Wie lange dauert das FSJ?

Das Freiwillige Soziale Jahr erstreckt sich über wenigstens sechs, jedoch maximal 18 Monate. In Ausnahmefällen kann der Freiwilligendienst bis zu 24 Monaten geleistet werden. Dann muss dies aber durch ein besonderes pädagogisches Konzept begründet werden. Mehrere unterschiedliche Freiwilligendienste, auch bei unterschiedlichen Einsatzstellen und in unterschiedlichen Einsatzbereichen, können, sofern sie jeweils wenigstens sechs Monate dauern, bis zu einer Höchstdauer von 18 Monaten kombiniert werden.

Wie lange ist die Probezeit im FSJ?

Die ersten sechs Wochen des Freiwilligendienstes sind Probezeit. Eine ordentliche und außerordentliche Kündigung ist in dieser Zeit möglich. In gegenseitigem Einvernehmen zwischen Träger, Einsatzstelle und Freiwilligem ist eine vorzeitige Auflösung der Vereinbarung auch ohne Kündigung möglich.

Wie viel Geld bekommt man im FSJ?

Freiwillige bekommen für ihren Dienst ein Taschengeld. Im Jugendfreiwilligendienstgesetz ist für das FSJ und das FÖJ eine Taschengeld-Höchstgrenze festgelegt. Sie beträgt sechs Prozent der Beitragsbemessungsgrenze in der allgemeinen Rentenversicherung, im Jahr 2023 sind das 438 Euro monatlich.

Wer bezahlt das FSJ?

Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ist ein praktisches Bildungs- und Orientierungsangebot mit vielen Einsatzbereichen. Das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) bietet Einblicke in den Umwelt- und Naturschutz. FSJ und FÖJ sind Dienste auf Länderebene, das heißt, die Bundesländer finanzieren sie anteilig.

Wer zahlt die Sozialversicherung beim FSJ?

Die Krankenkasse ist für BFD-Teilnehmer kostenlos. Wer sich im Bundesfreiwilligendienst (BFD), im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder im Freiwilliges Ökologischen Jahr (FÖJ) engagiert, wird versicherungspflichtig, muss sich also in einer gesetzlichen Krankenkasse selbst versichern.

Kann man neben dem FSJ einen Nebenjob machen?

Das geht. Man kann während einem Freiwilligen Sozialen Jahr ( FSJ / FÖJ ) oder Bundesfreiwilligendienst (BFD) auch einen Mini-Job machen. Allerdings musst du darauf achten, dass in einer Woche nicht mehr als insgesamt 48 Stunden zusammenkommen.

Wann ist ein FSJ sinnvoll?

Wer ein Studium oder eine Ausbildung im sozialen, medizinischen, pädagogischen oder pflegerischen Bereich plant, für den ist das FSJ eine ideale Möglichkeit, um zu prüfen, ob dieser Bereich das Richtige ist. Doch nicht nur, wenn man Ärztin, Erzieher, Lehrerin oder Pfleger werden will, ist das FSJ eine tolle Chance, um sich sozial zu engagieren.

Gute Gründe für ein FSJ: Sozial engagieren und Gutes tun

Im FSJ unterstützt man jene, die Hilfe benötigen. Man engagiert sich freiwillig für die Gesellschaft. Dabei begegnet man Menschen, mit denen man im Alltag sonst vielleicht weniger zu tun hat. Das Engagement ist in vielen Bereichen gefragt.

Warum das wichtig ist?

FSJler lernen die Gesellschaft in ihren vielschichtigen Facetten kennen und entwickeln ein besseres Verständnis für Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen. Das trägt dazu bei, dass das Miteinander in der Gesellschaft gestärkt wird. Es ist eine tolle Erfahrung zu sehen, was die eigene Arbeit bewirkt.

Persönlich weiterentwickeln im FSJ

Im Freiwilligen Sozialen Jahr stärkt man seine Persönlichkeit und entwickelst sich in dieser Zeit meist enorm weiter. Man begegnet neuen und ganz unterschiedlichen Menschen und lässt sich auf diese ein. Dadurch beweist man Offenheit, Neugier und Flexibilität. In der Zusammenarbeit stärkt man seine Team- und Kommunikationsfähigkeiten. Manchmal muss man Konflikte lösen. Das kann anstrengend sein, aber daran kann man wachsen. Mit dem FSJ können Selbstständigkeit und dein Selbstbewusstsein gestärkt werden.

Beruflich orientieren im FSJ

Natürlich lernt man im FSJ den sozialen Bereich kennen. Doch der Freiwilligendienst bietet die Möglichkeit, sich ganz allgemein beruflich zu orientieren. Ein soziales Jahr gibt Raum und Zeit, sich über berufliche und persönliche Ziele klarzuwerden. In der Einsatzstelle erlebt man einen Arbeitsalltag und stellt fest, welche Aufgaben einem besonders Spaß machen und wo die eigenen Stärken liegen. In den Seminaren hat man zusätzlich die Chance, sich mit seinen Berufswünschen sowie mit seinen Kompetenzen und Fähigkeiten auseinanderzusetzen.

FSJ: Praktische Erfahrungen sammeln

Nach einem FSJ findet man sich in einem Arbeitsumfeld zurecht. Viele Ausbildungsbetriebe und Unternehmen schätzen es, wenn Bewerber bereits Praxisluft geschnuppert haben. Der Bonus im FSJ zu einem herkömmlichen Praktikum: die pädagogische Begleitung durch den Träger und durch eine Anleitungsperson in der Einrichtung.

Fachhochschulreife durch FSJ

Mit einem zwölfmonatigen FSJ kann der praktische Teil der Fachhochschulreife erworben werden.

FSJ: Anerkennung für Studium und Ausbildung

Das FSJ wird bei bestimmten Ausbildungen und Studiengängen als (Vor-)Praktikum oder Anerkennungsjahr angerechnet. Viele Hochschulen und Universitäten erkennen Freiwilligendienste außerdem als Wartezeit an und vergeben dafür Sonderpunkte bei der Bewerbung. Wer seinen Freiwilligendienst für einem zulassungsbeschränkten Studiengang anrechnen lassen möchte, sollte sich vorher noch über die Voraussetzungen (und insbesondere Stichtage) informieren, zum Beispiel auf der Webseite Hochschulstart.

Wer unerwartet eine Zusage für einen Studienplatz bekommt, muss sein FSJ nicht zwangsläufig abbrechen: In der Regel kann der Studienplatz zurückgestellt werden. Das ist allerdings nicht einheitlich geregelt und kann variieren. Am besten bei der jeweiligen Hochschule oder Uni über deren Bestimmungen informieren.

FSJ oder Bufdi macht sich gut im Lebenslauf

Eine ehrenamtliche Tätigkeit wie das Freiwillige Soziale Jahr oder der Bundesfreiwilligendienst macht sich gut im Lebenslauf. Es zeigt, dass man sich sozial engagiert, teamfähig ist und sich für andere einsetzt.

Fakten rund ums FSJ: Urlaub und Co.:

Wie oft und lange arbeitet man bei einem FSJ?

Das Freiwillige Soziale Jahr ist grundsätzlich eine Vollzeit-Tätigkeit. Das heißt, die Arbeitszeit beträgt ungefähr 39 Stunden pro Woche. Die Wochenarbeitszeit kann je nach Einsatzstelle ein wenig variieren. Je nach Einrichtung gibt es einen Dienstplan mit Früh- und Spätschichten.

Wird der Notendurchschnitt durch ein FSJ verbessert?

Durch ein FSJ verbessert sich nur in den seltensten Fällen die Abiturnote an sich. In diesen Sonderfällen werden dann Bonuspunkte für das FSJ vergeben, die den Notendurchschnitt um bis zu 0,2 Punkte heben. In der Regel bringt ein FSJ aber Vorteile durch die damit einhergehenden Wartesemester.

Wird das FSJ als Praktikum anerkannt?

Ein FSJ wird als gelenktes Praktikum anerkannt. Wer für sein Wunschstudium ein Pflicht- oder Vorpraktikum braucht, kann sein Engagement dort geltend machen.

Hat man bei einem FSJ oder als Bufdi Urlaub?

Alle Freiwilligen im FSJ haben mindestens 25 Tage Urlaub, wenn sie zwölf Monate Dienst machen. Alle Freiwilligen, die ihren BFD zwölf Monate in Vollzeit machen, haben mindestens 24 Tage Urlaub.

Hat man als FSJler an Feiertagen frei?

Grundsätzlich dürfen Arbeitnehmer an Sonn- und Feiertagen von 0 bis 24 Uhr nicht beschäftigt werden, Ausnahmen sind möglich. Grundsätzlich alle 14 Tage gibt es ein freies Wochenende, es müssen jedoch mindestens 15 Sonntage im Jahr beschäftigungsfrei sein.

Kann man während des Freiwilligen Sozialen Jahrs die Stelle wechseln?

Ja, das ist meistens möglich. Wenn man merkt, dass es in der Einsatzstelle nicht klappt und auch gemeinsame Gespräche mit der Einsatzleitung nichts zum Positiven hin verändern.

Kann man das FSJ abbrechen?

Im FSJ kann der Dienst vorzeitig zu jedem Termin beendet werden. Hierzu stellt man einen formlosen Antrag auf Auflösung der Vereinbarung zum neu vereinbarten Termin.

FAZIT: Egal für welchen Freiwilligendienst man sich entscheidet – ob FSJ oder BFD, im Lebenslauf sehen beide gut aus. Beide können als Vorpraktikum für die Ausbildung oder das Studium angerechnet werden. Das muss im Einzelfall mit der Hochschule oder Ausbildungseinrichtung abgeklärt werden. Wichtig ist, dass die Einsatzstelle zu einem und vielleicht zu den persönlichen Zukunftsplänen passt. Bevor man sich daher für ein FSJ oder den BFD bewirbt, sollte man sich genau überlegen, in welchem Bereich es für einen am meisten Sinn macht. Sinnstiftend ist das soziale Engagement in jedem Fall.