In ihrer Abendschicht als Kassierein in einem Lebensmittelgeschäft wurde Frau M. von einem Maskierten mit der Pistole bedroht. Dieses Erlebnis drohte ihr ganzes Leben zu zerstören.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Kurz vor Feierabend um 22 Uhr stand er vor ihr: Maskiert mit einer Pistole – und die war auf sie, auf Frau M., gerichtet. Sie hatte Spätschicht als Kassiererin in einem Lebensmittelgeschäft. Der Maskierte forderte sie auf, die Kasse zu öffnen. Aber wie jeder weiß, der schon einmal einen Euro für den Einkaufswagen an der Kasse wechseln wollte: Die Kasse lässt sich nicht einfach öffnen, sondern nur dann, wenn vorher Warenpreise eingetippt wurden und die Kassierin die Summe angefordert hat. Frau M. war im vorderen Bereich des Ladengeschäfts ganz allein: „Mein Chef war hinten im Büro und eine Kundin war auch im Laden, aber ebenfalls ganz hinten zwischen den Regalen“, berichtet Frau M. „Ich war damals so voller Panik, dass ich dem Mann gesagt habe, dass nur mein Chef die Kasse öffnen kann.“ Frau M. ging zum Büro, der Maskierte folgte ihr mit der Pistole, die auf sie gerichtet war.

 

Der Chef hatte zwar die Pin für die Kasse, aber seltsamerweise wollte diese trotzdem nicht aufgehen, was Frau M. sehr verwundert hat. Schließlich wurde es dem Maskierten zu brenzlig. Er habe gerufen, dass ihm das alles zu lang dauere und er verließ den Laden ohne Beute. Frau M. war völlig aufgelöst. Sie hatte Todesangst gehabt.

Überwachungskamera war Attrappe

„Besonders schlimm war es, dass ich am nächsten Tag gleich wieder arbeiten musste. Wieder an der Kasse und wieder abends“, beklagt sie sich. Noch ein paar Monate hielt sie es aus in diesem Job, dann kündigte sie. Nicht nur wegen des Überfalls, sondern vor allem deshalb, weil der Inhaber des Ladens zwar versprochen hatte, etwas für die Sicherheit zu investieren. Aber nichts passierte. „Das war dort sowieso immer schwierig gewesen. Abends kamen manchmal Jugendliche und haben vor meinen Augen Waren gestohlen und rausgetragen. Ich konnte allein gar nichts machen“, berichtet sie. Die Überwachungskameras waren Attrappen. Sie haben nichts aufgezeichnet.

Frau M. fiel nach ihrer Kündigung in ein psychisches Loch. „Ich wollte mit mir selbst ins Reine kommen und dann nach einer neuen Arbeit suchen“, sagt sie. Aber da war der Alkohol – der tröstete und je mehr er sie tröstete, desto mehr ging es mit ihr bergab. So sehr, dass ihr Kind, das damals im Grundschulalter war, zu seinem Vater zog.

Frau M. wohnt mit ihrem Lebenspartner zusammen und der half ihr vom Alkohol wieder weg zu kommen. „Ich war zwar mal in einer Klinik, aber letztlich trocken wurde ich durch die Hilfe meines Partners. Wir haben alle Flaschen aus dem Haus geschafft und ich habe keinerlei Drang mehr zum Trinken.“

Neue Arbeitsstelle bringt Freude

Was sie damals erlebt hat, ist für die Frau mit Anfang vierzig noch lange nicht vorbei. Noch jetzt, vier Jahre danach, bekommt sie Panik, wenn jemand hinter ihr geht. Ihr Partner begleitet sie grundsätzlich in der Dunkelheit. Auch jetzt, jeden Morgen, denn Frau M. muss kurz vor 6 Uhr an der Bushaltestelle sein. Sie beginnt um 6.30 Uhr an ihrer neuen Stelle zu arbeiten. „Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt wie an meinem neuen Arbeitsplatz“, erzählt sie begeistert. Sie hat eine Anstellung als Putzfrau in einer Seniorenwohnanlage. „Die Leute freuen sich so, wenn ich zum Saubermachen komme.“ Der Verdienst ist besser als der im Lebensmittelladen. Und seitdem sie trocken ist, kommt auch regelmäßig ihr Kind wieder zu ihr zu Besuch. Frau M. hat Schulden. Sieben Jahre lang hatte sie mit Raten zu 50 Euro pro Monat versucht, die Last loszuwerden. In der Zeit als sie trank, hatte sie auch diese Verpflichtungen vernachlässigt.

Ein Jahr hatte sie auf einen Termin bei der Schuldnerberatung gewartet und die hat einen Vergleich ausgehandelt. Der Großteil der Schulden stammt aus einem Kredit, den sie für ihren früheren Partner unterschrieben hatte: 10 000 Mark waren das. „Ich war blind und blöd“, sagt sie bitter. Nach der Trennung blieb sie auf den Raten sitzen. Die Restschuldbefreiung beträgt durch den Vergleich 1600 Euro. Wenn sie den Betrag weiter in 50-Euro-Raten abstottert, dauert es noch drei Jahre. Die Institution, die sie betreut, bittet um Spenden, damit es schneller geht.

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