Drei Familienmitglieder, davon zwei im Rollstuhl – der Alltag der Familie Varga aus Stuttgart-Vaihingen ist kompliziert. Auch dank einer Spende von „Hilfe für den Nachbarn“, der Hilfsaktion der Stuttgarter Zeitung, wird das Leben des Familiengespanns jetzt leichter – und der Verein kann und will noch mehr Menschen helfen.

Einsteigen und losfahren, das kann Familie Varga jetzt. Allerdings vergeht dennoch mindestens eine halbe Stunden, bis Vater Csaba seine Frau Ildiko und Sohn Norman mit ihren Rollstühlen in ein Gefährt bugsiert hat. Umso wichtiger ist der Van, den die Familie jetzt bekommen hat, für die schwer vom Schicksal gebeutelte Familie. Norman, der kluge 19-jährige Sohn der Vargas, hat spinale Muskelatrophie, kurz SMA. Der Zeigefinger seiner rechten Hand muss seine Beine ersetzen, mit ihm steuert er seinen Elektrorollstuhl. Im vergangenen Jahr hat er seinen Schulabschluss an der Stuttgarter Margarethe-Steiff-Schule gemacht – „und jetzt überleg ich, was ich tun könnte“, sagt Norman. Er lächelt schüchtern und strahlt: denn seine Zukunft wird dank des Vans sicherlich leichter.

 

Mithilfe vieler Unterstützer, kreativer Ideen und unbürokratischer Helfer – darunter die Stuttgarter Zulassungsstelle – ist dieser Traum wahrgeworden. Denn dort bekam Reiner Dannecker vom Leonberger Hospizverein als Vermittler eigens einen Termin, um die Sonderanfertigung anzumelden. Als dann trotz akribischer Prüfung noch ein Formular fehlte, wurde eilends Monika Friedrich vom Hospiz angemailt, die das Dokument einscannte, sodass der Fahrzeugschein ausgestellt werden konnte.

Bis dahin glich für die Familie jede Art von Mobilität einem Albtraum: Denn Normans Mutter Ildiko, die ihren Sohn ihr Leben lang versorgte und unterstützte, erkrankte vor knapp zwei Jahren an einer Hirnentzündung. Seitdem ist auch sie komplett auf die Hilfe ihres Mannes angewiesen. In der Wohnung der Vargas in Stuttgart-Vaihingen kommen die drei halbwegs klar – aber jeder Weg zum Arzt oder zu Behörden wurde zum schier unmöglichen Unterfangen. Taxi-Zentralen haben keine Vans, die zwei Rollstühle transportieren. Und wenn Csaba Varga zwei Taxis bestellte, kam oft nur eins. „Die dachten am Telefon oft, sich verhört zu haben oder aber hatten nur eines, das überhaupt einen Rollstuhl aufnehmen kann.“ Das ist nun Geschichte. „Wir freuen uns so sehr über das Fahrzeug“, sagt der Vater und hält die Hand seiner Frau fest.

Finanziert wurde der Wagen von vielen: Dazu gehört neben dem Unternehmen „Paravan“ aus Reutlingen auch der Verein „Helfer mit Herz“ aus Weissach. Dort putzen jedes Jahr am Ende der Sommerferien an der Car-Wash-Station freiwillige Helfer Autos gegen eine Spende – mehrere tausend Euro sind zusammengekommen. Geld kam außerdem von der Aktion Kinderträume, ein Satz Reifen kam von der Firma Wolf aus Hemmingen, viele Kleinspenden liefen ein beim Hospiz in Leonberg über einen Aufruf mit dem Titel „Ein Auto für Norman“, der Bundesverband Kinderhospiz hat das Spendenkonto eingerichtet. Und auch „Hilfe für den Nachbarn“, die Benefizaktion der Stuttgarter Zeitung, konnte einen Beitrag leisten, um das Auto auf die Straße zu bringen.

Das wird möglich durch die Leserinnen und Leser der Stuttgarter Zeitung, die trotz Inflation und vieler Krisenherde in der Welt die Hilfsaktion treu mit Spenden bedenken. „Darüber sind wir sehr, sehr froh“, sagt der Vereinsvorsitzende Achim Wörner. Der Schwerpunkt von „Hilfe für den Nachbarn“ ist die direkte Einzelfallhilfe. Konkret arbeitet der Verein mit karitativen Einrichtungen in und um Stuttgart zusammen. Von dort bekommt der Verein Anträge: sie reichen vom Ersatz einer kaputten Waschmaschine für eine sechsköpfige Familie bis zum Fahrrad oder einer neuen Matratze fürs Kinderbett.

Außerdem hat „Hilfe für den Nachbarn“ auch Projekte angestoßen und finanziert: So konnte beispielsweise die Stuttgarter Tafel einen Kühllaster anschaffen, weil der alte wegen der neuen Abgasregeln in der Stadt nicht mehr zum Lager fahren durfte. Mithilfe der großzügigen Spenden in der Anfangsphase der Coronapandemie wurden rund 800 Laptops und Tablets angeschafft, damit Schülerinnen und Schüler, die aus finanziellen Gründen keine digitalen Endgeräte zur Verfügung hatten, am Homeschooling teilnehmen konnten.

Traditionell unterstützt „Hilfe für den Nachbarn“ das Frühstück für Kinder an Brennpunktschulen, ebenso das evangelische Waldheim Esslingen, in dem viele Kinder aus ärmeren Familien einen Teil ihrer Ferien verbringen – denn Urlaub kennen die meisten nur vom Hörensagen.

Die Jugendhilfe Hochdorf, eine stationäre Einrichtung für Kinder und Jugendliche, die nicht mehr zuhause bei ihren Eltern leben können, hat 2022 eine größere Summe für die Sanierung ihres Sport-und Festplatzes erhalten. Tiefe Löcher hatten ihn unbespielbar gemacht. Zum Jahreswechsel wurden mehrere karitative Organisationen bedacht, damit diese Lebensmittelgutscheine finanzieren konnten. So wurde armen Familien geholfen, deren Haushaltskasse angesichts der gestiegenen Preise oft schon in der Monatsmitte leer ist.

Und „Hilfe für den Nachbarn“ kann und will weiter helfen. Vereine und Institutionen, die ein besonderes Projekt auf die Beine stellen wollen und dafür Unterstützung brauchen, können sich melden. Unser Verein will bei der Finanzierung unterstützen und damit direkt oder indirekt einzelnen Bedürftigen helfen. Denn nur wenn diejenigen, die sich Tag für Tag für andere einsetzen, auch genügend Mittel zur Verfügung haben, funktioniert das Hilfssystem – und letztlich auch das gesellschaftliche Miteinander. Die Vargas können es zwar noch nicht recht fassen, wie viel selbstbestimmter sie jetzt agieren können, doch einen Plan hat Norman schon: „Wir werden in den Ferien sämtliche Schlösser und Burgen und Parks in Baden-Württemberg abklappern, da will ich schon lange mal hin. Und jetzt kann Papa uns fahren.“

Hilfe für den Nachbarn

Spendenaktion
„Hilfe für den Nachbarn e.V.“ ist seit mehr als 50 Jahren die große Leser-Spenden-Aktion der Stuttgarter Zeitung. Jedes Jahr um die Weihnachtszeit spenden Leser, Firmen und Vereine rund eine Million Euro für Menschen aus Stuttgart und der Region, die in Not geraten sind: durch Armut, Krankheit, Arbeitslosigkeit oder andere Wechselfälle des Lebens. Wir helfen jährlich rund 1800 Einzelpersonen und Familien.

Idee
„Hilfe für den Nachbarn“ unterstützt auch andere Vereine und Institutionen bei der Umsetzung von Hilfsangeboten, kreativen Projekten oder Ideen. Wer eine soziale oder karitative Idee umsetzen will und dabei Unterstützung braucht, kann sich melden bei: „Hilfe für den Nachbarn e.V.“, c/o Stuttgarter Zeitung, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart, Telefon 0711 / 7205-1311, per Mail an stz-hilfe@stz.zgs.de. Mehr auch im Internet unter: www.stuttgarter-Zeitung.de/stz-hilfe

Hilfe für den Nachbarn

Das Spendenkonto:
IBAN DE53 6005 0101 0002 2262 22
BIC SOLADEST600
Kennwort: „Hilfe für den Nachbarn“

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