Sein Markenzeichen ist das Friedenssymbol auf dem Flügel: Der Pianist Davide Martello spielte bis zu zehnmal pro Jahr in Stuttgart. Nun untersagt ihm dies die Stadt. Ein Sturm der Entrüstung tobt in den sozialen Medien.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Betörend bewegt sich seine Klavierkunst zwischen Kraft und Zärtlichkeit. Wenn der Straßenmusiker Davide Martello, der 2015 nach der Terrornacht von Paris mit einem Auftritt vor dem Bataclan berühmt geworden ist, auf der Königstraße an seinem Flügel mit dem Friedenszeichen sitzt, klingeln Passanten mit dem Handy ihre Freunde herbei: „Kommt schnell, er ist wieder da!“ Doch jetzt ist’s vorbei damit.

 

Die Stadt hat dem 38-Jährigen ein Zwangsgeld in Höhe von 500 Euro angedroht, falls er wie gehabt in der Stuttgarter Fußgängerzone spielt. Die Aufregung im Internet darüber ist groß. Die Fans des Pianisten sind sauer auf das strenge Ordnungsamt einer Stadt mit grünem OB, das mehr verbietet, als dies andernorts üblich sei.

Keyboard in ein altes Flügel-Gehäuse eingebaut

Bei dem Streit geht es um die elektrische Unterstützung des Klavierspiels. Die will das Ordnungsamt nicht zulassen, weil man an lärmgeplagte Anwohner denken müsse. „Es gibt viel lautere Instrumente, die keine Verstärker haben“, hält Martello dagegen. Einen klassischen Flügel könne er nur mit extrem hohen Aufwand in eine Fußgängerzone transportieren. „Deshalb habe ich ein Keyboard in ein altes Flügel-Gehäuse installiert“, erklärt der Musiker, Bisher war er etwa zehnmal im Jahr in Stuttgart. Stets sei die Polizei gekommen, ohne dass sich jemand beschwert habe. Wenn sich ein Anwohner beklagt, höre er „aus Respekt“ sofort auf. In den vergangenen sieben Jahren sei dies nur zweimal geschehen. In Konstanz habe er eine Sondernutzungserlaubnis und dürfe sechsmal im Jahr drei Stunden lang an einem bestimmten Platz spielen. Dies wünscht er sich auch für Stuttgart.

„Viele Straßenmusiker verschönern einem den Tag“

In den sozialen Medien üben die Fans des Klavierspielers heftige Kritik an der Stadt. „Sämtliche Musiker sollten sich vorm Rathaus versammeln und einheizen, nämlich täglich“, schlägt jemand vor. „Viele Straßenmusiker verschönern den Tag von Menschen“, schreibt ein anderer, „lasst doch mal die Bewohner Stuttgarts entscheiden, was zu tun ist.“ Davide Martello wünscht sich „ein kulturfreundliches Stuttgart mit Herz“.

Eine Anfrage an die Stadt unserer Redaktion zu der Kritik des Straßenmusikers und seiner Fans wurde bisher nicht beantwortet.