Kein einziger konventioneller Schwarzer Tee ist im Test frei von Glyphosat. Teilweise gesellen sich dazu noch mehr Pestizide, die im EU-Anbau verboten sind. Welchen Tee kann man da noch unbesorgt trinken?

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Wer sich eine schöne, wärmende Tasse Tee aufgießt, ist überzeugt, sich etwa Gutes zu tun - und vor allem etwas Gesundes. Das dem nicht immer so ist, hat die Zeitschrift „Öko-Test“ (Ausgabe 11/2023) herausgefunden. Sie berichtet von einem ganzen Cocktail an Pestiziden, der teilweise in einem Aufguss von Schwarzteeblättern steckt.

 

Bedenkliche Mittel enthalten 

Insgesamt zwölf Spritzgifte hat das „Öko-Test“-Labor in 24 Schwarzen Tees nachgewiesen. Foto: Imago//FStop Images
Eine Schale mit grünem Tee auf Teeblättern in einer chinesischen Teeplantage. Foto: Imago/Blue Jean Images

Darunter befinden sich nicht nur das umstrittene Herbizid Glyphosat, sondern auch Mittel wie Thiacloprid, Clothianidin, Propargit oder Dicofol. Die klingen nicht nur unappetitlich, sondern werden auch als bedenklich oder gar als möglicherweise krebserregend eingestuft. Insgesamt zwölf Spritzgifte hat das „Öko-Test“-Labor in 24 Schwarzen Tees nachgewiesen.

Im Anbau verboten, im Produkt erlaubt

Die Verpackung eines Unkrautvernichtungsmittels, das den Wirkstoff Glyphosat enthält. Foto: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
Arbeiter mit Giftspritze in einer indischen Teeplantage Foto: Imago/Blickwinkel

„Die Hälfte davon ist bei uns im Anbau verboten. In anderen Ländern mit lascheren Vorschriften werden sie allerdings weiter gespritzt und landen so in unseren Tassen“, schreiben die Öko-Tester. Sie sorgen sich auch um diejenigen, die die Giftstoffe in Teeplantagen in Indien, Sri Lanka, Malawi und Co. sprühen müssen.

Weil die Pestizide nicht im Aufguss, sondern in den Teeblättern geprüft wurden, schränken die Tester ein, dass durch die Verdünnung mit Wasser nur Spuren im eigentlichen Tee zu finden seien. „Allerdings ist die Wechselwirkung verschiedener Pestizidspuren bislang wenig erforscht“, heißt es weiter. Fünf Tees kassierten in der Untersuchung die schlechteste Note „ungenügend“.

Was bedeutet das für Liebhaber von Schwarzem Tee?

Arbeiterinnen pflücken Teeblätter in einer Plantage bei Guwahati in Indien, Foto: Imago/NurPhot/o

Bis auf eine Ausnahme seien in der Regel Bio-Tees eine gute Wahl. Denn bei deren Anbau sind chemisch-synthetische Spritzgifte verboten. Eine gute Orientierung beim Kauf sei auch eine Zertifizierung von Naturland oder die Kombi aus Bio und Fairtrade, so „Öko-Test“.

Es gibt zwei „sehr gute“ Testsieger, bei denen die Öko-Tester weder an den Inhaltsstoffen noch am Anbau etwas auszusetzen haben. Dabei handelt es sich um lose Bio-Tees: „Lebensbaum Assam Schwarztee Broken kräftig-malzig“ (4,79 Euro pro 100 g) und „Tee Gschwendner Darjeeling FTGFOP1 Pussimbing First Flush“ (13,80 Euro pro 100 g).

Info:Kleine Geschichte des Tees

Heimat des Tees
China ist die Heimat des Tees. Seit mehr als 3000 Jahren ist das Getränk aus den Blättern des Teestrauches „Camellia sinensis“ bekannt.

2737 v. Chr.
Der Legende nach soll der mythische chinesische Kaiser Shen Nung den Tee entdeckt hat, als ihm der Wind Blätter in eine Kanne mit heißem Wasser blies.

Um 300 v. Ch.
Tee wird erstmals schriftlich erwähnt. Ein chinesischer Arzt empfiehlt ihn zu medizinischen Zwecken, um die Konzentration zu verbessern. Buddhistische Mönche trinken ihn während der Meditation, um wach zu bleiben.

300 n. Chr.
Die erste wissenschaftliche Beschreibung des Tees stammt vom chinesischen Gelehrten Kuo-Po (276-324).

5. Jahrhundert
Nomaden aus Zentralasien treiben Tauschhandel mit Tee, der in Ziegel gepresst ist, entlang der großen chinesischen Mauer.

729
Japans Kaiser Shomu serviert buddhistischen Mönchen Tee. Die ersten Teesamen gelangen um 800 durch den Mönch Dengyo Daishi von China nach Japan.

780
Der chinesische Gelehrte und Teemeister Lu Yu schreibt den Klassiker „Cha Ching“ – Das klassische Buch vom Tee. Das schmale Büchlein ist in zehn Kapitel unterteilt und behandelt alle Themen rund um Herkunft und Kultivierung der Tee-Pflanze, Anbaugebiete, Herstellung und Teezeremonien.

600 bis 1300
Tee wird in China während der Tang-Dynastie (620-907 n. Chr.) zum Nationalgetränk. In der nachfolgenden Sung Dynastie (960-1279 n. Chr.) erlebt der Tee seine goldene Zeit. Die Kunst der Produktion, Zubereitung und Zeremonie wird perfektioniert. Dies setzt sich unter den Ming-Kaisern ab Ende des 14. Jahrhunderts fort.

1610
Die Holländische Ostindische Kompanie wird gegründet und bringt den ersten grünen Tee aus Japan und schwarzen Tee aus China nach Holland. Da die Reise sechs Monate bis ein Jahr dauert, leidet die Qualität des Tees durch die salzige Seeluft und die oft unsachgemäße Lagerung.

1618
Wassilij Storkow, russsicher Gesandter in China, schickt Tee vom Land der Mitte nach Russland als Geschenk für Zar Peter I., den Großen. 200 Kisten gelangen über Karawanen-Handelswege nach Sankt Petersburg. Durch die Lagerung am nächtlichen Feuer nimmt der Tee einen rauchigen Geschmack an und wird als Karawanen-Rauchtee bekannt.

1664
Holländische Kaufleute liefern die ersten 100 Pfund Tee nach England.

1657
Der Engländer Thomas Garrington schenkt in seinem Coffee Shop in London Tee aus. Zunächst ist das Getränk Adeligen, Literaten und Künstlern vorbehalten. Bald wird es aber auch von breiteren Bevölkerungsschichten geschätzt. Die ersten Teehäuser entstehen.

1717
Der Engländer Thomas Twining, ein ehemaliger Angestellter der Ostindien-Kompanie, eröffnet in London das erste Teegeschäft, das bis heute existiert.

1773
Die britischen Kolonialherren bringen den Tee in die „Neue Welt“, wo er bald den dritten Platz der Importgüter einnimmt. Am 16. Dezember 1773 verkleiden sich Bostoner Bürger als Indianer und werfen 342 Kisten Tee der im Hafen liegenden Schiffe der East India Company über Bord. Dieses als „Boston Tea Party“ bekannt gewordenes Ereignis ist die Lunte, die den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg entfacht.

Mitte des 17. Jahrhunderts
Über Holland kommt der Tee nach Ostfriesland, wo er Bier und Branntwein als Lieblingsgetränk der trinkfreudigen Ostfriesen ablöst.

1810
Chinesische Einwanderer bringen verschiedene Teepflanzen aus der Provinz Fujian auf die Insel Formosa, dem heutigen Taiwan.

1848
Robert Fortun wird von der Ostindischen Kompanie nach China entsandt, um Teepflanzen aus China zu beschaffen und die Monopolstellung der Chinesen zu brechen. Er verschifft Tausende Stecklinge und Sämlinge von Teepflanzen nach Indien, wo sie in den Provinzen Darjeeling und Assam angebaut werden.

1860
Tee wird auf Ceylon kultiviert. Der Schotte James Taylor experimentiert mit Teepflanzen, woraus sich die Teeindustrie des heutigen Sri Lankas entwickelt.

1908
Der New Yorker Teehändler Thomas Sullivan erfindet unbeabsichtigt den Tee-Beutel. Um die Proben mit den Blättern an seine Kunden zu verschicken, füllt er den Tee statt in sperrige Blechkanister in handliche Seidenbeutel, die von den Kunden in heißes Wasser getaucht werden.