Ein Gutachter empfiehlt bei der Stadionverlegung auf den Hasenhof den Verzicht auf die Rundlaufbahn. TSV und Gemeinderat sind von den Argumenten nicht überzeugt.

Waldenbuch - Die Stadt Waldenbuch plant den Bau eines neuen Stadions mit 400-Meter-Rundlaufbahn auf dem Hasenhof. Da lohnt es sich, genauer hinzuschauen, wer die Sportanlagen künftig wofür nutzen möchte. Die Experten des Stuttgarter Planungsbüros Sportconcept haben diese Aufgabe im Auftrag der Kommune übernommen und die Bevölkerungsentwicklung, die Aktivitäten der Vereine und den Bedarf der Schule analysiert.

 

Am Dienstagabend wurde das Gutachten im Gemeinderat präsentiert. Dabei brachte Architekt Immo Scholze eine neue Variante ins Spiel. Er empfahl, auf die Rundlaufbahn zu verzichten und den Trainingsbetrieb auf einer 100-Meter-Laufbahn sowie einer naturbelassenen Finnenbahn abzuwickeln. Auch Kooperationen mit Nachbarkommunen seien sinnvoll. Zum Langstrecken-Training könne man auf die Laufbahnen in Nachbarkommunen wie Schönaich, Leinfelden-Echterdingen oder Holzgerlingen ausweichen.

Aktuelle Entwicklung nicht berücksichtigt

Auf 65 DIN-A-4-Seiten hatte der Planer aufgelistet, wie sich der Sportstättenbedarf in den vergangenen Jahren entwickelt hat und welche Schlüsse daraus gezogen werden können. Der Anteil der Senioren steigt, die Stadt wächst nicht mehr. „Der demografische Wandel und die Stagnation der Bevölkerungsgröße haben Auswirkungen auf die Zahl der Schüler und Vereinsmitglieder“, sagte Immo Schulze. Er gab jedoch zu, dass aktuelle Einwicklungen, wie die Zuwanderung durch Flüchtlinge, noch nicht berücksichtigt seien. „Die Statistik hinkt hinterher. Andere Daten haben wir jedoch nicht“, sagte er.

Ein gesondertes Kapitel hatte der Architekt der Entwicklung im 2051 Mitglieder starken TSV gewidmet. Auch hier gibt es ein deutliches Plus bei den Sportlern über 60 Jahre. Als Dolchstoß-Argument für die 400-Meter-Rundlaufbahn aber führte Immo Schulze den starken Mitgliederschwund bei den Leichtathleten an. „Im Vergleich zum Jahr 2006 ist die Zahl der Sportler in diesem Bereich um etwa ein Drittel zurückgegangen“, sagte er.

Ausführungen sorgen für Kopfschütteln

Bei der Führungsriege des TSV, die im Zuschauerraum des Ratssaals saß, sorgten die Ausführungen des Sportstättenplaners für Kopfschütteln. Am vereinbarten Standard dürften keine Abstriche gemacht werden, betonte die zweite Vorsitzende Stefanie Jäger-Reinauer. „Die schlechten Trainings- und Wettkampfbedingungen sind ja gerade der Grund, warum die Leichtathletikabteilung an Mitgliedern eingebüßt hat“, sagte sie. Die geplante Anlage mit Rundlaufbahn würde diesen Missstand beheben. „Man könnte viel mehr machen und das würde die Abteilung auch tun“, versicherte die TSV-Sprecherin.

Die vom Planer empfohlene abgespeckte Variante bewertete Jäger-Reinauer als unausgegoren. Dass Sportler und Schüler für Langstreckentraining pendeln müssten, sei nicht zumutbar und auch das Geld für die Finnenbahn könne man sich sparen. „Wir haben genug Waldstrecken um Waldenbuch herum.“ Die TSV-Sprecherin setzt weiter auf die getroffenen Vereinbarungen mit der Stadt. Man sei sich einig: „Die 400-Meter-Rundlaufbahn gehört dazu.“

„Sieht aus wie ein verkappter Spielplatz“

Das sahen auch die Waldenbucher Stadträte so. Die Argumente des Planers überzeugten sie nicht. „Die vorgeschlagene Variante sieht aus wie ein verkappter Spielplatz und ist sicher nicht dazu geeignet, die Lust an der Leichtathletik zu wecken“, gab FWV-Rat Wolfgang Rieth zu bedenken. Auch CDU-Sprecher Alf-Dieter Beetz konnte dem Vorschlag nichts abgewinnen: „Manche Aussagen haben mich irritiert. Wie soll man 400 Meter Hürden auf einer 100-Meter-Bahn trainieren?“ Für Abstriche war auch SPD-Frau Ingrid Münnig-Gaedke nicht zu haben. „Wenn wir als Stadt für Familien interessant bleiben wollen, sind attraktive Sportanlagen ein wichtiger Standortfaktor“, sagte sie.

Die Stadträte nahmen die Bedarfsanalyse für die Außensportanlagen zur Kenntnis, zeigten aber keine Neigung, hinter die bereits gefassten Beschlüsse zurückzugehen. Somit kann der Kaufvertrag für das Stadiongelände zwischen dem TSV Waldenbuch und der Stadt wie geplant am 18. November unterzeichnet werden. Ob die Vereinbarung auch tatsächlich umgesetzt werden kann, hängt dann vor allem davon ab, ob die benötigten Grundstücke auf dem Hasenhof erworben werden können.