Das Stadtarchiv Herrenberg zeigt das umfangreiche Werk des 1981 gestorbenen Künstlers aus Kuppingen.

Herrenberg - Als „Maler des Gäus“ wurde Karl Kühnle gerne bezeichnet, aber der gebürtige Kuppinger war sehr viel mehr. Sein umfangreiches Werk zeichnet sich durch große Vielseitigkeit an Maltechniken, an Sujets und auch an Materialien aus. Vor 40 Jahren, am 15. Oktober 1981, verstarb Karl Kühnle im Atelier seines Hauses in Kuppingen im Alter von 81 Jahren.

 

Karl Kühnle war ein ausgebildeter Künstler, der sich Zeit seines Lebens weiterentwickelte und Neues ausprobierte. Als Motive seiner Gemälde wählte er das Gäu, den Schwarzwald und den Bodensee, aber auch Italien oder Südfrankreich. Er stellte unter anderem in Biarritz und Paris aus. Konstanten seines Lebens waren Kuppingen und sein tiefer Glaube.

Auf der Grand Tour unterwegs

Karl Ludwig Kühnle kam am 8. Juli 1900 zur Welt . Bereits als Kind malte und zeichnete er viel. Nach der Schule nahm Kühnle 1919/20 zunächst ein Theologiestudium in Tübingen auf, das er jedoch bereits im zweiten Semester wieder aufgab, um dann 1921 endlich das ersehnte Kunststudium in München aufzunehmen. 1926 unternahm er mit seinem Freund Frieder Unz – ganz im Stile der Grand Tour von Künstlern und Adel der frühen Neuzeit – eine Italienreise mit Stationen etwa in Ravenna, Palermo und Rom. Ende 1927 kam er nach Kuppingen zurück und widmete sich ganz seiner Malerei.

Im Jahr 1965 präsentierte er seine Werke in einer großen Einzelausstellung in Herrenberg. Sie wurde mit 4000 Besuchern und dem Verkauf fast aller 200 gezeigten Bilder ein großer Erfolg. Am 29. April 1978 erhielt Kühnle dann die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Am 9. November 1980 verlieh ihm die Stadt Herrenberg „in Anerkennung und Würdigung seines künstlerischen Schaffens als Maler des Gäus“ die Bürgermedaille in Gold und ehrte ihn mit einer letzten großen Ausstellung anlässlich seines 80. Geburtstags, bei der schon etwa eine Stunde nach Beginn sämtliche für den Verkauf bestimmten Bilder ihre Abnehmer gefunden hatten .

Zyklus zu den Verbrechen des Naziregimes

Karl Ludwig Kühnle dürfte circa 5000 bis 7000 Werke geschaffen haben, von denen einige in den Beständen des Herrenberger Stadtarchivs zu finden sind. Unter anderem auch die meisten der Bilder aus Kühnles rund 100 Gemälde umfassendem Zyklus „Die SS und die Juden“ – zumeist Acrylbilder, aber auch Aquarelle, Zeichnungen und Skizzen. Diese in den 60er Jahren entstandenen Werke thematisieren die Gräuel und das Böse des Nazi-Regimes. Der tiefgläubige Kühnle verarbeitete dabei auch biblische Motive, wie die Schlange als Urbild des Teufels und Mörders. Außerdem ließ er seine eigenen Kriegserfahrungen in die Werke einfließen. Kühnle hat den ganzen Zyklus seiner Frau und seinem Sohn erklärt und dies aufgenommen. Möglicherweise werden Ausschnitte dieser Aufnahmen bei der Ausstellung in einer Hörstation zu hören sein. red/str