Ein paar Mal im Monat wuseln Kita-Kinder in Warnwesten und mit Greifzangen durch den Stadtpark in Stuttgart-Vaihingen. Sie räumen die Hinterlassenschaften anderer weg.

Bevor die Kinder der Kita-Gruppen namens Sonne, Mond und Sterne den angrenzenden Stadtpark in Stuttgart-Vaihingen besuchen, rüsten sie sich erst einmal mit orangefarbenen Warnwesten und Zangen aus Holz aus. Währenddessen gibt es von Alexandra Kerber und Vanessa Ruf, den beiden Erzieherinnen der Tageseinrichtung an der Robert-Koch-Straße, letzte Instruktionen: „Nichts mit den Händen anfassen und keine Blumen platt treten.“ Und warum ist das so? „Damit wir uns nicht verletzen, und die Bienen brauchen die Blumen gerade“, schallt es den beiden Erzieherinnen von den Kindern im Kanon zurück.

 

Den Kinderaugen entgeht kein Abfall

Dann geht Alexandra Kerber mit einem Bollerwagen voraus, gefolgt von zwölf Kindern im Gänsemarsch. Kaum im Stadtpark angekommen, schwärmen die Kinder aus. „Müll, Müll, Müll“, rufen sie unentwegt, wenn sie etwas auf dem Boden finden. Egal ob Papier, Glas oder Plastik – den Kinderaugen entgeht kein Abfall. „In Kooperation mit der Abfallwirtschaft Stuttgart haben wir dieses Müllsammelprogramm vor ungefähr drei Jahren ins Leben gerufen“, erklärt Alexandra Kerber.

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Alles habe damit angefangen, dass eine Kollegin ihr einen Kontakt zu zwei Mitarbeitern der Abfallwirtschaft hergestellt habe. Die haben dann die Kinder in der Kita besucht und ihnen spielerisch Mülltrennung beigebracht. Um das Wissen zu festigen, wurde ein orangefarbener Koffer mit Spielen und Puzzeln dagelassen. Darüber hinaus wurden auch die Warnwesten und die Holzzangen von der Abfallwirtschaft gesponsert. „Wenig später haben die Kinder nur noch mit den Müllautos gespielt“, so Alexandra Kerber. „Und es finden sich immer genug Kinder, damit wir ein paar Mal im Monat den Park durchkämmen können.“

Zuspruch von Passanten

Dabei kommt einiges zusammen. In einer knappen Stunde würde man meistens einen Müllsack voll bekommen. Die Aktion der Kita und das Engagement der Kinder findet bei den Passanten im Park Zuspruch. Einer steigt extra von seinem Fahrrad und fragt Alexandra Kerber, was es mit den Kindern in den Warnwesten auf sich habe. Die Erzieherin erklärt es. „Das finde ich echt toll“, sagt Gilbert Mörsch aus Vaihingen. „Die werden in ihrem Leben wohl nichts einfach so auf den Boden schmeißen.“

Er könnte recht behalten, denn Alexandra Kerber berichtet, dass die Aktion die Kinder auch über Nachhaltigkeit und Natur- und Artenschutz informiert. „Für mich ein besonderes Anliegen.“

Dosen mit Info-Schreiben für Kippenstummel

Neuerdings hätte sie mit den Kindern auch Dosen mit einem Informationsschreiben an den Bänken im Park befestigt, damit Raucher ihre Zigarettenstummel in diese und nicht auf den Boden werfen. An einigen Sitzbänken fehlt aber beides schon wieder, weswegen an diesem Tag wieder viele der gelben Filter im Müllsack landen. Warum diese abmontiert wurden und von wem, kann sich Alexandra Kerber nicht erklären. „Wenn wir doch so oft von den Spaziergängern im Park angesprochen werden und Lob zugesprochen bekommen, frage ich mich, warum wir immer jedes mal noch so viel Müll finden.“

Wenn die Müllsäcke voll sind, werden sie vor der Kita abgestellt, die Abfallwirtschaft holt sie dann ab. Für alle Beteiligten scheint dieses Programm eine Win-Win-Situation zu sein. Die Kinder lernen draußen an der frischen Luft, die Stadt hat weniger zu tun, und der Stadtpark wird gesäubert.

Selbst aktiv werden

Let’s Putz
Bereits seit Anfang März findet die Aktion „Let’s Putz“ statt. Zusammen mit dem Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart rufen die Bezirksrathäuser der 23 Stadtbezirke Institutionen und Gruppen, vorrangig die Vereine, Schulen und Kindergärten, dazu auf, im Zeitraum von März bis Oktober des laufenden Jahres eine oder mehrere Müll-Sammelaktionen zu veranstalten. Mehr Informationen unter: www.sichersauberstuttgart.de