Nach drei Jahren Pause wegen der Coronapandemie ist die Mercedesstraße wieder in Bewegung: Der 29. Stuttgart-Lauf wurde am Samstag mit dem Bambini-Lauf eröffnet.

14.30 Uhr, Samstagnachmittag – das Thermometer zeigt 33 Grad. Nicht die beste Temperatur zum Laufen. Dennoch haben sich Ebru Goga und Anja Ellinger, Erzieherinnen der Kita Sattelstraße in Stuttgart-Untertürkheim, mit elf Kindern auf der Mercedesstraße eingefunden. Alle, die angemeldet waren, sind gekommen zum Bambini-Lauf: Die 500 Meter vorbei am Mercedes Benz-Museum für die Jahrgänge 2016 und jünger eröffnen den 29. Stuttgart-Lauf.

 

Nach drei Jahren Coronapause findet die Sportveranstaltung wieder statt. Allerdings mit weniger Teilnehmenden als noch 2019. So hat es laut Veranstalter, dem Württembergischen Leichtathletikverband (WLV), für den Bambini-Lauf und die folgenden Minimarathons bis zu zwei Kilometern Länge am Samstag lediglich rund 1000 Anmeldungen gegeben. Wegen der Pfingstferien, wird vermutet. Manche Eltern, die mit ihrem Nachwuchs zum Start schreiten, sehen auch die Hitze als Grund, dass womöglich der Eine oder die Andere mit den Kids zuhause abtauche.

Zurück zur Truppe der Kita Sattelstraße: „Es ist schon heiß!“, sagt Erzieherin Ebru Goga. „Super, dass wir trotzdem vollzählig sind.“ Jedes Jahr nehme die Kita am Bambini-Lauf teil. „Schade, dass drei Jahre nichts mehr war, umso aufregender, dass es wieder stattfindet.“ Und ihre Kollegin Anja Ellinger ergänzt: „Wir trainieren auch so mit unseren Kids, gehen mit ihnen ein Mal pro Woche joggen.“ Das fänden manche ehemalige Sattelstraßen-Kinder so toll, dass sie noch zu Lauf-Events kämen.

Wie Tasin, der stolz erzählt, dass er auch schon früher dabei gewesen sei. Nun sei er Schulkind. Stolz stellt er sich neben Emily mit der Startnummer 27 und Magdalena, die die 24 trägt. Die beiden Fünfjährigen zeigen glücklich ihre Medaille, die sie just für die Teilnahme am Bambini-Lauf bekommen haben. Das Laufen sei bei der Hitze schon anstrengend, jetzt müssten sie viel trinken, da sind sich die Mädchen einig. „Aber es hat total viel Spaß gemacht“, so Magdalena, die mit ihrer Mutter Mariana die 500 Meter machte.

Heike Drechsler feuert den Startschuss ab

Bei den Bambinis waren einige Eltern mit auf der Strecke, rannten mit Kind an der Hand oder daneben, Tipps gebend und anfeuernd – wie auch manches Familienmitglied am Streckenrand. Ein Vater war gar mit Kinderwagen unterwegs. Mit Vater Boudhi Krantz und ihrem Freund Emek absolvierte Finja den Bambini-Lauf. Da sie bald Schulkind sei, nicht mehr mit einer Kitagruppe laufen könne, hätten die Familien ihre Kinder einfach so angemeldet. „Finja liebt Sport allgemein, läuft, klettert gerne“, sagt Boudhi Krantz. Höhere Temperaturen hielten sie da nicht ab. Seine Tochter lacht: „Aber das Schwitzen, so nass am ganzen Körper, das mag ich nicht so.“

Während Finja und Emek abkühlen, ruft der Moderator wenige Meter weiter hinter dem Sicherheitszaun an den zweiten Start, dem Minimarathon über 1.050 Meter für die Jahrgänge 2015/2016. Wie bei den Bambinis zuvor macht Heike Drechsler – sie holte unter anderem Gold im Weitsprung bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona und 2000 in Sydney – mit den unter Achtjährigen Aufwärmübungen, um danach den Startschuss zu geben.

Ein solches Event sei enorm wichtig für Kinder, um diese ins Bewegen zu bringen, betont der Leichtathletikstar. Insbesondere nach den Coronajahren, wo nicht mehr viel ging und auch die Vereine gelitten hätten. „Hierher kommen freilich interessierte Kinder, aber sie können auch andere mitreißen, die dann bei einem Sportfest, sei es groß klein, spüren, wie man läuft und wie gut es für den Körper ist. Ohne Druck, mit Spaß, es geht nicht ums Gewinnen – dabei sein ist alles.“