Gustav Friedrich Scheerer kommt mit einem Kopfschuss aus dem Ersten Weltkrieg zurück. In Grafeneck wird er von den Nazis ermordet. Ohne seine Urenkelin wüsste niemand von seinem Schicksal.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Stuttgart - Was wäre wohl geschehen, hätte die kleine Charlotte nicht so neugierig gefragt? Aus der Perspektive einer Dreijährigen zwar, aber doch sehr hartnäckig wollte sie wissen, wer die Mama von der Mama und deren Mama war. Und mit einem Mal tat sich ein Loch in der Familiengeschichte ihrer Mutter auf. Franziska Kraufmann (36) fragte bei ihrer Mutter nach, denn in der Familie hatte es immer nur den zweiten Ehemann der Urgroßmutter gegeben. Ihr erster Ehemann Gustav Friedrich Scheerer kam in den Erzählungen nicht vor. Und auch jetzt war die Information mehr als dürftig: „Er kam mit einem Kopfschuss aus dem Ersten Weltkrieg zurück, war dann nicht mehr der, der er vorher war, und ist irgendwann von den Nazis ermordet worden.“ Das war viel elektrisierende Information in knappster Form. Denn nie zuvor hatte jemand davon erzählt, dass Gustav Friedrich Scheerer als Euthanasieopfer ermordet worden war. Wenn überhaupt, war der Vater dreier Kinder der Ex der Urgroßmutter. Mehr als ein Schemen war er nicht.