Kommentar - Endlich hat es die Debatte um unrühmliche Taten von auf Straßenschildern verewigten Berühmtheiten auf die Ludwigsburger Tagesordnung geschafft, schon wird sie abgewürgt. Es ging im Ausschuss um Personen, die seit Jahrzehnten in der Stadt mit eigenen Straßennamen geehrt werden, auf deren Vita jedoch seit geraumer Zeit lange Schatten liegen. Sie stehen im Verdacht, viel tiefer im Naziregime verstrickt oder sogar unmittelbar an Verbrechen beteiligt gewesen sein. In Ludwigsburg wurde diese Debatte zwar vorbereitet – dann aber unverständlicher Weise sofort wieder ausgesetzt.

 

Dass der Stadtarchivar bei seiner Spurensuche auf viele Ungeheuerlichkeiten gestoßen ist, zeigte auch die Stille und Konzentration, mit der das Gremium seinen Ausführungen folgte. Wer ist belastet? Was kann als entlastendes Details herangezogen werden? Im Licht der zum Teil neuen Erkenntnisse muss sorgfältig beraten und bald entschieden werden. Dass die Diskussion nun ausgefallen ist, muss der Verwaltung angelastet werden, die dieses sensible und brisante Thema ans Ende einer übervollen Tagesordnung gesetzt hat. Hier fehlte jegliches Fingerspitzengefühl.

Völlig abwegig scheint auch der Vorschlag des Baubürgermeisters, vor einer Beratung im Gemeinderat die unmittelbar Betroffenen einzubinden. Auf die von ihm angeregte Anwohnerbefragung kann getrost verzichtet werden. Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass hier die Bequemlichkeit überwiegen wird: Die Mehrheit scheut die Mühen einer Adressenänderung und verdrängt die unliebsamen Tatsachen. Es bleibt dabei: Es ist Sache des Gemeinderats. Er muss entschieden, was zu tun ist – und zwar möglichst bald.