Natürlich muss die Stadt Stuttgart öffentlich die Vor- und Nachteile der Ansiedlung von Aldi in Untertürkheim erörtern, meint StZ-Redakteur Jörg Nauke. Die Zukunft der CAP-Märkte vor Ort muss dabei eine wichtige Rolle spielen.

Stuttgart - Der Bezirksbeirat Christoph Hofrichter hat mit seiner Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Stuttgarter Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht ein markantes Ausrufungszeichen gesetzt. Man darf wohl davon ausgehen, dass er nicht darauf abgezielt hat, die Abteilungsleiterin im OB-Büro bei ihrem Vorgesetzten anzuschwärzen, sondern dass er in erster Linie auf das Problem fehlender Transparenz in ihrer Ansiedlungspolitik aufmerksam machen wollte. Nicht zu Unrecht, offenbar steht Aufrecht in Untertürkheim auf dem Standpunkt: Teile meiner Antwort könnten die Bevölkerung verunsichern.

 

Indem sie das kritische Gutachten über die Verträglichkeit einer Ansiedlung von Aldi bisher in weiten Teilen als geheime Verschlusssache behandelt, erweckt sie tatsächlich den Eindruck, den Discounter begünstigen zu wollen. Ein solches Verhalten widerspricht der Vorgabe ihres Chefs Fritz Kuhn, die Bürger in solche Prozesse nicht nur einzubinden, sondern vor allem umfassend zu informieren, bevor Nägel mit Köpfen gemacht werden. Wie sollen Bezirksbeiräte, -vorsteher und Geschäftsleute aber das Bemühen der Stadt, die Nahversorgung zu verbessern, ernst nehmen, wenn klar wird, dass Vorteile der Ansiedlung schöngeredet, die Nachteile und Kollateralschäden aber einfach hingenommen werden?

Die Verwaltung sieht die CAP-Märkte offenbar nur als Lückenbüßer, ihr Wirken als Treffpunkt, Integrationsunternehmen und als Dienstleister für mobilitätseingeschränkte Kunden redet sie klein. Der Gemeinderat dagegen muss darauf genau achten, wenn er abwägen muss, etwa bei einem Verkauf des Areals oder der Aufstellung eines Bebauungsplans. Eines hat Hofrichter schon erreicht: Dieser Deal wird nicht im Hinterzimmer abgeschlossen.