„Wo bist du, Paul?“ „Schön dich zu sehen, Rita.“ „Nicht traurig sein, kleiner Max!“ Kann man sich so Kommunikation unter Elefanten vorstellen? Forscher zumindest vermuten, dass die Dickhäuter ähnlich wie die Menschen Namen nutzen, aber nicht unbedingt nur einen pro Tier.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Elefanten sprechen sich einer Studie zufolge womöglich mit namenähnlichen Rufen an. Innerhalb einer Familiengruppe könnte dabei jeweils die gleiche Bezeichnung für ein Tier genutzt werden, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal „Nature Ecology & Evolution“. Denkbar sei aber auch, dass für ein Familienmitglied gleich mehrere Namen kursierten.

 

Rufe sind in der Regel angeboren

Von vielen Tierarten sei bekannt, dass sie funktionale Rufe für eine bestimmte Nahrung oder ein bestimmtes Raubtier nutzen, erläutern die Forscher um Michael Pardo von der Colorado State University in Fort Collins (US-Bundesstaat Colorado). Diese Rufe seien aber in der Regel angeboren. Erlernte Bezeichnungen wie Personennamen erweiterten den Ausdrucksbereich der Kommunikation sowie die Möglichkeiten kooperativen Verhaltens.

Eine Familiengruppe Afrikanischer Elefanten tröstet ein Kalb im Samburu-Nationalreservat. Foto: Springer Nature/George Wittemyer/dpa

Bisher sei die Verwendung persönlicher Namen nur vom Menschen bekannt, erläutern die Wissenschaftler. Große Tümmler (Tursiops truncatus) und Elfenbeinsittiche (Eupsittula canicularis) sprächen sich zwar auch gezielt an, aber nicht mit einer Art Namen, sondern indem sie Geräusche des Empfängers imitierten. Bei Elefanten könnte das anders sein.

Komplexe Sozialstruktur bei Dickhäutern

Die grauen Riesen haben eine Lebenserwartung von mehreren Jahrzehnten und unterhalten lebenslange differenzierte soziale Bindungen mit vielen Individuen. Mit ihrer Stimme übermitteln Elefanten – ähnlich wie Menschen – zahlreiche Informationen etwa zu Alter, Geschlecht und emotionalem Zustand.

Artgenossen rufen sie den Experten zufolge unter anderem, um Kontakt zu einem weit entfernten Tier aufzunehmen, um ein ankommendes Tier zu begrüßen oder in Form eines fürsorglichen Zurufs beim Säugen, Trösten oder Aufwecken eines Kalbes.

Zwei junge Afrikanische Elefanten begrüßen sich in einem Reservat in Kenia. Foto: Springer Nature/George Wittemyer/dpa

Törööö: Wer ist gemeint?

Die Forscher hatten dieses tieffrequente Rumpeln und Kollern bei Elefantenkühen im Amboseli-Nationalpark und den Samburu- und Buffalo-Springs-Reservaten in Kenia untersucht. Insgesamt 469 Rufe wurden mithilfe eines Modells maschinellen Lernens analysiert. Das Ergebnis: Es ordnete Rufe häufiger als nach dem Zufall erwartbar dem richtigen Empfänger zu.

Zudem beobachteten die Forscher die Reaktionen von 17 der Afrikanischen Elefanten auf Rufe, die an sie oder aber ein anderes Tier gerichtet waren. Waren sie selbst angesprochen, näherten sie sich dem Rufenden demnach schneller und antworteten lauter als bei an andere Gruppenmitglieder gerichtetem Brummeln.