Schlechte Noten für die Bologna-Reform: Eine aktuelle Allensbach-Studie zeigt, dass viele Studierende nicht glauben, mit dem Bachelor ausreichend auf das Berufsleben vorbereitet zu sein.

Berlin - Eigentlich sollte der Bachelor-Abschluss viel mehr sein als nur eine Art Zwischenzeugnis, mehr als nur eine Halbzeitbilanz auf dem Weg zu einem abgeschlossenen Hochschulstudium. Die Reformer des Hochschulwesens hatten es sich im sogenannten Bologna-Prozess jedenfalls nicht nur zum Ziel gesetzt, die europäischen Hochschulabschlüsse zu vereinheitlichen und damit die wechselseitige Anerkennung zu erleichtern. Sie wollten auch erreichen, dass der Bachelor als eigenständiger Abschluss neben einem weiterführenden Masterstudiengang den direkten Einstieg ins Berufsleben ermöglicht.

 

Als Berufsvorbereitung reicht der Abschluss nicht aus

An den Hochschulen sind die Zweifel daran aber noch immer groß. Eine Allensbach-Umfrage im Auftrag des Reemtsma-Begabtenförderungswerkes hat jetzt ergeben, dass die Mehrheit der Studierenden im Bachelor keine Tür zur Berufswelt erkennen kann. 54 Prozent der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren sagten, der Bachelor-Abschluss biete ihnen keine ausreichende Vorbereitung auf das Berufsleben. Noch drastischer ist die Einschätzung, die an den Universitäten und Fachhochschulen über die Erwartungen der Arbeitgeber vorherrscht. Demnach gehen gerade einmal 20 Prozent der Studierenden davon aus, dass sie mit einem Bachelor in der Tasche bei einem Vorstellungsgespräch punkten können. Die Arbeitgeber, so die Meinung der restlichen 80 Prozent, würden den Bachelor als ausreichende Berufsvorbereitung schlicht nicht akzeptieren. Folgerichtig planen 61 Prozent der Bachelor-Studenten, das Studium mit einem Master-Studiengang fortzusetzen. Wichtigstes Motiv hierfür ist die Hoffnung auf bessere Karriere- und Verdienstmöglichkeiten.

Wohnungsnot belastet viele Studenten

Die Umfrage belegt zudem, dass gerade auch die Studierenden unter den steigenden Mietpreisen in vielen Ballungszentren zu leiden haben. Die Wohnungssuche ist deshalb für viele Studierende ein immer größeres Problem. 72 Prozent beklagten, dass bezahlbarer Wohnraum nur noch schwer zu finden sei. In Westdeutschland (76 Prozent) und in Berlin (82 Prozent) ist die Not offenbar am größten. In Ostdeutschland wird die Lage vergleichsweise entspannt gesehen. Hier sind es 43 Prozent der Befragten, die von zu knappem Wohnraum berichten.