Die Bahn kommt beim Tunnelbau Richtung Obertürkheim nicht so recht voran. Schuld sei die Geologie. In Untertürkheim ist die komplexe Untertunnelung des Hallenbades abgeschlossen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Licht und Schatten liegen bei Stuttgart 21 einmal mehr dicht beieinander. Einerseits ist die komplizierte Untertunnelung des Hallenbads in Untertürkheim geglückt, andererseits macht die Geologie auf der Trasse Richtung Obertürkheim Probleme.

 

Hallenbad wurde zwei Mal täglich kontrolliert

Auf Anfrage bestätigt die für die milliardenschwere Neuordnung des Stuttgarter Bahnknotens zuständige Projektgesellschaft (PSU), dass sich die Mineure in zwei Röhren unter dem Hallenbad in Untertürkheim durchgearbeitet haben. Die Unterquerung der Badeanstalt hatte die Tunnelbauer vor besondere Herausforderungen gestellt. Denn in während der Bauphase aufgetauchten alten Plänen sah es so aus, als stehe das Badgebäude auf Pfählen, die in den geplanten Tunnelverlauf hineinragen könnten. Entsprechend vorsichtig mussten die Arbeiter zu Werke gehen. Das Bad, das ausschließlich von Schulen und Vereinen genutzt wird, wurde während der gut einen Monat dauernden Arbeiten zweimal täglich kontrolliert. Dabei seien „keine Auffälligkeiten festgestellt“ worden, so ein Projektsprecher, die vermuteten Gründungspfähle gab es nicht. Nun fehlen noch gut 330 Meter, bis die Mineure im Bereich des heutigen Abstellbahnhofs in Untertürkheim wieder ans Tageslicht kommen. Nächstes Jahr soll es so weit sein.

Viel Wasser Richtung Obertürkheim

Nicht minder komplex gestaltet sich der Bau der Röhren Richtung Obertürkheim. Für diesen Abschnitt hat die Bahn eine neue Vereinbarung mit den ausführenden Firmen veröffentlicht. Darin heißt es: „Die vorgefundene Geologie erfordert eine Prüfung möglicher Ausführungsvarianten zur Erreichung eines tragfähigen Vortriebskonzepts.“ Auf Nachfrage erklärt ein Projektsprecher, die Vortriebsleistungen seien nicht zufriedenstellend. Im Klartext: Der Tunnelbau geht zu langsam vonstatten. Dies sei „auf einen hohen Grundwasserandrang“ zurückzuführen. Auch die in den Netzwerken zusammengeschlossenen projektkritischen Anwohner analysieren regelmäßig die von der Bahn veröffentlichten Zahlen zum Tunnelbau. Auf der Internetseite der Netzwerke heißt es aktuell: „Die beiden Vortriebe Richtung Obertürkheim kommen nur stockend voran. Der Bau der Oströhre ruht seit Ende Juni. In der Weströhre wurden im letzten Vierteljahr insgesamt 35 Meter aufgefahren.“

Es ist nicht das erste Mal, dass der Tunnelbau im Neckartal, wie von Anwohnern unter Hinweis auf die Geologie vorausgesagt, Probleme macht. Im September 2016 brach auf Höhe der Albert-Dulk-Straße so viel Wasser in die Tunnelbaustelle ein, dass die aufwendig abgedichtet werden musste. Im weiteren Verlauf dichtete die Bahn im Bereich des Sportplatzes der SG Untertürkheim den Tunnelverlauf von oben her ab. Die Hobbysportler wurden ausquartiert. Wohl auch mit Blick darauf erklärt der Projektsprecher: „Die Ingenieure und Mineure haben im Laufe des Projekts bereits mehrfach bewiesen, dass sie auch unter schwierigen Bedingungen erfolgreich Tunnel bauen können, und werden auch diese Herausforderung meistern.“