Musik, entspannte Atmosphäre und kühle Getränke – das Bohnenviertelfest zieht die Stuttgarterinnen und Stuttgarter in die Straßen, Gassen und Hinterhöfe.

Der Jüngste ist 63, der Älteste 84 Jahre alt. Seit mehr als 50 Jahren kennen sie sich und spielen gemeinsam Dixieland- und New-Orleans-Jazz. "Seit rund zehn Jahren jedes Jahr auch auf dem Bohnenviertelfest", sagt der Mann an der Trompete. "Happy Jazz Company" nennen sich die fünf nicht mehr ganz jungen Herren und geben vor dem Weinhaus Stetter am Samstagabend den Takt an. Und was für einen: Wenn das Stuttgarter Jazzquintett um den bekannten Klarinettisten Peter Lamparter erst einmal loslegt, kann kaum jemand mit den Füßen stillhalten.

 

Hier in der Rosenstraße füllt sich das Bohnenviertelfest immer zuerst. Noch herrscht jetzt, am späten Nachmittag und frühen Abend, kaum Gedränge in den engen Sträßchen des Viertels. Eher entspannte Vorfreude in lässiger Atmosphäre. Das Bohnenviertelfest vor dem große Ansturm: ein Geheimtipp für Genießer. Sogar die Wirte an den Theken der Freiluftbars sind, wenn es in den Gassen noch nicht brummt, für einen kurzen Plausch aufgelegt.

Eine Bar auf einem Piaggio-Dreirad

So wie Konstantin Ebert, der in diesem Jahr sein Caipirinha-Mobil im Schatten unter den Bäumen in der Weberstraße platziert hat. Seine Bar, in einem Piaggio-Dreirad untergebracht, ist vielleicht der kleinste Gastronomiebetrieb auf dem Fest. "Gut lief es in den vergangenen Tagen", sagt Ebert. Trotz des Regens am Freitagabend. Der Wirt des Event-Unternehmens "Hallo Emil" aus Untertürkheim bietet, wie der Name Caipirinha-Mobil schon sagt, den minzgrünen brasilianischen Cocktail in allen nur denkbaren Variationen an. "Das Bohnenviertel", sagt Ebert und lacht dabei, "ist echt eine Bank". Seit neun Jahren sei er mit dabei, erzählt er. Seit der Weltmeisterschaft in Brasilien. Mehr als seinen gut gefüllten Dreirad-Transporter, ein paar Stehtische und Strohmatten als Decko braucht er nicht. Fertig ist der Barbetrieb.

Gut aufgelegt sind auch Peter, Sandra, Timo und Stefan die sich schon am späten Nachmittag einen Stehtisch auf dem Bohnenviertelfest gesichert haben. "Bevor es richtig losgeht", meint einer aus der Gruppe der Mittdreißiger. Sein Freund ergänzt: "Den geben wir heute nicht mehr her." Die Vier aus Weinstadt sind Wiederholungstäter, wie sie sagen. Seit fast zehn Jahren kommen sie aufs Fest.

Wein und Spritz

Sieht man die älteren Gäste des Bohnenviertelfests meist nach wie vor am liebsten am Weinglas nippen, steht bei den Jüngeren ganz klar Eisgekühltes am höchsten im Kurs: allem voran der Cocktail-Klassiger in Orange. Auch bei den Vieren aus dem Remstal ist das nicht anders. "Kalt muss das Getränk sein bei diesen Temperaturen", meint Timo und prostet in die Runde. Nebenan, in der Rosenstraße, legen Peter Lamparter und seine Mitmusiker von der Happy Jazz Company ein Pause ein. "Wir sind in Ehren ergraut", sagt einer der Musiker und lacht. Nach acht, wenn das Fest in die heiße Phase geht und sich die Massen durch engen Gassen schieben, sei für das Quintett Feierabend. Die Nacht gehört auf dem Bohnenviertelfest dann anderen Rhythmen.