Am Freitag erscheint das erste Album der Stuttgarter Band Mayla. Darauf findet sich von Melancholie und Weißwein weichgespülter Dreampop. Diese Musik ist zu schön, um wahr zu sein.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Der "Sound of Stuttgart" ist, wenn es ihn überhaupt gibt, irgendwo zwischen Post Punk und Slackerpop zu verorten. Nordbahnhof-Szene eben, all die coolen Jungs von Die Nerven bis JFR Moon. Jetzt aber drängt mit Macht ein Duo an die popmusikalische Oberfläche, das mit diesem Milieu eher indirekt, nämlich über den Tonmeister Ralv Milberg, zu tun hat.

 

Mayla nennen sich die beiden Musiker, die schon 2018 eine hervorragende EP namens "Coolpool" veröffentlicht haben, damit aber nur begrenzt viel Aufmerksamkeit erregen konnten. Jetzt legen sie promomäßig und auch live eine Schippe drauf. Am Freitag erscheint mit "Pink Ocean" ein ganzes Album. Darauf findet sich herrlicher, von Melancholie und Weißwein weichgespülter Dreampop, der problemlos mit den Großen des Genres - man denke an Beach House - mithalten kann. 

Beim Hören empfiehlt es sich, zunächst auf die Schlagzeugmaschine zu achten. Stoisch arbeitet sie sich voran, und so wie das aufgenommen ist, kann man nicht einmal mehr von Schlag-Zeug sprechen; der Beat selbst ist ein weicher Teppich, auf dem es sich Synthesizer und zurückgenommene Gitarren gemütlich machen. Darüber schwebt ein psychedelisch verhallter Kopfstimmengesang mit, Betonung, deutschen Texten. Die dann auch noch die herrlichsten Bilder malen: "Rollercoaster fahr’n durch unsere Ven' / Spiel mir Songs von The Cure und Kurt Cobain".

Inwiefern hier ein gesunder Lebenswandel beschrieben wird, sei mal dahingestellt. Letztlich bezieht sich Dreampop ja gerade nicht auf das wohlige Dasein grundzufriedener Menschen, sondern beschreibt eine bewusste Flucht aus der schlechten Gegenwart in eine vorgeblich bessere Vergangenheit: Diese Musik ist zu schön, um wahr zu sein. Das schwingt beim Mayla-Album immer mit, und das drücken auch die dazugehörigen Videos aus. Dass die VHS- und Polaroid-Optik schick aussieht und bei den Kids garantiert gut ankommt, nimmt die Band billigend in Kauf.

Schade, dass "Pink Ocean" (zunächst) nur rein digital verfügbar ist. Man würde sich so ein interessantes Album gern ins Plattenregal stellen. Selbst ein Release auf Kassette wäre ja irgendwie passend. Man könnte das Mayla-Album dann neben die Veröffentlichungen all der anderen wunderbaren Stuttgarter Bands stellen.

Zumindest live bereichern Mayla im Juni auch ganz offiziell den "Sound of Stuttgart". Am 12. Juni treten sie beim gleichnamigen Festival im Stadtpalais auf.
 

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