Mehr als hundert Verlage zeigen im Haus der Wirtschaft, was Bücher alles können. Vor allem um den Lesennachwuchs kümmern sich die Buchwochen mit einem breiten Angebot.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Vom 16. November an hat Gedrucktes im Haus der Wirtschaft das Sagen, dann beginnen dort die Stuttgarter Buchwochen. Zum 73. Mal findet die Bücherausstellung statt, die 1949 als Leistungsschau der heimischen Verlage in zerbombten Räumlichkeiten gestartet war. In der Nachkriegszeit war das Buch als frei verfügbares Unterhaltungsmedium fast konkurrenzlos; heute muss es sich im reißenden Strom digitaler Angebote behaupten. So liest nur noch knapp ein Drittel der Jugendlichen auch in der Freizeit regelmäßig Bücher, wie eine aktuelle Studie zur Mediennutzung ermittelte.

 

Die Stuttgarter Buchwochen sind also heute so wertvoll wie damals. „Bücher können was“ lautet in diesem Jahr ihr selbstbewusstes Motto; mehr als hundert Verlage präsentieren im Haus der Wirtschaft bis zum 3. Dezember Schwerpunkte aus ihrem Programm. Nach den pandemiebedingten Einschränkungen will die Bücherschau mit neuen Ideen und neuem grafischem Gesicht ein breites Publikum ansprechen. „Wir haben viel Zeit, Geld und Kraft investiert, um eine attraktive Ausstellung und ein tolles Programm zu machen“, sagt Tom Erben, neuer Geschäftsführer des Börsenverein-Landesverbands, der die Buchwochen veranstaltet. Erstmals gibt es neben den Wunschzetteln zum Ausfüllen auch ein Bestellterminal. Das Interesse potenzieller Leserinnen und Leser möchte der Börsenverein des Buchhandels möglichst ohne Reibungsverluste in Kaufimpulse umsetzen.

Die Lieblingsbücher von Denis Scheck

Die Bücherschau lädt nicht nur zum Blättern, Stöbern und Reinlesen, sondern auch zum Zuhören ein – ganz konkret bei einem dem Thema Hörbuch gewidmeten Abend am 21. November. Zu Gast ist dann unter anderen die Schauspielerin Maren Kroymann, um Annie Ernaux’ Roman „Das andere Mädchen“ vorzustellen. Bei vielen weiteren Veranstaltungen sind bekannte Autoren und Autorinnen zu erleben. So liest Michel Bergmann im Rahmen der jüdischen Kulturwochen am 18. November aus seinem Buch „Mamaleben“, Matthias Politycki stellt am 24. November seinen neuen Roman „Alles wird gut“ vor, am 30. November verrät der Literatkritiker Denis Scheck, was seine Lieblingsbücher 2023 sind und bietet sicherlich Stoff für den ein oder anderen Wunschzettel.

Sonderschauen wie zum Deutschen Fotobuchpreis, zum Deutschen Buchpreis oder zum Selfpublisher-Preis erleichtern die Orientierung in der Fülle an Gedrucktem. Bewährt hat sich auch das „Schweizer Zimmer“, in dem sich nun zum zweiten Mal Verlage aus dem Nachbarland vorstellen.

Wie verändert KI die Verlagswelt

Um dem Nachwuchs das Wunderwerk Buch nahezubringen, gibt es fast täglich kostenlose Lesungen für Schulklassen. Mit dem neuen Themenabend „New Adult“ sollen auch ältere Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene angesprochen werden. Dafür geben die Autorinnen Julia Dippel und Sarah Sprinz am 23. November in einer Schreibwerkstatt Einblick in ihre Kunst. Unter Umständen führt der Weg zum Lesen ja über das Selberschreiben. Welche Veränderungen KI und Tools wie ChatGPT für die Buchwelt bedeuten, steht im Fokus der Auftaktdiskussion am 16. November, für die unter anderen Margot Käßmann und der Freiburger Verleger Manuel Herder aufs Podium steigen.

Info

Termin
Die 73. Stuttgarter Buchwochen finden vom 16. November bis zum 3. Dezember im Haus der Wirtschaft statt. Sie sind täglich von 11 bis 19.30 Uhr geöffnet, an Donnerstagen bis 21 Uhr.

Tickets
Tageskarten kosten 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro. Kinder bis einschließlich 14 Jahren und Schulklassen haben freien Eintritt.

Programm
Infos zu allen Veranstaltungen und Lesungen findet sich auf www.buchwochen.de