Das Zehn-Jahr-Jubiläum hat das VfB-Team bei ihm auf der Solitude gefeiert. Der Stuttgarter Gastronom Jörg Mink spricht über die Meisterschaft 2007 und über seine emotionale Beziehung zum VfB Stuttgart.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - In der Serie „Heimspiel“ geht es gastronomisch plötzlich ganz steil nach oben. Gerade noch mit dem Kabarettisten Christoph Sonntag im Danziger Stüble und mit dem Klett-Chef Philipp Haußmann im Dortmunder eingekehrt, zwei ehrlich-urige Raucherkneipen vom holzvertäfelten Schlag, ist das Ambiente dieses Mal königlich-gediegen. Jörg Mink hat sich das Restaurant auf Schloss Solitude ausgesucht, um hier über seine Beziehung zum Fußball und zum VfB zu sprechen. Minks Platzwahl kommt jetzt nicht völlig überraschend, ist er doch hier der Hausherr. Noch schnell den VfB-Wimpel fürs Foto drapiert, und dann kann es losgehen, das Gespräch mit dem Wirt, der zeitweise fünf Lokale gleichzeitig geführt hat, sich jetzt aber voll und ganz auf die Solitude konzentriert.

 

Jörg Mink ist zu Beginn noch etwas außer Atem, stand er doch bis vor fünf Minuten selbst in der Küche. Engpass hinterm Herd, und das ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit. Das geht auf die Kondition. Fit gemacht hat sich Jörg Mink, der aus Stuttgart-Vaihingen (um genau zu sein: aus Dürrlewang) stammt, nicht beim Fußball, sondern zunächst als Handballtorwart. Und zwar in Renningen, wohin die Familie zog. „Ich war der Clown im Team“, erzählt er. „In einem Training habe ich ständig so getan, als hätte ich Angst vor den Würfen. Meine Mitspieler hatten ihren Spaß, bis der Trainer sagte: ,Noch einmal, und du kannst in den Chor gehen.‘“ Er habe sich daraufhin trotzdem noch einmal weggeduckt und sei dann aus der Halle gegangen. Und im Chor hat er sich dann tatsächlich angemeldet: „Ich hatte damals ein schöne Stimme.“ Zum sportlichen Ausgleich turnte er noch nebenher.

Armin Veh und Erwin Staudt wurden seine Freunde

Eingefleischter VfB-Fan wurde der Promiwirt, der in seinen Restaurants in Berlin und Stuttgart die damaligen Politikgrößen von Kohl bis Schröder oder auch Tom Cruise und Lionel Richie bekocht hatte, nachdem Stürmer Kevin Kuranyi in der Linde zu Gast war. So sprach sich beim VfB unter Trainer Felix Magath schnell herum, dass man in Möhringen einen ganz ausgezeichneten Zwiebelrostbraten mit Spätzle bekommt. So entstanden Freundschaften. Zum früheren VfB-Präsidenten Erwin Staudt zum Beispiel, der mittlerweile Präsident des von Mink ins Leben gerufenen Business Club Stuttgart ist, der auf der Solitude seine Heimat hat. „Ich bin ein leidenschaftlicher Netzwerker und bringe unheimlich gerne Menschen zusammen“, sagt Jörg Mink, der irgendwann nicht mehr nur Fan „und einer von 60 000 Trainern im Stadion“ war, sondern Mannschaftskoch des VfB wurde. „Dass ich im Trainingslager und bei Europapokalreisen für den VfB gekocht habe, bedeutet mir mehr als jeder prominente Gast in einem meiner Lokale“, sagt er. Seitdem verbindet ihn auch eine ganz enge Freundschaft mit dem ehemaligen Trainer und jetzigen Kölner Sportchef Armin Veh.

„10 Jahre Meister“-Feier im Solitude

Staudt, Veh und der Titel 2007 – wenn Jörg Mink darüber redet, ist er in seinem Element. Ehrensache, dass die Meistermannschaft ihr Zehn-Jahr-Jubiläum bei ihm auf der Solitude gefeiert hat. Er sei in seiner VfB-Zeit mit allen Spielern bestens ausgekommen, nur mit einem nicht. „Jens Lehmann war ein schwieriger Fall“, sagt er. Bei ihm habe er das Gefühl gehabt, von oben herab behandelt zu werden.

Aber nicht nur für den VfB, auch für die südafrikanische Rugby-Nationalmannschaft hat Mink schon gekocht, nachdem der Trainer einmal bei ihm in Stuttgart zu Gast gewesen war. Dabei musste Mink allerdings feststellen, dass für Rugby-Spieler weniger der Geschmack, sondern mehr die Masse zählt.

Jörg Mink: „Wir steigen nicht ab“

Deshalb schnell zurück zum Fußball. Ins Stadion geht Jörg Mink mittlerweile nur noch ganz selten. „Das liegt zum einen an der Arbeit hier“, sagt er, „aber auch daran, dass durch die Chefetage des Clubs mittlerweile ein etwas kühlerer Wind weht“. Unter dem Präsidenten Wolfgang Dietrich sei die Atmosphäre nicht mehr so herzlich, meint Mink.

Das ändert aber nichts daran, dass er seinem Verein weiter die Treue hält. Die Spiele schaut er zu Hause vor dem Fernseher, „und zwar 90 Minuten stehend und mit viel Geschrei“. Am Samstag wieder, wenn es gegen Hertha BSC geht. Und dann sagt Jörg Mink noch: „Wir steigen nicht ab.“ Die Antwort auf die Frage, was ihn da so sicher mache, lautet: „Weil ich es nicht will.“