Die Nachricht kam nicht mehr überraschend: Der Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers hat sich am Montag von Trainer Massimo Morales getrennt. Der bisherige U-23-Coach Jürgen Hartmann übernimmt – zumindest vorläufig.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Um 13 Uhr ist Massimo Morales am Montag vom Hof der Stuttgarter Kickers gefahren. Für immer. Und eine halbe Stunde später hatte der Platzwart das Trainer-Parkplatzschild bereits wieder an seine angestammte Stelle geschraubt, nachdem es auf Wunsch des Italieners vorübergehend auf der gegenüberliegenden Seite montiert war. Tempi passati, um im Italienischen zu bleiben – vergangene Zeiten.

 

Wobei die neue Zeitrechnung des Fußball-Drittligisten nur bedingt begonnen hat. Jürgen Hartmann übernimmt das Amt des Cheftrainers, mit dem kleinen Zusatz: vorerst. Der Trainer der U 23 hatte bisher als Assistent unter Morales gearbeitet, dessen Co-Trainer Ciro Zampella wiederum nun Hartmann zuarbeiten wird. „Natürlich gibt es schönere Dinge, als so eine Trennung“, sagte das Präsidiumsmitglied Guido Buchwald, nachdem die Gremien am Sonntag bis gegen 23 Uhr getagt hatten und zu dem Ergebnis gekommen waren, einen Schlussstrich zu ziehen. Was Morales am Montag um die Mittagszeit persönlich mitgeteilt wurde.

Dabei wurde nochmals offensichtlich, dass nicht nur das schwache sportliche Abschneiden zu der Entlassung führte. „Unabhängig davon gaben verschiedene Vorkommnisse, die wir so nicht hinnehmen konnten, den Anlass für die Trennung“, sagte Buchwald. Zuvorderst Differenzen im zwischenmenschlichen Bereich, zum Beispiel der Umgang mit Spielern. Das verdeutlichte auch der Präsident Rainer Lorz, der um 14 Uhr die Mannschaft in einer Ansprache unterrichtete, nachdem die zuvor bereits von der wahrlich nicht mehr überraschenden Entwicklung informiert worden war.

Kickers sind mit einigen Trainer-Kandidaten im Gespräch

„Leider haben sich die Dinge in dieser Saison in eine Richtung entwickelt, die wir nicht akzeptieren können“, sagte der Präsident, der um das ohnehin schon etwas angekratzte Image des Vereins besorgt ist. „Die Stuttgarter Kickers stehen für einen bestimmten Anspruch und bestimmte Werte, die nicht beschädigt werden dürfen“, teilte Lorz in einer Pressemitteilung vielsagend mit – was darauf hindeuten könnte, dass der Verein aus juristischer Sicht möglicherweise in Richtung Rufschädigung argumentiert.

Was die Nachfolgefrage angeht, geben sich die Verantwortlichen noch zugeknöpfter. „Jürgen Hartmann macht das zunächst interimsweise“, sagt Buchwald, fügt aber hinzu: „Ich bin von seinen Fähigkeiten absolut überzeugt.“ Da klingt durch, dass der frühere Profi (unter anderem beim VfB Stuttgart und HSV) bei einem möglicherweise überzeugenden Auftritt am Samstag gegen Regensburg eine ernsthafte Alternative wäre.

„Wir sind aber auch mit drei, vier Kandidaten im Gespräch“, sagt Buchwald. Sicher in der Verlosung sind Uwe Wolf, der zuletzt den Regionalligisten Hessen Kassel in die Relegationsspiele zur dritten Liga geführt hatte und auch erfolgreich im Nachwuchsbereich bei Hoffenheim sowie 1860 München gearbeitet hat. Und Jürgen Luginger, der vergangene Woche beim Ligakonkurrenten 1. FC Saarbrücken entlassen wurde und dort deshalb zunächst einmal seinen Vertrag auflösen müsste, ehe er bereitstünde. Was wiederum dafür spräche, dass Buchwald betont: „Wir werden jetzt nichts übers Knie brechen.“ Klar ist, dass der Verein einen gestandenen Trainer mit einer gewissen Erfahrung sucht, der auch in wirtschaftlicher und charakterlicher Hinsicht zu den Kickers passt. „Die Spieler brauchen jetzt wieder Freude und Power“, sagt Buchwald.

Hartmann: „Ich habe sehr viel Respekt vor der Aufgabe“

Beides soll einstweilen Hartmann vermitteln, der am Montagmittag bereits die erste Trainingseinheit leitete – und dazu auch die zuletzt in die zweite Mannschaft verbannten Profis Marcel Ivanusa und Patrick Auracher einberief. „Ich habe sehr viel Respekt vor der Aufgabe“, sagte der 50-Jährige. „Wenn wir in dieser Woche das eine oder andere umsetzen könnten, wäre es schön – falls es am Samstag mit mir zum Spiel kommt.“

Dabei ist schon sicher, dass Hartmann auf der Bank sitzen wird. Nicht gänzlich ausgeschlossen, dass aus der Interimslösung dann eine Dauerlösung wird.