Surreale Motive, schreiende Farben - das sind die ersten Gedanken, die einem in den Kopf kommen, wenn man sich die Bilder von Elena Mann aka Ma Knut anschaut. Wir haben die Stuttgarter Künstlerin in ihrem Atelier besucht und einen Blick auf die bevorstehende Ausstellung geworfen.

Stuttgart – Bevor die Stuttgarterin ihre Fantasien frei auf der Leinwand ausleben konnte, hat sie einen beachtlichen Weg zurückgelegt. Elena kam 1980 in Tadschikistan als Tochter von deutschen Aussiedlern zur Welt. Mit elf Jahren zog ihre Familie zurück nach Deutschland und siedelte sich in Metzingen an.

 

Nach ihrem Abitur schloss die heute 41-Jährige eine Ausbildung als Automobilkauffrau ab und ging 2004 zum Arbeiten nach England. Dort merkte sie schnell, dass sie nicht ihr Leben lang in der Automobilbranche bleiben will und entschloss sich, in London Architektur zu studieren: „Ich wollte damals unbedingt etwas Kreatives, aber auch Anspruchsvolles machen. Mit der Zeit merkte ich, dass Architektur aber relativ trocken ist und wechselte zu Innenarchitektur und machte später den Master in Performance Design.“ Gern hätte Elena damals als Bühnenbildnerin am Theater gearbeitet, aber ihr Weg führte sie als Raumdesignerin in die Eventbranche.

Auf der Suche nach weiteren Herausforderungen ging die Stuttgarterin 2015 für zwei Jahre auf Reisen: „Damals kam die Malerei in mein Leben und ich wollte mehr von der Welt sehen und mehr erleben.“ So reiste die Stuttgarterin nach Südostasien, Japan, Israel, Jordanien und Nordafrika. Zurück in Deutschland fiel dann der Entschluss, die Kunst ernsthaft als Vollzeitberuf anzugehen. In der Kunstszene ist die Malerin heute unter ihrem Pseudonym Ma Knut bekannt, ein abstrakter Name, welcher für ihr Alter Ego steht.

"Malerei als Ausdruckskraft meiner Kreativität"

„In anderen Disziplinen wie der Architektur gibt es viele Auflagen, von denen ich mich dann doch befreien wollte und Kunst bedeutet für mich Freiheit.“ Elenas Bilder sagen viel über ihre Ausdruckskraft, Kreativität und Persönlichkeit aus. „In meinen Bildern erschaffe ich eine eigene Realität, die bunter, ausdrucksvoller und alles andere als langweilig ist.“

Elenas Arbeiten wirken irrational und absurd – etwas, was wir in der Realität so nicht vorfinden können. „Ich möchte mit meiner Kunst mehr ins Organische und weg von geraden Linien und dem Rationalen gehen. Darin kann man eine Rebellion gegen das, was ich vorher als Raumdesignerin gemacht habe, sehen.“

„Ich liebe die detaillierte lange Arbeit an meinen Bildern. Der Prozess des Malens ist für mich ein Genuss.“ Inspiration findet Ma Knut in einfachen Dingen wie der Natur, setzt sich aber auch viel mit Mythologie und Philosophie auseinander: „Ich mache mir viele Gedanken dazu, wo wir herkommen, die Menschheitsgeschichte und Anthropologie interessieren mich sehr.“

Eine Gegenbewegung zur Stuttgarter Kunstszene

In der Stuttgarter Kunstszene fühlt sich Ma Knut als ein Outsider. „Die Szene hier ist sehr industriell, minimalistisch und maschinell inspiriert. Meine Kunst wirkt hier eher als eine Antidote und ist sozusagen eine Gegenbewegung.“ Jungen Künstler:innen möchte Elena aber auch auf den Weg geben, dass sie mehr Mut haben sollten originell und authentisch zu sein und nicht den Trends der Kunstszene folgend, anerkannte Künstler:innen oder Hochschulprofessor:innen kopieren sollen.

Nach vielen Jahren in London kann die Künstlerin in Stuttgart ihre Ruhe finden: „London ist eine hektische, schnelllebige aber auch eine recht oberflächliche Stadt. Stuttgart ist für mich tiefgründiger und bodenständiger. Wenn man hier etwas macht, dann wird das auch ernstgenommen.“

Im Kessel ist die Künstlerin gern im Schlosspark, am Wilhelmsplatz oder bei den Wagenhallen am Nordbahnhof unterwegs und wenn sie mal raus aus der Stadt will, besucht sie gerne ihre Eltern in Metzingen.

„Come As You Are“ heißt die neue Ausstellung der Künstlerin, welche am 11. September von 15 bis 21 Uhr mit einer Vernissage eingeläutet wird. Das Atelier sowie die inklusiven Ausstellungsräume der Künstlerin befinden sich in einem Hinterhof in der Hauptstätter Straße 35, diese sind normal nur mit vorheriger Terminvereinbarung auf der Webseite zu besichtigen.