Perücke auf, mit einer guten Portion Sarkasmus den Text geschrieben, Wolle-Petry-Beat drunter gelegt und fertig ist der Anti-Bierzelt-Song. Stuttgarter Singer-Songwriter Nasim hat ein Liedchen über die Zustände auf dem Cannstatter Volksfest geschrieben.

Stadtkind: Petra Xayaphoum (px)

„Ich bin kein echter Wasen-Hasser“, sagt Nasim Kholti, als wir auf seine neueste Song-Auskopplung zu sprechen kommen, in der er kein gutes Haar am Bierzelt-Publikum lässt. „Das ist Wasen! Nach der dritten Maß wird dir übel. Und du spuckst nach der Wilden Maus auf dem Weg nach Haus“, trällert er auf die Melodie von good old Wasen-Schlager „Wahnsinn“ by Wolfgang Petry. Passend dazu: die Möchtegern-Wolle-Petry-Perücke auf seinem Kopf im Video. Man merkt schon: Ganz so ernst ist der Song nicht gemeint.

 

Mit Wasen-Scham auf dem Cannstatter Wasen

„Mittags gehe ich manchmal selber auf das Cannstatter Volksfest und fahre Achterbahn“, erzählt der Stuttgarter Musiker. „Aber das Bierzelt finde ich schon schlimm. Das Lied fasst auch ganz gut zusammen, wie’s dort abgeht.“ Das weiß er aus eigener Erfahrung, letztes Jahr hat’s ihn selbst ins Bierzelt verschlagen. „Wenn man erst mal mit den richtigen Leuten im Zelt ist, kann’s schon ganz witzig sein“, gibt er zu. „Gleichzeitig geht das nie ohne Wasen-Scham.“ Moment, Wasen-Scham? „Wenn man sich dann im Nachhinein doch schämt, hingegangen zu sein“, erklärt Nasim lachend. „Zum Beispiel, weil man, wie ich, sich hat dazu hinreißen lassen aus dem Bierzelt zu posten und dann die kritischen Kommentare eintrudeln.“ Die eigene Bubble judged schneller als die Maß auf dem Tisch steht.

Mit seinem Song möchte er die eigenen ambivalenten Gefühle zum Cannstatter Volksfest zum Ausdruck zu bringen. „Ich versuche das Ganze ein bisschen humorvoll auf die Schippe zu nehmen.“ Dass er im Stuttgarter Osten wohnt und jeden Tag „Ströme von Menschen mit Prosecco in der Dose“ an seiner Wohnung vorbei zum Wasen und besoffen wieder nach Hause laufen, bestärkt eher seine Gefühle auf der negativen Seite. „Aber am Ende kann natürlich jede:r machen, was er oder sie will“, betont der Stuttgarter.

Entstanden ist der Song, wie vieles, aus einer Schnapsidee heraus. Ob er ihn bei seinem Konzert am 5. Oktober im Stuttgarter Wyld spielen wird, weiß er noch nicht. Für Wolle-Petry-Beats muss schon die richtige Stimmung herrschen.

Seine kleine musikalische Hasstirade auf die S21-Baustelle am Hauptbahnhof wird’s aber sicher geben. Über die hatten wir in der Vergangenheit schon berichtet.