Die Bürgerinitiative Zukunft Stuttgarter Wald spricht von einigen Schwachstellen im Konzept.

Stuttgarter Norden - Bürgermeister Dirk Thürnau wollte den Mitgliedern des Ausschusses für Umwelt und Technik (UTA) des Gemeinderats am Dienstag eine Vorlage über das noch zu gründende „Gremium für den Stuttgarter Stadtwald“ präsentieren. Doch die Stadträte vertagten den Punkt. Es scheint noch Diskussionsbedarf zu geben.

 

Dass die Mitglieder des UTA so reagierten, hatte der Botnanger Jörg Noetzel gehofft. Er ist eine der treibenden Kräfte der Bürgerinitiative Zukunft Stuttgarter Wald und hatte am Montagmorgen eine umfangreiche E-Mail unter anderem an die Stadträte und Oberbürgermeister Fritz Kuhn versendet. Noetzel verwies auf einige Kritikpunkte in der Vorlage, über die unbedingt noch einmal gesprochen werden müsse: „Im derzeitigen Entwurf, der im Ansatz sicher gut gemeint ist, zeigen sich jedoch nach unserer Auffassung noch einige sehr kritische Schwachstellen, die uns doch ernsthaft zweifeln lassen, ob hier wirklich ein Wandel bewirkt werden soll.“ Die Bürgerinitiative bemängelt zunächst einmal, dass der Vorschlag von Bürgermeister Thürnau bedeuten würde, dass das neue Gremium „keinerlei politisches Gewicht“ besitzen würde. In der Vorlage sei Folgendes zu lesen: „Das Fachamt erarbeitet soweit möglich konzeptionelle Vorschläge . . .“ und „Diese Vorschläge können dem Gemeinderat/Ausschuss für Technik und Umwelt zur Entscheidung vorgelegt werden.“ Die Bürgerinitiative möchte aber mehr Verbindlichkeit: „Eigentlich sollte es doch darum gehen, dass konzeptionelle Vorschläge unbedingt vom Fachamt zu erarbeiten sind“, sagt Noetzel. Und dass sie auch auf jeden Fall den Mitgliedern des Gemeinderats beziehungsweise des Ausschusses für Umwelt und Technik vorgelegt werden. „Wir würden gerne vermeiden, dass am Ende ein ,runder Tisch‘ entsteht, bei dem dann hauptsächlich über Detailthemen wie die Breite der Fahrradwege diskutiert wird und die eigentliche strategische Hauptaufgabe, nämlich die Grundzüge der Zielsetzung und Ausführungsmethodik der nächsten Forsteinrichtungsplanung, aus dem Auge verloren werden“, betont Noetzel. Der Vorschlag der Bürgerinitiative lautet wie folgt: „Das Gremium soll als hauptsächliche Aufgabe im Zuge der kommenden Forsteinrichtungsplanung zur zukünftigen Waldstrategie Vorschläge für den UTA erarbeiten und an diesen direkt berichten. Hierbei sollen naturnahe Modelle der Waldbewirtschaftung, wie zum Beispiel das Lübecker Konzept oder wesentliche Teile davon, Berücksichtigung finden.“

Dreimal im Jahr soll sich dasGremium treffen

Dass die sogenannte Forsteinrichtung – also die Waldstrategie für die Jahre 2023 bis 2032 – ein wichtiges Thema für den Waldbeirat sein wird, steht auch für die Stadtverwaltung fest. Dreimal im Jahr soll das Gremium zusammenkommen – zweimal im Sitzungssaal, einmal zu einer Waldbegehung. 25 Mitglieder sind vorgesehen – sieben Mitarbeiter der Stadtverwaltung, acht Stadträte und zehn Vertreter aus der Bevölkerung. Auch die Bürgerinitiative Zukunft Stuttgarter Wald soll einen Sitz erhalten – wie der Naturschutzbund Deutschland oder der Deutsche Albverein. Zwei Sitze sollen für Waldbesitzer, Landwirte, Pächter oder Anrainer reserviert werden. Und auch „Arbeitnehmer und Kunden“ sollen zwei Sitze erhalten. „Im jetzigen Entwurf sind der Bereich Anrainer und Pächter sowie Arbeitnehmer und Kunden mit vier Sitzen vertreten und haben ein sehr hohes Gewicht“, sagt Noetzel. „Diese Gruppen haben naturgemäß wenig Interesse, derzeit etwas an der Bewirtschaftung mit hohem Holzeinschlag zu ändern. Die Bevölkerung zum Thema Naherholung/Erscheinungsbild ist gerade einmal mit zwei Sitzen vertreten. Hier sollten ebenfalls vier Sitze möglich sein“, fordert er.

Ob und welche Vorschläge der Bürgerinitiative noch in den Entwurf der Stadtverwaltung aufgenommen werden, wird sich wohl in den nächsten zwei Wochen entscheiden.